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London/Düsseldorf/Berlin. Deutschland ist Ausrichter der nächsten „Invictus Games“, der paralympischen Weltspiele für einsatzversehrte Soldaten. Die „Invictus Games 2022“ werden in Düsseldorf stattfinden. Sämtliche Wettbewerbe sollen dort im Zeitraum 12. bis 19. Juni im Stadion „Merkur Spiel-Arena“, auf den Außenanlagen des „Arena-Sportparks“ und in der Schwimmanlage „Rheinbad“ ausgetragen werden. Die Entscheidung über die Vergabe durch die Invictus Games Foundation fiel am Mittwoch vergangener Woche (15. Januar). Das Bundesministerium der Verteidigung hatte sich stellvertretend für Deutschland mit der Stadt Düsseldorf im September vergangenen Jahres um die Austragung der Spiele beworben. Mitbewerber um die Vergabe war das kanadische Victoria, Hauptstadt der Provinz British Columbia. Die „Invictus Games 2022“ in Düsseldorf werden unter dem Motto „A Home for Respect“ (frei übersetzt: „Respekt hat hier in Düsseldorf ein zu Hause“) stehen. Die Wettbewerbe in bis zu 14 Sportarten sollen weltweit übertragen werden, berichtete die Deutsche Presse-Agentur.

Die paralympische Sportveranstaltung für kriegsversehrte Militärangehörige gibt es seit dem Jahr 2014. Bei den ersten „Invictus Games“ im Londoner Queen Elizabeth Olympic Park waren Teilnehmer aus 13 Ländern gestartet (wir berichteten). Für die Düsseldorfer Veranstaltung rechnen die Organisatoren mit rund 500 Soldaten aus gut 20 Nationen, die im Dienst beziehungsweise im Einsatz körperlich oder seelisch verwundet worden sind. Die Teilnehmer werden voraussichtlich von etwa 1000 Familienangehörigen und Freunden in die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt begleitet.

Bisherige Austragungsorte der „Invictus Games“ waren – neben London 2014 – Orlando/USA 2016, Toronto/Kanada 2017 und Sydney/Australien 2018. In diesem Jahr ist das niederländische Den Haag Gastgeber der 5. „Invictus Games“ (9. bis 16. Mai).

Initiator und Mitorganisator der „Invictus Games“ ist Prinz Henry Charles Albert David of Wales, der zweite Sohn von Prinz Charles und Diana und Enkel von Königin Elizabeth II. Prinz Harry, Captain des britischen Army Air Corps und selbst zweimal im Afghanistaneinsatz (2008 und 2012/2013), hatte die Idee zu der „Invictus“-Sportveranstaltung im Mai 2013 in den USA. Dort, in Colorado Springs, hatte er mit einem britischen Team an den vergleichbaren „US Warrior Games“ teilgenommen.

Nicht sportliche Höchstleistungen zählen, sondern die Kraft zur Rehabilitation

Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer und Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel waren am Donnerstag (16. Januar) in die Deutsche Botschaft in London zur offiziellen Bekanntgabe des Austragungsortes durch Sir Keith Mills, Chairman der Invictus Games Foundation, gekommen. Prinz Harry traf sich anschließend mit der Ministerin und dem Düsseldorfer Stadtoberhaupt im Buckingham Palace zu einem privaten Gespräch.

Kramp-Karrenbauer sagte in London nach Bekanntwerden der Entscheidung: „Dies ist ein einzigartiger Moment. Die ,Invictus Games‘ sind viel mehr als ein sportlicher Wettkampf. Nicht die sportlichen Höchstleistungen zählen, sondern die Kraft zur Rehabilitation für den Einzelnen, die durch das Miteinander von Athleten, deren Familien und Freunde und der Öffentlichkeit erzeugt wird.“ Die Wahrnehmung der Leistungen der Bundeswehrangehörigen in der Öffentlichkeit sei ihr besonders wichtig, so die Verteidigungsministerin in ihrem Statement weiter. Dies gelte umso mehr für die Verwundeten und Versehrten, die für die Sicherheit Deutschlands ein großes Opfer gebracht hätten.

Geisel ergänzte: „Düsseldorf ist stolz, den Zuschlag als Austragungsort der ,Invictus Games 2022‘ erhalten zu haben.“ Die Landeshauptstadt freue sich auf die Soldaten aus aller Welt und werde mit ihrem sportbegeisterten Publikum die „Invictus Games 2022“ zu einem herausragenden Ereignis machen. „Mit viel Herz und Emotionen“, versicherte Geisel.

Es gibt keine Hymnen und keinen Medaillenspiegel – lediglich Gewinner

Die „Invictus Games“ sind kein Wettkampf mit Leistungscharakter – wie beispielsweise eine Olympiade oder Weltmeisterschaft – sondern alle Teilnehmer werden individuell geehrt, es gibt daher keine Hymnen und keinen Medaillenspiegel.

