Meppen/Osnabrück. Mehr als drei Jahre nach dem Moorbrand im Emsland ist nun Anklage gegen drei mutmaßlich Verantwortliche erhoben worden. Das berichtet die Neue Osnabrücker Zeitung (NOZ) unter Berufung auf ein Schreiben der Staatsanwaltschaft Osnabrück an den Grünen-Politiker Christian Meyer. Der Vizefraktionschef von Bündnis 90/Die Grünen im Landtag von Niedersachsen hatte 2018 Anzeige gegen Unbekannt gestellt und wurde jetzt über den Abschluss der Ermittlungen informiert.
Die Wehrtechnische Dienststelle 91 (WTD 91), das Technologiezentrum für Waffen und Munition der Bundeswehr und mit einer Fläche von rund 200 Quadratkilometern der größte instrumentierte Schießplatz Westeuropas, hatte in der Zeit vom 28. August bis zum 3. September 2018 zu Erprobungszwecken eine sogenannte „Schießkampagne“ durchgeführt. Dabei waren von einem Kampfhubschrauber Tiger an mehreren Tagen 70mm-Raketen abgefeuert worden.
Bei dieser Schießkampagne war am 3. September ein Brand ausgebrochen, der erst am 10. Oktober endgültig gelöscht werden konnte. Mehr als 1000 Hektar des Hochmoores waren betroffen. Der Brandgeruch war in weiten Teilen Norddeutschlands wahrzunehmen (wir berichteten letztmalig über den Moorbrand und die Renaturierung des stark geschädigten Feuchtgebiets am 14. November 2021).
Strittig ist immer noch, wer für die umfangreichen Umwelt- und Klimaschäden aufkommen muss. Das Land Niedersachsen nannte zuletzt eine Summe von etwa 50 Millionen Euro. Landtagsabgeordneter Meyer hat die Bundeswehr in der NOZ bereits aufgefordert, für den Schaden zu haften. „Das ist die Bundeswehr der Region schuldig“, sagte er. Der Bund hat bislang alle Forderungen nach einer Kompensation für die knapp 640.000 Tonnen freigesetztes Kohlenstoffdioxid unter Verweis auf die fehlende Rechtsgrundlage abgelehnt.
Nach Informationen des Norddeutschen Rundfunks (NDR) handelt es sich bei den drei Beschuldigten offenbar um Mitarbeiter der WTD 91, zwei seien mittlerweile nicht mehr im Dienst. Keiner der Beschuldigten gehöre zu den damaligen Führungskräften, so der NDR.
Wegen der großen Bedeutung des Moorbrands sollen die Anklagen vor dem Landgericht Osnabrück verhandelt werden. Nach der Klageerhebung sagte Landespolitiker Meyer dem NDR: „Man hat den Eindruck, man greift sich die ganz kleinen Kräfte vor Ort, aber man traut sich nicht, an die Führungsebene des Schießplatzes oder an Verantwortungsträger des Bundesverteidigungsministeriums heranzugehen.“ Es sei natürlich fahrlässig gewesen, während einer so großen Trockenheit und Warnungen vor Waldbränden diese Raketenversuche im Jahr 2018 überhaupt zuzulassen. Aus seiner Sicht müsse man jetzt nicht nur an der Basis, sondern „auch am Kopf“ ermitteln, Anklagen erheben und Konsequenzen ziehen, so die abschließende Forderung Meyers.
Zu unserem Bildmaterial: Luftaufnahme des Moorbrandes auf dem Gelände der Wehrtechnischen Dienststelle 91 in Meppen vom 19. September 2018.
(Foto: WTD 91/Bundeswehr)