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Köln. Im vergangenen Jahr mussten in Deutschland fast alle gesellschaftlichen Institutionen einen Vertrauensverlust hinnehmen. Das belegt eine aktuelle Umfrage des Markt- und Meinungsforschungsinstituts forsa für das „Trendbarometer“ von RTL/n-tv, das jetzt wieder zu Jahresbeginn veröffentlicht wurde. Am meisten vertrauen die Deutschen der Polizei (78 Prozent) sowie den Universitäten und Ärzten (je 77 Prozent). Daran hat sich gegenüber den Vorjahren nichts geändert – aber insgesamt haben fast alle relevanten Institutionen einen teilweise erheblichen Vertrauensverlust zu beklagen. So auch die Bundeswehr …

Die Polizei hält sich zwar noch knapp auf Platz eins der Ranking-Liste, gegenüber dem Vorjahr ist aber auch sie abgerutscht (um fünf Prozentpunkte). Am stärksten Vertrauen verloren hat der Papst (minus 20 Prozentpunkte), gefolgt von der Bundeswehr (minus 13 Prozentpunkte), den Schulen und der Evangelischen Kirche (beide jeweils minus zehn Prozentpunkte) sowie der Katholischen Kirche und dem „eigenen Arbeitgeber“ (Vertrauensverlust bei beiden Bereichen jeweils minus neun Prozentpunkte).

Lediglich für Unternehmer und Manager gibt es in diesem Januar ein Vertrauens-Plus (je drei Prozentpunkte). Bei beiden war allerdings das Image im Vorjahr stark eingebrochen. Zudem rangieren die Manager nur auf dem drittletzten Platz (neun Prozentpunkte) – hinter Banken und Versicherungen (je 18 Prozentpunkte) und gleichauf mit dem Zentralrat der Muslime. Noch weniger vertrauenswürdig als die Manager stufen die Bundesbürger nur den Islam (sieben Prozentpunkte) sowie die Branche „Werbeagenturen“ (vier Prozentpunkte) ein. Weitere Details entnehmen Sie unserer Infografik.

Eine „flächendeckende Vertrauens-Erosion“ wie nie zuvor

Der Soziologe Manfred Güllner, Gründer und Geschäftsführer des forsa-Instituts, kommentierte das diesjährige Umfrageergebnis wie folgt: „Seit über einem Jahrzehnt wollen wir von den Deutschen wissen, wie viel Vertrauen sie zu den relevanten gesellschaftlichen Institutionen haben. Eine derart flächendeckende Vertrauens-Erosion wie in diesem Jahr haben wir in diesem Zeitraum noch nie gemessen. Es wird deutlich, wie schädlich die mühsame Regierungsbildung und die für die meisten nicht nachvollziehbaren Streitigkeiten in Union und Koalition sowie die vielen Defizite in staatlichen und nicht staatlichen Einrichtungen für das Vertrauen in die Funktionsfähigkeit des Staates und anderer für das Funktionieren der Gesellschaft wichtiger Institutionen waren.“ Mit dem Kriterium „Funktionsfähigkeit“ dürfte Güllner sicherlich auch die Bundeswehr gemeint haben.

Die Daten zum Institutionen-Ranking wurden von forsa zwischen dem 19. Dezember 2018 und dem 2. Januar 2019 im Auftrag der Mediengruppe RTL erhoben. 2515 Befragte bilden die Datenbasis. Im vergangenen Januar hatten wir ebenfalls über die forsa-Erhebung „Wem die Deutschen trauen“ berichtet (zum Vergleich siehe hier).


Unser Symbol- und Hintergrundbild für unsere Grafik zeigt einen Bundeswehrsoldaten der Panzerpioniertruppe auf dem Truppenübungsplatz Pabrade in Litauen. Die Aufnahme wurde am 26. September 2017 bei der Übung „Engineer Thunder“ gemacht.
(Foto: Jane Schmidt/Bundeswehr; Infografik © Christian Dewitz/mediakompakt 01.19)


Kommentare

  1. Dr.-Ing. U. Hensgen | 8. Januar 2019 um 14:51 Uhr

    Vertrauen ist laut Brockhaus die „emotionale Sicherheit, einem anderen Menschen und dem eigenen Dasein offen gegenübertreten und sich hingeben zu können“.
    Was bedeutet aber Vertrauen in die Bundeswehr? Bedeutet es, ob die Befragten glauben, dass die Bundeswehr unserer Gesellschaft nutzt oder ob sie ihre Aufgaben erfüllen kann? Nur 40 Prozent vertrauen der Bundeswehr. Was ist mit den restlichen 60 Prozent? Misstrauen sie der Bundeswehr oder haben sie sich noch keine Gedanken darüber gemacht?

    Die Vergleichbarkeit der Befragungen 2018 und 2017 vorausgesetzt, erstaunt – bei der doch sehr stark eingeschränkten Einsatzfähigkeit der Bundeswehr – der Vertrauensverlust nicht.

    Dazu beigetragen haben, neben den Tatsachen, die durchweg negativen Berichterstattungen der meisten Medien. Wenn die Berichterstattungen über die Bundeswehr betrachtet werden, so scheint es keine positiven Ereignisse zu geben über die berichtet werden könnten. Verstärkt wurde dieser Eindruck oft durch das Verhalten der politischen Führung der Bundeswehr, das auch die Stimmung in der Truppe sehr verschlechtert hat.

    Erlaubt die politische Führung dem Generalinspekteur, weiter so zu agieren wie bisher, bin ich recht zuversichtlich, dass sich die Stimmung in der Truppe wieder bessern wird.

    Mit dem Selbstvertrauen der Soldaten und einer besseren Ausrüstung, die durch das gestiegene Bewusstsein einiger Parlamentarier für Notwendigkeiten möglich zu werden scheint, wird auch wieder das Vertrauen der Bevölkerung in die Bundeswehr wachsen.

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