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Koblenz/Donauwörth. Das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr hat bei Airbus Helicopters sieben Hubschrauber des Typs H145 bestellt. Ersetzt werden sollen mit der neuen Flotte die veralteten Such- und Rettungshubschrauber der Bundeswehr vom Typ Bell UH-1D. Die Maschinen werden 2020 ausgeliefert. Vorgesehene Stationierungsorte sind Niederstetten (Baden-Württemberg), Schönewalde/Holzdorf (Brandenburg) und Nörvenich (Nordrhein-Westfalen). Airbus Helicopters ist auch für die Wartung, Instandsetzung und logistische Betreuung der sieben H145 zuständig.

Der Hubschrauber H145 LUH SAR (LUH: Light Utility Helicopter; SAR: Search and Rescue/Suchen und Retten) ist unter anderem ausgestattet mit Hochleistungskameras, Suchscheinwerfern, Ortungssystemen für Notsender, einer vollwertigen medizinischen Ausrüstung, Rettungswinden sowie Lasthaken, die beispielsweise für den Einsatz von Feuerlöschbehältern genutzt werden können.

Die Maschine hat zwei Triebwerke „Safran Arriel 2E“, ist FADEC-gesteuert (FADEC: Full Authority Digital Engine Control) und besitzt die Avionik-Suite „Helionix“. Ein Vier-Achsen-Autopilot soll die Sicherheit erhöhen und die Arbeitsbelastung des Piloten senken. Laut Hersteller ist die H145 „durch die besonders geringe Lärmkontur der leiseste Hubschrauber seiner Klasse“.

Der Auftrag hat ein Gesamtvolumen von rund 138,5 Millionen Euro. 72,4 Millionen entfallen auf die eigentliche Beschaffung und die Ausbildung der Hubschrauberbesatzungen. Rund 66 Millionen soll das Servicepaket „Logistik, Wartung, Instandsetzung“, das sich über neun Jahre erstreckt, kosten. Der Haushaltsausschuss des Bundestages hatte der Beschaffung der sieben SAR-Hubschrauber am 28. November unter Tagesordnungspunkt 41 zugestimmt.

Airbus sieht für seine H145-Familie in der Truppe weitere Einsatzmöglichkeiten

Die militärische Variante der H145 ist der Mehrzweckhubschrauber H145M LUH SOF (SOF: Special Operations Forces). Die 15. und damit letzte SOF-Maschine war am 26. Juni 2017 termingerecht an die Luftwaffe übergeben worden. An der Übergabezeremonie beim Hubschraubergeschwader 64 in Laupheim hatte auch Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen teilgenommen (wir berichteten). Nach Angaben von Airbus Helicopters liegt die Einsatzbereitschaft der bereits im Betrieb befindlichen „Leichten Unterstützungshubschrauber für Spezialkräfte“ bei mehr als 95 Prozent.

Die Hubschrauberpiloten unserer Teilstreitkräfte lernen auf der H135, der kleinen Schwester der H145.

Wolfgang Schoder, Geschäftsführer von Airbus Helicopters Deutschland und als „Executive Vice President“ verantwortlich für den Geschäftsbereich „Light Helicopters and Governmental Programmes“, sagte über die Entscheidung des Koblenzer Bundesamtes: „Wir sind stolz darauf, dass wir für unsere H145-Familie erneut einen Auftrag der Bundeswehr erhalten haben. Damit wird die Flotte der leichten Hubschrauber in der Truppe weiter vereinheitlicht.“ Die bereits bei der Luftwaffe im Einsatz befindlichen Maschinen hätten sich gerade auch durch die hohe Einsatzverfügbarkeit bewährt. Schoder meinte: „Wir sehen für die flexible und zuverlässige H145-Familie noch wesentlich mehr Möglichkeiten für eine breite Palette von Aufgaben in allen Teilstreitkräften.“

Bewährt aber in die Jahre gekommen – Bell UH-1D und Sea King Mk.41

Der militärische Such- und Rettungsdienst der Bundeswehr ist eine Einrichtung der Streitkräfte zur Einsatzunterstützung. Er ist zugleich Teil des nationalen SAR-Dienstes für Luftfahrzeuge und hilft dem Seenotrettungsdienst.

