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Koblenz/Putlos/Delft (Niederlande). Mit dem Sea Falcon macht die Deutsche Marine den ersten Schritt in die bordgebundene Fliegerei mit unbemannten Systemen. Als erste Einheit soll die Korvette „Braunschweig“ bald ein derartiges System (Unmanned Aircraft System, UAS) bekommen. Es handelt sich um eine Hubschrauberdrohne vom Typ Skeldar V-200 – das Ganze auch bekannt als Beschaffungsvorhaben „Vordringlicher Bedarf Marine-Unmanned Aircraft System“ (VorMUAS). Der Sea Falcon wurde jetzt durch die Projektverantwortlichen des Bundesamtes für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) gemeinsam mit der Marine verschiedenen Prüfungen auf See unterzogen. Dabei wurde vor allem die Technik der Drohne auf Herz und Nieren getestet.

Der Sea Falcon ist das erste maritime unbemannte Flugsystem seiner Art und soll künftig den Aufklärungsradius der deutschen Korvetten entscheidend erweitern. Mit Hilfe der Hubschrauberdrohne will die Marine auf See einmal Radarkontakte in einer Entfernung von bis zu 40 Seemeilen (rund 74 Kilometer) aufklären und identifizieren.

Eine besondere Herausforderung dabei wird sein, dass die automatische Start- und Landefähigkeit des UAS auch bei einer Windstärke von 20 Knoten und einem Seegang bis zur Stufe 3 greift. Wie technisch anspruchsvoll die Integration einer solchen Hubschrauberdrohne auf einem Kriegsschiff ist, verdeutlichte bei den Erprobungen in der Ostsee der verantwortliche BAAINBw-Projektleiter. Er sagte: „Wir wollen mit dem Sea Falcon eine Fähigkeitslücke schließen. Ein solch neues Aufklärungssystem einzuführen, ist aber mit besonderen Herausforderungen verbunden.“

Nach Abschluss der Tests, die in der Hohwachter Bucht in der Nähe des Truppenübungsplatzes Putlos stattfanden, steht nun als nächstes die Einsatzprüfung des Systems durch die Marine an. Dies ist die eigentliche Voraussetzung für eine Installation des unbemannten Luftfahrzeugs auf den deutschen Korvetten (siehe auch unseren Beitrag vom April 2019 über die Ausbildung des zukünftigen Drohnen-Personals).

Gesamtvorhaben „Aufklärung und Identifizierung im maritimen Einsatzgebiet“

Das Beschaffungsprojekt „VorMUAS“ gilt als vorgezogener Teil des Gesamtvorhabens „Aufklärung und Identifizierung im maritimen Einsatzgebiet“ – kurz AImEG. Bezeichnung und Abkürzung stammen aus der Feder des Koblenzer BAAINBw. In der öffentlichen Ausschreibung vom 2. August 2019 gab das BAAINBw unter dem Punkt „Gesamtmenge beziehungsweise Gesamtumfang“ an: „Voraussichtlich drei Gesamtsysteme AImEG […] mit voraussichtlich drei weiteren Rüstsätzen.“ In der Antwort der Bundesregierung vom 6. März 2018 auf eine entsprechende Anfrage der Linken zur Drohnen-Thematik findet sich hingegen noch die Angabe: „Mit dem Projekt ,Aufklärung und Identifizierung im maritimen Einsatzgebiet‘ sollen zusätzlich insgesamt drei Systeme mit je zwei Luftfahrzeugen beschafft werden.“

