Berlin/Hannover. Sigurd Immanuel Rink, der erste hauptamtliche Bischof für die evangelische Seelsorge unter Soldaten, ist am 14. Juli turnusgemäß aus dem Leitungsamt der Evangelischen Seelsorge in der Bundeswehr ausgeschieden. Am gestrigen Mittwoch (22. Juli) wurde er in der St. Louis-Kirche der Julius-Leber-Kaserne in Berlin offiziell aus seinem Amt verabschiedet.
Die Stellvertretende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) Annette Kurschus würdigte Rink mit den Worten: „Sechs Jahre lang haben Sie als erster hauptamtlicher Bischof für die evangelische Seelsorge in der Bundeswehr gewirkt. Es brauchte Mut, dieses Amt in neuer Konstellation zu übernehmen. Teilweise musste es regelrecht neu erfunden werden.“ Dieser großen Herausforderung habe sich Rink bewusst und klar gestellt, so Kurschus, Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, weiter: „Dafür gebühren Ihnen Anerkennung, Respekt und ehrlicher Dank.“
Rinks Amtsverständnis sei dabei immer klar gewesen. Kurschus in Richtung des scheidenden Militärbischofs: „Mit drei Worten haben Sie selbst beschrieben, wie Sie Ihren Auftrag verstehen. Diese drei Worte sind so etwas wie Ihr Leitmotto in der Ausübung des Amtes geworden: Ordinieren. Visitieren. Orientieren.“
In einem Interview mit Vertretern der Vereinigung „Studierendenrat Evangelische Theologie“ (SETh), der Interessenvertretung aller Studierenden der Evangelischen Theologie, hatte Rink einmal erläutert: „Ordinieren, visitieren, orientieren, das sind – mit kirchlichen Vokabeln gesprochen – die Schwerpunkte der Amtsführung. Es geht darum, die Geistlichen nicht nur zu finden und einzuführen, sondern sie auch später in ihrem Dienst intensiv zu begleiten. Darüber hinaus muss und will ich mir mein eigenes Bild machen, wie es in der Seelsorge vor Ort aussieht. Dazu werden auch Truppenbesuche sowohl im Inland als auch in den Einsatzkontingenten der Bundeswehr gehören.“ Das Gespräch mit dem SETh fand im September 2014 statt, unmittelbar vor der damaligen Amtseinführung des Geistlichen in Berlin.
Wenige Tage vor seiner offiziellen Verabschiedung in der Julius-Leber-Kaserne hatte sich Sigurd Ring auch noch einmal in der Bundespressekonferenz den zahlreichen Fragen der dort anwesenden Medienvertreter gestellt. Er nahm bei der Veranstaltung, die unter dem Titel „Seelsorge in der Bundeswehr im Spannungsfeld zwischen Kirche und Politik“ stand, unter anderem Stellung zu den Äußerungen von Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer und der Wehrbeauftragten Eva Högl zum Themenkomplex „Freiwilligendienste und Dienstpflicht“. Der Bischof vertrat die Auffassung: „Ich glaube schon, es braucht solche integrierenden Momente.“ Der gesellschaftliche Dank an Soldaten wie Polizisten müsse sich an der Frage messen lassen, mit welcher Wertschätzung wir diesen Menschen begegneten.
Rink nutzte die Pressekonferenz auch, um auf eine zentrale Aufgabe der Seelsorge unter Soldaten hinzuweisen. Bei der kirchlichen Begleitung der Bundeswehrangehörigen, so Rink, gehe es vor allem „um eine „Ethik am scharfen Ende“ – also um eine besondere „Ethik des Einsatzes“, die durch die zahlreichen Auslandseinsätze der Bundeswehr schon seit Jahren nötig sei. Der Seelsorger erinnerte die Pressevertreter daran, dass es im Laufe seiner sechsjährigen Amtszeit etliche kirchlich mitfinanzierten Hilfsangeboten für Soldaten mit Posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) gegeben habe. Rund 3000 Betroffene – darunter 830 Kinder – hätten diese Maßnahmen in Anspruch genommen.
Der Bischof für die evangelische Seelsorge in der Bundeswehr ist für die seelsorgerliche Begleitung von derzeit rund 184.000 Bundeswehrangehörigen zuständig und teilt sich die Aufgabe mit dem Katholischen Militärbischof Franz-Josef Overbeck. Am 28. Mai hat außerdem der Bundestag beschlossen, dass die Bundeswehr noch in diesem Jahr jüdische Militärseelsorger bekommt.
Zum 1. Oktober wird die Truppe schließlich einen neuen Evangelischen Militärbischof erhalten. Nachfolger von Sigurd Rink wird der 54-jährige Bernhard Felmberg (wir berichteten). Der Theologe war zuletzt Abteilungsleiter im Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.
Die Aufnahme zeigt den scheidenden Evangelischen Militärbischof Sigurd Immanuel Ring.
(Foto: Walter Linkmann/Evangelisches Kirchenamt für die Bundeswehr)