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Bonn/Ulmen. Derzeit verfolgt die Schule für Diensthundewesen der Bundeswehr im rheinland-pfälzischen Ulmen ein ganz besonderes Forschungsprojekt. Es wird erforscht, ob die Vierbeiner in der Lage sind, das Coronavirus SARS-CoV-2 am Geruch von Speichelproben zu identifizieren. Das Projekt findet in Kooperation mit der Tierärztlichen Hochschule Hannover statt. Andreas Beu hat sich für das Presse- und Informationszentrum der Streitkräftebasis in Ulmen umgesehen. Hier sein Beitrag über die Diensthunde mit der ganz besonderen Spürnase …

Das Spürhunde in der Lage sind, sogar auf Krankheiten zu reagieren, ist nicht neu. An der molekularen Zusammensetzung eines Geruchs können diese Hunde nicht nur Sprengstoffe oder Drogen aufspüren, sondern auch verschiedene Krebserkrankungen oder die drohende Unterzuckerung von Diabetikern riechen.

So entstand die Idee für ein ganz besonderes Forschungsprojekt in Zeiten von Corona, bei dem die Schule für Diensthundewesen der Bundeswehr in Ulmen und die Tierärztliche Hochschule Hannover miteinander kooperieren. Leiterin des Projekts ist Dr. med. vet. Esther Schalke. Die Oberstabsveterinärin und Fachtierärztin für Tierverhalten schätzt bei diesem Forschungsvorhaben vor allem „das ideale Zusammenspiel von Wissenschaft und praktischer Anwendung“.

Die derzeitige Trefferquote von rund 80 Prozent lässt hoffen

Der dreijährige belgische Schäferhund Donnie ist einer von zehn Bundeswehr-Hunden, die das Aufspüren von SARS-CoV-2 erlernen sollen. Ausgebildet werden dazu Schäferhunde, Spaniel und Retriever (siehe auch hier). Donnie ist Sprengstoffspürhund und gleichzeitig Schutzdiensthund. Mit einer Trefferquote von derzeit etwa 80 Prozent sind die Forscher in Ulmen auf dem besten Weg, das Projekt erfolgreich abzuschließen. In drei bis vier Wochen sollen feststehen, ob die Hunde die Coronaviren zuverlässig aufspüren können.

Forschung, in denen es um die Detektion von Coronaviren durch Spürhunde geht, findet nicht nur in Deutschland statt: Auch in Finnland, Frankreich und Großbritannien befassen sich Experten mit diesem Thema. Dazu Paula Jendrny, die das aktuelle Projekt als Doktorandin der Stiftung „Tierärztliche Hochschule Hannover“ (TiHo Hannover) begleitet: „Im Gegensatz zu den europäischen Kollegen nutzen wir den Speichel von infizierten Personen, in dem zunächst die Viren chemisch inaktiviert, also unschädlich gemacht werden. Speichel hat den Vorteil der schnellen und ortsunabhängigen Verfügbarkeit, wenn viele Menschen getestet werden sollen.“

Noch ein langer Weg bis zum realen Spüreinsatz

Vor Kurzem besuchte der Inspekteur der Streitkräftebasis, Generalleutnant Martin Schelleis, die Dienststelle in der Eifel, um sich über die Fortschritte zu informieren. Die Schule für Diensthundewesen der Bundeswehr gehört zu seinem Organisationsbereich. Schelleis sagte in Ulmen: „Ich bin sehr beeindruckt, auch von der zivil-militärischen Zusammenarbeit und kann diese Forschung nur absolut unterstützen.“

Sollte die Versuchsreihe mit den inaktiven Viren erfolgreich abgeschlossen werden, wartet bereits die nächste Hürde: Dann muss auch die Detektion aktiver Viren im Speichel getestet werden. „Das muss dann unter ganz anderen Bedingungen stattfinden, schließlich müssen wir sicher sein, dass sich niemand an den hochinfektiösen Proben anstecken kann“, erklärt Doktorandin Jendrny.

Es ist also noch ein langer Weg, bis die Tiere auf diesem Gebiet vollständig einsatzfähig sind. Und wenn es dann wirklich möglich sein sollte, Personen die an COVID-19 erkrankt sind, mittels Spürhund-Detektion zu identifizieren, dann wird man diskutieren müssen, in welchen zivilen und militärischen Bereichen diese Hunde zum Einsatz kommen sollen.


Die beiden Aufnahmen zeigen:
1. und 2. Bundeswehr-Diensthund Donnie – an seiner Seite Generalleutnant Martin Schelleis und ein Ausbilder. Und einmal solo „nach Dienstschluss“.
(Fotos: Roland Alpers/Bundeswehr)


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