Wilhelmshaven/Warnemünde/Oeiras (Portugal). Die diesjährige multinationale Großübung „Baltic Operations“ (BALTOPS) kann beginnen: Zwischen dem 7. und 16. Juni werden Luft- und Seestreitkräfte von 17 NATO-Verbündeten und zwei Partnerstaaten miteinander im Ostseeraum trainieren. Auf dem Programm stehen Luftverteidigungs-, Uboot-Abwehr-, Seeabwehr- und Minenabwehroperationen. Die Übung, die auf eine Initiative der U.S. Navy zurückgeht, findet seit 1971 alljährlich im Bereich der Ostsee statt und gilt als größtes und wichtigstes Seemanöver der westlichen Streitkräfte in Nordeuropa.
Bereits am heutigen Freitag (5. Juni) gegen 10 Uhr lief die Fregatte „Lübeck“ unter dem Kommando von Fregattenkapitän Mathias Rix in Warnemünde ein, um sich dann ab Sonntag (7. Juni) an BALTOPS 2020 zu beteiligen. Der Aufenthalt in Warnemünde wird für letzte Vorbereitungen – so beispielsweise für eine Kraftstoffübernahme – genutzt. Das mehr als 5000 Tonnen schwere Schiff und seine rund 200 Mann starke Besatzung hatten den Heimathafen Wilhelmshaven am Dienstag (2. Juni) in Richtung Ostsee verlassen.
Neben der Fregatte „Lübeck“ mit ihren zwei Bordhubschraubern Sea Lynx Mk.88A stellt die Deutsche Marine auch noch die Tender „Werra“ und „Donau“, die Minenjagdboote „Weilheim“ und „Grömitz“ sowie einen Seefernaufklärer P-3C Orion für BALTOPS 2020 ab.
Um die Sicherheit und Gesundheit der teilnehmenden Militärangehörigen in Zeiten von Corona zu gewährleisten, wird BALTOPS 2020 ausschließlich auf See stattfinden. Diese Vorsichtsmaßnahme soll es den Einheiten ermöglichen, die multinationale operative Zusammenarbeit zu üben und zu verbessern und dabei gleichzeitig alle entsprechenden Abstands- und Hygieneregeln zu befolgen.
Fregattenkapitän Rix erläutert dies für sein Schiff: „An Bord der ,Lübeck‘ versuchen wir – dort wo es geht – den Mindestabstand von 1,5 Metern einzuhalten. Um die Gefahr einer Fremdansteckung durch bordfremde Personen zu minimieren, habe ich deshalb entschieden, dass meine Besatzung und ich in Warnemünde an Bord verbleiben. Das heißt im Umkehrschluss leider auch, dass während des Hafenaufenthalts keine Besuche auf der Fregatte gestattet sind.“
Zu den teilnehmenden NATO-Nationen gehören Dänemark, Deutschland, Estland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Italien, Kanada, Lettland, Litauen, Niederlande, Norwegen, Polen, Portugal, Spanien, Türkei und USA. Hinzu kommen die Ostseeanrainer, die neutralen Länder Finnland und Schweden. Insgesamt beteiligen sich an BALTOPS 2020 rund 3000 Soldaten, 29 maritime Einheiten sowie 29 Flugzeuge.
Die Großübung wird erstmals vom portugiesischen Oeiras nahe Lissabon aus geführt, hier befindet sich das Hauptquartier der Naval Striking and Support Forces NATO (STRIKFORNATO). Befehlshaber von STRIKFORNATO und der 6. US-Flotte ist Vizeadmiral Lisa M. Franchetti.
Die 56-Jährige erklärte vor Beginn des Manövers in der Ostsee: „BALTOPS bietet der NATO und den Partnerstaaten die Möglichkeit, gemeinsam zu operieren und bewährte maritime Praktiken auszutauschen, um so Operationen in der realen Welt verbessern zu können.“ Obwohl man angesichts der Corona-Krise die diesjährige Veranstaltung vollständig auf See durchführen werden, werde BALTOPS 2020 dennoch sein Ziele erreichen. Franchetti: „Zum einen werden wir erneut eindrucksvoll unser kontinuierliches Engagement für die regionale Sicherheit demonstrieren. Zum anderen wollen und werden wir die Bereitschaft unserer kombinierten Seestreitkräfte stärken, unter allen Umständen gemeinsam zu operieren.“
Die diesjährige Großübung BALTOPS 2020 ist in zwei Ausbildungsphasen auf See unterteilt: in die Ausbildung „Kampfwertsteigerung“ (Combat Enhancement Training, CET) und „Truppenintegration“ (Force Integration Training, FIT) sowie in die abschließende taktische Phase der Übung (Final Tactical Phase of the Exercise, TACEX).
Während der ersten sechs Tage (der CET/FIT-Phase) werden die teilnehmenden Schiffe und Flugzeuge anhand vorgegebener Übungsszenarien gemeinsame Taktiken, Techniken und Verfahren einüben, um zu einem späteren Zeitpunkt gemeinsam im Verbund agieren zu können.
Mit der TACEX-Phase treten die beteiligten Marine- und Luftstreitkräfte in den Teil der Übung ein, der ihnen wesentlich mehr Spielraum lässt und die einzelnen Entscheider mehr Freiheit zur Durchführung eigener taktischer Vorgehensweisen haben. Diese Phase ist laut Drehbuch für BALTOPS 2020 so konzipiert, dass sie den Einsatz in realen Situationen noch besser abbildet.
Wir haben in früheren Beiträgen bereits über die BALTOPS-Serie der U.S. Navy und die Beteiligung unserer Marine daran berichtet (siehe hier).
Zu unserem Bildmaterial:
1. Die Aufnahme zeigt die Fregatte „Lübeck“, die zusammen mit anderen Einheiten der Deutschen Marine an BALTOPS 2020 teilnehmen wird. Einmontiert ist das Emblem des diesjährigen maritimen Großmanövers.
(Foto/Bild: Deutsche Marine/NATO; Bildmontage: mediakompakt)
2. Vizeadmiral Lisa M. Franchetti ist seit dem 1. März 2018 Befehlshaber der Naval Striking and Support Forces NATO (STRIKFORNATO), die ihren Sitz in Oeiras nahe der portugiesischen Hauptstadt Lissabon haben. Das Foto entstand am 3. November 2019 im italienischen Gaeta und zeigt Franchetti an Bord der USS „Mount Whitney“ im Gespräch mit Besatzungsmitgliedern. In Gaeta ist seit 1967 das Flaggschiff der 6. Flotte der U.S. Navy stationiert, derzeit ist dies die USS „Mount Whitney“.
(Foto: Drew Verbis/U.S. Navy)
3. Die USS „Mount Whitney“ am 5. Juni 2020 auf dem Weg zu BALTOPS bei einem Zwischenstopp in Kiel. Mitglieder der Besatzung grüßen beim Einlaufen das Marine-Ehrenmal, Wahrzeichen der Kieler Förde. Die Seeleute tragen Corona-Mundschutz.
(Foto: Kyle Steckler/U.S. Navy)
Kleines Beitragsbild: Beim Einlaufen in Kiel am 5. Juni 2020 hissen Besatzungsmitglieder der USS „Mount Whitney“ die Flagge der Vereinigten Staaten.
(Foto: Kyle Steckler/U.S. Navy)