Auch der aktuelle Jahresbericht des Marinekommandos „Fakten und Zahlen zur maritimen Abhängigkeit der Bundesrepublik Deutschland“ befasst sich mit dem künftigen Aufklärungsmittel an Bord unserer Korvetten. Im Bericht heißt es: „Die Fähigkeiten des Systems sind vor allem hinsichtlich der luftfahrtrechtlichen Zulassung noch eingeschränkt. Dennoch wird das Projekt wertvolle Erkenntnisse für alle Folgesysteme bringen. Dies betrifft nicht nur operationelle Aspekte, sondern mindestens ebenso betriebliche Themen. Die Entscheidung zugunsten eines Drehflügel-UAS wurde aufgrund der potentiell größeren Nutzlastkapazität getroffen. Neben den jetzt realisierten optischen Sensoren lassen sich zukünftig eine Vielzahl anderer Nutzlasten zum Teil auch gleichzeitig realisieren.“

Die Marineführung weist in diesem Zusammenhang einmal mehr darauf hin, dass der Sea Falcon nicht bewaffnungsfähig ist und eine Bewaffnung für das Folgesystem ebenfalls nicht vorgesehen ist.

Niederländer melden „technischen Durchbruch mit großem Zukunftspotenzial“

Dass die Zukunft sicherlich auch revolutionäre Folgesysteme bringen wird, lässt jetzt schon eine niederländische Entwicklung erahnen. Presseberichten zufolge haben Forscher der Technischen Universität Delft gemeinsam mit der Niederländischen Marine und Küstenwache des Landes eine Drohne entwickelt, die länger in der Luft bleiben kann als alle bisherigen Drohnen dieser Größe. Das System startet senkrecht und belastet die Umwelt nicht.

In einem Onlinebeitrag der Universität erläutern die Projektbeteiligten um Bart Remes: „Beim Start werden die Elektromotoren von den Bordbatterien angetrieben. Während des Fluges übernimmt eine 800-Watt-Brennstoffzelle die Stromversorgung und lädt, wenn sie mehr produziert als aktuell benötigt wird, die Batterien wieder auf. Die einzige Emission ist umweltneutraler Wasserdampf. Die Brennstoffzelle wird mit Wasserstoff betrieben, der in einem 6,8 Liter fassenden Tank aus Kohlenfaserverbundwerkstoff, der unter einem Druck von 300 bar steht, transportiert wird. Die Drohne verfügt über zwölf Motoren. Sie ist auch noch flug- und manövrierfähig, wenn einige Motoren ausfallen sollten. Die Spannweite beträgt drei Meter, das Gewicht liegt bei 13 Kilogramm.“ Durch die Verwendung von Wasserstoff könne die Drohne stundenlang horizontal fliegen, so Projektleiter Remes.

Das Überfliegen des Meeres bringt für Drohnen viele zusätzliche Herausforderungen mit sich: Windböen, Salzwasser und ein sich bewegendes Schiff mit begrenzten Start- und Landemöglichkeiten. Um die Drohne an diese Bedingungen anzupassen, wurde sie nicht nur in einem Windkanal getestet, sondern auch auf Schiffen der Königlichen Marine und der Küstenwache, die auf offener See vor der Küste fuhren. „Die Entwicklung der maritimen, wasserstoffbetriebenen Drohne ist ein wahrer technischer Durchbruch mit großem Zukunftspotenzial“, schwärmt Marine-Commander Pieter Blank.


Zu unserem Bildmaterial:
1. Die Tests mit dem Sea Falcon wurden in der Hohwachter Bucht nahe des Truppenübungsplatzes Putlos vom Deck der Korvette „Braunschweig“ aus durchgeführt.
(Foto: Marcel Kroencke/Presse- und Informationszentrum BAAINBw)

2. Forscher der Technischen Universität Delft haben gemeinsam mit der Niederländischen Marine und Küstenwache des Landes eine ganz besondere Drohne entwickelt. Sie kann auch von Schiffen aus starten und länger in der Luft bleiben, als alle bisherigen Drohnen dieser Größe. Dafür sorgt ein neues, umweltschonendes Antriebssystem.
(Bild: Technische Universiteit Delft)

Kleines Beitragsbild: Der Sea Falcon soll künftig den Aufklärungsradius der deutschen Korvetten K130 entscheidend erweitern.
(Foto: Marcel Kroencke/Presse- und Informationszentrum BAAINBw)


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