Berlin/Gao (Mali). Die Länder der Sahelzone leiden unter der Geißel Terrorismus. Immer wieder kommt es zu Angriffen dschihadistischer Gruppierungen auf Sicherheitskräfte und Zivilisten. Militär und Blauhelmen der Vereinten Nationen (VN) gelingt es kaum, die Lage längerfristig zu kontrollieren. Radikale und Kriminelle überfallen besonders in dem Dreiländereck Niger, Mali und Burkina Faso Ortschaften und töten wahllos Menschen. Erst jetzt wieder kamen bei Angriffen mutmaßlicher islamistischer Rebellen und marodierender Banden in Mali und Niger etwa 140 Einheimische ums Leben. Ein Feuerüberfall auf das Lager der Bundeswehr Camp Castor nahe der malischen Stadt Gao ging glimpflich aus.
Vom Angriff auf ihre Militärbasis berichtete die Bundeswehr am gestrigen Sonntag (5. Dezember) um 13:44 Uhr auf Twitter. Dort hieß es: „Das Camp Castor der Bundeswehr bei MINUSMA wurde heute Morgen mit Steilfeuer angegriffen. Treffer innerhalb des Camps wurden nicht festgestellt. Es entstand weder Sach- noch Personenschaden. Die [Kräfte] des deutschen Einsatzkontingents sind wohlauf.“
Die Blauhelm-Mission MINUSMA (United Nations Multidimensional Integrated Stabilization Mission in Mali/Multidimensionale Integrierte Stabilisierungsmission der Vereinten Nationen in Mali) gilt als gefährlichster und verlustreichster Einsatz der Vereinten Nationen weltweit. Dies machte auch der verheerende Anschlag vom 25. Juni dieses Jahres deutlich, bei dem zwölf deutsche Soldaten zum Teil schwer verwundet worden waren (wir berichteten).
29 Soldaten und 79 Angreifer wurden jetzt getötet, als Rebellen die internationale Fianto-Armeebasis in der nigerianischen Region Tillabéri zu stürmen versuchten. Die Bewaffneten seien am Samstag mit „Hunderten Motorrädern auf den Stützpunkt zugefahren“, sagte ein Armeesprecher am gestrigen Sonntag. Es handelte sich um eine Basis der Organisation „G5-Sahel“, in der Mauretanien, Niger, Tschad, Mali und Burkina Faso gemeinsam gegen Aufständische in der Sahelregion kämpfen.
Zuvor waren bei einer Terrorattacke auf einen mit Zivilisten besetzten Lastwagen in Mali mindestens 31 Menschen getötet worden. Etwa 17 weitere Menschen waren nach offiziellen Angaben bei einem Angriff Bewaffneter am Freitag nahe der Ortschaft Songo verletzt worden. Die Opfer seien unterwegs zu einem Markt in der Stadt Bandiagara im Zentrum Malis gewesen, so die Verlautbarung.
Deutschland beteiligt sich momentan in Mali an der Stabilisierungsmission der Vereinten Nationen MINUSMA mit 1039 Bundeswehrangehörigen (darunter 86 Frauen sowie 56 Reservisten). An der Ausbildungsmission der Europäischen Union EUTM Mali ist die Bundeswehr derzeit mit 326 Kräften vertreten (darunter 25 Frauen sowie 26 Reservisten).
Erst im November besuchte die Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages, Eva Högl, die deutschen Soldaten in Mali und im benachbarten Niger. Nach ihrem Truppenbesuch meldete die SPD-Politikerin – auch mit Blick auf das Debakel in Afghanistan – Zweifel am Mali-Engagement der Bundeswehr an. In Mali falle es schwer, die Nachhaltigkeit dieses Engagements zu erkennen, meinte Högl. Man werde sehr intensiv diskutieren müssen, wenn es um die Verlängerung der Mandate MINUSMA und EUTM Mali für die Bundeswehr gehe.
In einer Kolumne – ebenfalls im November – hatte die Wehrbeauftragte bereits gewarnt: „Die politische Situation in Mali ist fragil. Demokratie und Rechtsstaat sind keineswegs stabil und fest verankert. Die Gefährdungslage ist nicht gut.“ Zu beantworten gebe es mittlerweile eine ganze Reihe grundsätzlicher Fragen, so Högl weiter: „Wie sinnvoll und nachhaltig ist der Einsatz in Mali? Welche Ziele verfolgen wir? Setzen wir hierfür die geeigneten Mittel ein? Und haben wir klare Kriterien, um Erfolg (oder Misserfolg) des Einsatzes zu messen?“
Diese Fragen würden – wie bereits beim Afghanistaneinsatz – zu selten und zu wenig diskutiert, kritisierte die Wehrbeauftragte. Sie forderte: „Von der künftigen Bundesregierung und dem neuen Bundestag erwarte ich eine breite, ernste und offene Debatte über den Einsatz in Mali und über Auslandseinsätze der Bundeswehr im Allgemeinen.“
Unser Symbolbild zeigt Camp Castor bei einem in dieser Region so häufig auftretenden Sandstürme.
(Foto: Bundeswehr)
Wie gut, das nach mir noch Soldaten vom MIL-Objektschutz die Mannstärke verbessert haben. Die Temperatur in der Region sind heftig.
Ich wünsche allen dort ein Neujahr ohne Vorfälle!