Die Invictus Games Foundation hat sich mit dieser Veranstaltung zum Ziel gesetzt, auf die besonderen Leistungen und Opfer von verwundeten, verletzten, traumatisierten oder anderweitig erkrankten Militärangehörigen aufmerksam zu machen. Ob aktive oder ehemalige Soldaten: ihr Auftreten bei den „Invictus Games“ kann dazu beitragen, dass die Gesellschaft ein breites Verständnis für die Lebenssituation der Betroffenen entwickelt und ihnen mit noch größerem Respekt als bislang begegnet.

Bei den „Invictus Games 2022“ in Düsseldorf sind bis zu 14 Sportarten vorgesehen, unter anderem Bogenschießen, Gewichtheben, Hallenrudern, Leichtathletik (Laufen), Rollstuhl-Basketball, Rollstuhl-Rugby, Schwimmen, Sitzvolleyball und Straßenrennen (Fahrrad).

Nur Bundestagsabgeordnete der Linken verweigerten die Unterstützung

Der Bundestag hat übrigens die deutsche Bewerbung für die „Invictus Games 2022“ mit überwältigender Mehrheit unterstützt (siehe auch hier). Am 8. November 2019 war der Antrag von CDU/CSU und SPD mit dem Titel „Invictus Games – das Sportereignis der versehrten Soldatinnen und Soldaten als ein deutliches Zeichen der Anerkennung und Wertschätzung nach Deutschland holen“ gegen die Stimmen der Links-Fraktion mit den Stimmen der übrigen Fraktionen angenommen worden. Der Sportausschuss hatte zuvor eine Beschlussempfehlung vorgelegt.

In der Mitteilung, die nach der Abstimmung veröffentlich wurde, heißt es: „Damit begrüßt der Bundestag die Ankündigung der Bundesregierung, sich für die Austragung der Spiele in Deutschland einzusetzen, um den deutschen Soldatinnen und Soldaten zu zeigen, dass die Bundesregierung sich ihrer Verantwortung auch jenseits der militärischen Einsätze bewusst ist.“

Spiele rücken Einsatzversehrte in den Blickpunkt der Öffentlichkeit

Der verteidigungspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Henning Otte, äußerte sich nach der Bekanntgabe der Londoner Vergabeentscheidung: „Dass Deutschland 2022 die paralympischen Sportspiele für im Einsatz versehrte Soldaten ausrichtet, ist ein wichtiges Signal. Damit erweisen wir denen Respekt, die im Einsatz für unser Land körperliche oder seelische Verletzungen davongetragen haben. Gleichermaßen bieten die ,Invictus Games‘ die Chance, unseren Soldaten die verdiente gesellschaftliche Aufmerksamkeit zu verschaffen.“ All denen, die unter Einsatz ihres Lebens für Frieden und Freiheit gekämpft hätten, so Otte weiter, gebühre eine besondere Würdigung.

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Jens Lehmann, Mitglied des Verteidigungsausschusses und in früheren Jahren ein erfolgreicher Radrennfahrer (unter anderem zweifacher Olympiasieger, sechsfacher Weltmeister und 17-facher Deutscher Meister), sagte nach der Vergabe der Veranstaltung an Deutschland: „Die ,Invictus Games‘ in Düsseldorf sind ein wichtiges Signal an unsere im Einsatz versehrten Soldaten. Wir freuen uns, dass die Spiele erstmals in Deutschland stattfinden und unsere Soldaten zusammen mit den Soldaten anderer Nationen zu Hause um Medaillen kämpfen können.“ Die Spiele seien nicht nur ein rein sportlicher Wettkampf, erklärte auch Lehmann. Sie seien viel mehr, denn sie rückten die Einsatzversehrten und ihre Geschichten in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. „Damit unterstützen wir auch die Rehabilitation dieser Soldaten.“


Zu unserem Bildmaterial:
1. Dienstag, 10. Mai 2016 – Wettkampfszene von den „Invictus Games“ in Orlando, Florida. Die Bundeswehr nahm damals mit insgesamt 21 Sportlern im Alter von 22 bis 53 Jahre an der Veranstaltung in den USA teil.
(Foto: Sebastian Wilke/Bundeswehr)

2. Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer am 16. Januar 2020 bei einer Pressekonferenz in der Deutschen Botschaft in London. Links neben ihr Sir Keith Mills, Chairman der Invictus Games Foundation. Rechts der Düsseldorfer Oberbürgermeister Thomas Geisel.
(Foto: Sebastian Wilke/Bundeswehr)

Kleines Beitragsbild: „Invictus Games 2016“ in Orlando: Hauptfeldwebel Kai Cziesla (links) gewann damals die Silbermedaille im Vier-Minuten-Rudern.
(Foto: Sebastian Wilke/Bundeswehr)


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