Berlin/Tel Aviv (Israel)/Mazar-e Sharif (Afghanistan)/Gao (Mali). Es ist momentan wohl eines der wichtigsten und kontroversesten verteidigungspolitischen Themen in Deutschland: Soll und wird die Bundeswehr in naher Zukunft Kampfdrohnen beschaffen? Gut möglich, ja wahrscheinlich! Eine endgültige Entscheidung soll aber erst getroffen werden, nachdem eine breite gesellschaftliche Debatte stattgefunden hat. Diese begann am 11. Mai mit einer Podiumsdiskussion (unter den Bedingungen der derzeitigen Corona-Krise) im Bundesministerium der Verteidigung in Berlin. Mittlerweile hat die Bundeswehr die Dienstleistungsverträge für ihre unbewaffneten Drohnen vom Typ Heron 1 verlängert. Das unbemannte Luftfahrzeugsystem (Unmanned Aircraft System, UAS) Heron 1 wird von der Bundeswehr in Afghanistan und Mali eingesetzt.
Das Unternehmen Airbus Defence and Space und das Koblenzer Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) haben eine Verlängerung der Dienstleistungsverträge für das UAS Heron 1 unterzeichnet, das von unserer Luftwaffe in Afghanistan seit 2010 und in Mali seit 2016 geflogen wird.
Die Drohne, die dem Taktischen Luftwaffengeschwader 51 „Immelmann“ (Jagel) zugeteilt ist, ist ein System für mittlere Flughöhen und lange Verweildauer über dem jeweiligen Einsatzgebiet (MALE: Medium Altitude, Long Endurance). Hergestellt wird das Fluggerät vom Rüstungsunternehmen Israel Aerospace Industries, kurz IAI.
Für den Einsatzflugbetrieb und die Auswertung der Aufklärungsdaten sind Luftwaffensoldaten verantwortlich. Die „Immelmänner“ stellen hierzu die für den Einsatz erforderlichen Piloten, Sensorbediener und das Personal für die Luftbildauswertung. Die Airbus DS Airborne Solutions GmbH, eine Tochtergesellschaft der Airbus Group, kümmert sich laut Vertrag um den Betrieb der Systeme und garantiert die vereinbarte Einsatzfähigkeit der Heron (engl. „Reiher“).
Für Afghanistan wurde das Heron-1-Betreibermodell im März um den Zeitraum Juni 2020 bis Mai 2021 verlängert. Zu diesem Zeitpunkt hatte das UAS bei rund 4100 Einsatzflügen am Hindukusch bereits mehr als 46.000 Flugstunden erfolgreich absolviert. Ebenfalls im März war konnte der zehnte Jahrestag des Einsatzes von Heron 1 durch die Deutsche Luftwaffe in Afghanistan gewürdigt werden: Der erste Einsatzflug hatte am 17. März 2010 stattgefunden.
Für Mali wurde das Betreibermodell „Heron 1“ um den Zeitraum August 2020 bis Juli 2021 verlängert (mit einer Zusatzoption für den Zeitraum August 2021 bis Juli 2022). Bei dieser Mission waren in der Vergangenheit bei rund 1200 Einsatzflügen der Drohne mehr als 11.500 Flugstunden dokumentiert worden. Der erste Dienstleistungsvertrag war im Juli 2016 unterzeichnet, der Erstflug in Mali am 1. November 2016 durchgeführt worden.
Die Bundeswehr sprich das BAAINBw hatte die Verträge mit der Airbus DS Airborne Solutions für den Betrieb der Heron-1-Drohnen letztmalig am 12. Dezember 2018 verlängert.
Insgesamt hat die Heron 1 im Rahmen der Bundeswehreinsätze in Afghanistan und Mali bisher rund 57.500 Einsatzflugstunden für die Luftwaffe absolviert. Das Betreibermodell hat dabei bei beiden Auslandseinsätzen seine Leistungsfähigkeit mit einer Systemverfügbarkeit von 99 Prozent eindrucksvoll unter Beweis gestellt.
Die Aufklärungseinsätze des Heron-1-Systems in Afghanistan und Mali leisten auch einen wertvollen Beitrag für die Entwicklung von Fachwissen in der Bundeswehr im Hinblick auf künftige RPAS-Systeme (RPAS: Remotely Piloted Aircraft).
Die von IAI gebaute Heron 1 hat eine Spannweite von 16,6 Metern. Die maximale Einsatzdauer beträgt mehr als 24 Stunden. Zu den militärischen Aufgaben des Systems zählen unter anderem die Unterstützung von Einsatzkräften bei Gefechtssituationen, das Aufspüren von Sprengfallen aus der Luft, die Fahrstreckenerkundung und -überwachung plus die Konvoi- und Patrouillenbegleitung. Hinzu kommen weitere Aufgaben wie die Unterstützung der Führung zur Lagebeurteilung, der Objekt- und Lagerschutz, das Erstellen von Bewegungsprofilen sowie die Langzeitüberwachung. Die Drohne wird auch für die Unterstützung humanitärer Missionen eingesetzt.
Die aktuell von Deutschland in Afghanistan und Mail genutzten Heron-1-Systeme sollen gemäß einem von Airbus Defence and Space im Juli 2018 mit dem BAAINBw geschlossenen Vertrag bald durch das leistungsstärkere System Heron TP von IAI ersetzt werden.
Die Ablösung von Heron 1 durch Heron TP soll dabei in einer zweijährigen Aufbauphase, an die sich eine siebenjährige Einsatzphase anschließen wird, erfolgen. Damit soll die Lücke bis zur Entwicklung eines eigenständigen europäischen MALE UAS überbrückt werden.
Wir haben in der Vergangenheit immer mal wieder über die Drohnen der Bundeswehr berichtet, insbesondere über die Heron 1 und den potenziellen Nachfolger Heron TP (siehe beispielsweise hier und hier).
Gao in Mali, 1. November 2016 – die Aufnahme zeigt den ersten operationellen Flug des Aufklärungssystems Heron 1 des deutschen Einsatzkontingents MINUSMA.
(Foto: Johannes Heyn/Bundeswehr)