Oslo/Berlin/Koblenz/Kiel. Das Unternehmen ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS), Systemanbieter für Uboote und Marineschiffe des Essener Industriekonzerns ThyssenKrupp, hat sich am 22. März mit den Beschaffungsbehörden Deutschlands und Norwegens auf die Rahmenbedingungen für den Kauf sechs neuer Unterseeboote der Klasse 212 CD (Common Design) geeinigt. Nach „herausfordernden Verhandlungen“ – so die TKMS-Presseerklärung – hätten alle Beteiligten an diesem Montag kurz vor Mitternacht den technischen Inhalten und vertraglichen Details zugestimmt.
Das Design der Uboot-Klasse 212A, die sich bei der deutschen und italienischen Marine im Einsatz bewährt hat, soll beim deutsch-norwegischen Gemeinschaftsprojekt „U212 CD“ mit der Integration zukunftsweisender Technologien weiterentwickelt werden. Der Baubeginn des ersten Ubootes könnte TKMS zufolge bei einer Vertragsunterzeichnung im Sommer dieses Jahres ab 2023 erfolgen. Der Zulauf des ersten Ubootes für die norwegische Marine wird ab 2029 erwartet, der Zulauf der beiden Boote für die Deutsche Marine ist für 2031 und 2034 vorgesehen.
In Vorbereitung auf den zukünftigen Auftrag hat ThyssenKrupp bereits im Jahr 2019 Investitionen in Höhe von rund 250 Millionen Euro für seine Sparte ThyssenKrupp Marine Systems genehmigt. Damit soll die Weiterentwicklung zum internationalen Kompetenzzentrum für den konventionellen Uboot-Bau am Standort Kiel gewährleistet werden. Auf dem Werftgelände schreitet bereits der Neubau einer Schiffbauhalle deutlich sichtbar voran.
TKMS-Vorstandsvorsitzender Rolf Wirtz sagte nach der Einigung im binationalen Beschaffungsprojekt „U212 CD“: „Der Auftrag ist der Wichtigste für unser Unternehmen für das nächste Jahrzehnt und wird die Beschäftigung nicht nur in Kiel auf Jahre sichern. Der noch zu unterzeichnende Vertrag enthält für uns harte Auflagen. Trotzdem freuen wir uns heute erst einmal über den großen Schritt in Richtung Vertragsunterzeichnung.“
Im Oktober 2017 hatten sich TKMS und die Tochtergesellschaft Atlas Elektronik (jetzt TKMS-Geschäftsbereich Naval Electronic System) mit dem norwegischen Konzern Kongsberg Defence & Aerospace (KDA) zusammengeschlossen und ein Joint Venture gegründet. Die Anteile des neuen Gemeinschaftsunternehmens mit dem Namen „kta naval systems“ werden zu 50 Prozent von Kongsberg und zu 50 Prozent von TKMS mit Atlas Elektronik gehalten. Die Firma kta naval systems ist mittlerweile exklusiver Zulieferer von Führungs- und Waffeneinsatzsystemen für TKMS (siehe auch unseren damaligen Bericht).
Nach den Verhandlungen mit den Beschaffungsbehörden in Deutschland und Norwegen erklärte TKMS in seinem Pressetext weiter: „Mit dem jetzt erreichten Fortschritt im norwegisch-deutschen strategischen Kooperationsprojekt ,U212 CD‘ werden wir in der Lage sein, die bereits seit 2017 existierende Partnerschaft mit Kongsberg zu festigen und sowohl in Norwegen als auch in Deutschland wertschöpfende, industrielle Partnerschaften auszubauen.“
Dazu auch Eirik Lie, Präsident von KDA: „[Die Einigung im Projekt ,U212 CD‘] ist ein neuer wichtiger Meilenstein in der Zusammenarbeit zwischen unseren beiden Nationen und ihren Industrien. Gemeinsam werden wir Uboote und Einsatzführungssysteme der nächsten Generation herstellen. Die Vereinbarung wird absehbar zu neuen Innovationen und zur Wertschöpfung führen, nicht nur für KDA, sondern auch für unsere Subunternehmer und andere mittelständische norwegische Unternehmen.“
In den kommenden Wochen muss das Verhandlungsergebnis zwischen TKMS und den Behören gemeinsam mit Kunden und Partnern in Norwegen und Deutschland so aufgearbeitet werden, dass das Genehmigungsverfahren im Bundestag termingerecht eingeleitet werden kann. Eine Vertragsunterzeichnung im Projekt „U212 CD“ wird – nach der parlamentarischen Absegnung – für den Sommer dieses Jahres angestrebt.
Zu unserer Bildfolge:
1. Die sechs neuen identischen Uboote – vier für Norwegen, zwei für Deutschland – sollen eine Weiterentwicklung des Typs 212 sein, der unter anderem von der deutschen Marine genutzt wird. Dies sind die Uboote S181 („U31“), S182 („U32“), S183 („U33“), S184 („U34“), S185 („U35“) und S186 („U36“) – sie alle gehören zum 1. Ubootgeschwader in Eckernförde. Die Aufnahme zeigt „U36“ in der Kieler Bauwerft am 23. September 2018.
(Foto: Marco Kuntzsch/Wikipedia/Wikimedia Commons/unter Lizenz CC BY-SA 3.0 –
vollständiger Lizenztext: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)
2. Das deutsche Unterseeboot „U33“ am 5. Juni 2019 im Schwarzen Meer, im Vordergrund ein Verbindungsboot des US-Lenkwaffenzerstörers USS „Gravely“.
(Foto: Mark Andrew Hays/U.S. Navy)