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Kiel/Wilhelmshaven. Wie die deutsche Marine am Dienstag dieser Woche (18. Juni) mitteilte, war es tags zuvor auf dem Betriebsstofftanker „Rhön“ zu einem schwerer Unfall gekommen. Der Unfall hatte sich im Marinestützpunkt Kiel am Montagnachmittag gegen 15:30 Uhr beim Aussetzen eines Beibootes ereignete. Dabei waren vier zivile Besatzungsmitglieder der „Rhön“ verletzt worden – ein Seemann leicht, zwei Seeleute mussten operiert werden, ein Unfallopfer kam auf die Intensivstation. Die Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen aufgenommen.

Der Betriebsstofftanker „Rhön“ war bis vor Kurzem noch im Einsatz bei „Baltic Operations“ gewesen (wir berichteten). Das Großmanöver BALTOPS 2019 endete am heutigen Freitag.

Nach einem Bericht von Frank Behling in den Kieler Nachrichten war die „Rhön“ bereits am vergangenen Sonntag (16. Juni) aus der multinationalen Übung entlassen worden, da es eine Störung an der Schiffsbetankungsanlage gegeben hatte. Die Anlage hätte am Montag in Kiel repariert werden sollen.

Beiboot stürzt mehrere Meter tief ins Hafenbecken

Vor der Reparatur der Hochsee-Betankungsanlage sollte noch eine Ölsperre an der „Rhön“ ausgelegt werden. Das Beiboot mit den vier Seeleuten an Bord sollte dabei helfen.

Nach Erkenntnissen der Kieler Nachrichten versagte beim Aussetzen des Bootes an Steuerbordseite der „Rhön“ die Krananlage. Einer der beiden Haltearmee der Aussetzvorrichtung – seemännischer Begriff „Davit“ – hatte eine Störung, dadurch senkte sich eine Seite des Bootes zu schnell. Kurze Zeit später riss die überbelastete Befestigung. Das komplette Gewicht lag nun nur noch auf einer Verankerung, die schließlich ebenfalls abriss. Beiboot und Besatzungsangehörige stürzten aus rund acht Metern Höhe ins Hafenbecken. Nach Recherchen von Behling handelt es sich bei den Verletzungen „um Knochenbrüche, Prellungen und Kopfverletzungen“.

Ersatz für „Rhön“ und Schwesterschiff „Spessart“ ab 2024

Die „Rhön“ (Kennung A1443) gehört wie das Schwesterschiff „Spessart“ (A1442) zum Trossgeschwader unserer Marine. Die „Rhön“ ist in Wilhelmshaven stationiert, die „Spessart“ in Kiel. Beide Schiffe waren in den 1970er-Jahren als zivile Einhüllen-Öltanker „Okene“ („Rhön“) und „Okapi“ („Spessart“) auf der Kröger Werft in Schacht-Audorf für die dänische Reederei Terkildsen & Olsen gebaut worden. Am 18. März 1976 wurden sie von der damaligen Bundesmarine erworben, die sie 1977 – also vor 42 Jahren – in Dienst stellte (die Indienststellung der „Spessart“ war am 5. September 1977, die der „Rhön“ am 23. September 1977).

Die zwei Betriebsstofftransporter sorgten im vergangenen Jahr für Negativschlagzeilen, als sie kurzfristig außer Dienst genommen wurden. Die für die maritime Sicherheit zuständige Klassifizierungsgesellschaft DNV GL (Det Norske Veritas/Germanischer Lloyd; Hauptsitz Hamburg) hatte der „Rhön“ und später der „Spessart“ die Klasse – vergleichbar mit einer TÜV-Bescheinigung – wegen „Altersschäden am Antriebsdiesel“ entzogen (siehe hier).

Nach derzeitigem Stand sollen „Rhön“ und „Spessart“, die komplett von Zivilbediensteten der Bundeswehr betrieben werden, nach entsprechenden Reparaturarbeiten weiter für die Marine in Einsätze gehen, dann aber ab 2024 durch neue Tanker ersetzt werden.

Wie die Zeitung Kieler Nachrichten abschließend berichtete, wurde die „Rhön“ inzwischen aus dem NATO-Einsatz abgemeldet. Einem Marinesprecher zufolge soll das Schiff nun zurück in den Heimatstützpunkt Wilhelmshaven überführt werden.


Unser Bild aus dem Jahr 2013 zeigt den Betriebsstofftransporter „Rhön“ bei seiner Rückkehr nach Wilhelmshaven von einem Einsatz unter NATO-Flagge.
(Foto: Ann-Katrin Winges/Presse- und Informationszentrum Marine)

Kleines Beitragsbild: Luftaufnahme der „Rhön“.
(Foto: Harald Matle/Presse- und Informationszentrum Marine)

 


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