Zum Aufgabenpaket gehören unter anderem die Unterstützung eigener und verbündeter Streitkräfte (im Frieden, in Krisen und in Kriegszeiten), die Hilfeleistung für alle in Not geratenen Luftfahrzeuge, die Suche nach vermissten beziehungsweise abgestürzten Luftfahrzeugen und die Rettung der Insassen sowie die Unterstützung in Seenotfällen vor der deutschen Nord- und Ostseeküste. Hinzu kommt die Aufgabe „Unterstützung der zivilen Rettungskräfte im Rahmen der dringenden Eilhilfe und bei Naturkatastrophen“.

Das Bundesgebiet und die nach internationalen Abkommen zugewiesenen Seegebiete sind dabei in zwei SAR-Bereiche aufgeteilt. In jedem SAR-Bereich ist eine SAR-Leitstelle für die Durchführung von Such- und Rettungsmaßnahmen verantwortlich. Dies sind die SAR-Leitstellen (Aeronautical Rescue Coordination Center, ARCC) „See“ in Glücksburg und „Land“ in Münster.

Der Bereich des ARCC Glücksburg umfasst den Seebereich des Fluginformationsgebietes Bremen (einschließlich der vorgelagerten Inseln und Halbinseln) sowie den Landbereich von Schleswig-Holstein und Hamburg.

Zum Bereich des ARCC Münster gehören die Fluginformationsgebiete Langen und München sowie das innerhalb Deutschlands gelegene Teilstück von Zürich. Hinzu kommt außerdem der Teil des Fluginformationsgebietes Bremen, der nicht zum SAR-Bereich Glücksburg gehört.

Die beiden SAR-Leitstellen der Bundeswehr unterstehen für den Einsatz dem Marinekommando (für SAR „See“) beziehungsweise der Division Schnelle Kräfte (für SAR „Land“).

Im Heer wird der Auftrag „Suchen und Retten“ beim Transporthubschrauberregiment 30 in Niederstetten von der SAR-Einsatzgruppe mit der Bell UH-1D wahrgenommen. Für den SAR-Dienst im Zuständigkeitsbereich der Marine sind die Luftfahrzeugbesatzungen vom Marinefliegergeschwader 5 Wurster Nordseeküste/Nordholz mit ihren Sea King Mk.41 verantwortlich (der zukünftige SAR-Hubschrauber der deutschen Marine wird der NH90 Sea Lion sein).

Im vergangenen Jahr insgesamt 538 Flugstunden für SAR-Einsätze verbucht

Aus dem im April dieses Jahres veröffentlichten SAR-Jahresbericht des Luftfahrtamtes der Bundeswehr für 2017 geht hervor, dass bei den beiden SAR-Leitstellen Münster und Glücksburg im vergangenen Jahr zusammen 1712 Alarmierungen eingegangen waren. 1381 Mal war das ARCC Münster alarmiert worden, 331 Mal das ARCC Glücksburg. Dies hatte für den Bereich „Land“ (Münster) 139 fliegerische Einsätze ausgelöst, für den Bereich „See“ (Glücksburg) 194 fliegerische Einsätze.

Wie die Flugstundenauswertung am Jahresende ergab, waren die SAR-Besatzungen im Bereich des ARCC Glücksburg insgesamt 311 Stunden in der Luft gewesen, die Kameraden im Bereich des ARCC Glücksburg alles in allem 227 Stunden.

Die Anzahl der SAR-Einsätze der Bundeswehr sind übrigens im Vergleich zu den Vorjahren nach Angaben des Luftfahrtamtes zurückgegangen. Hauptgründe dafür sind unter anderem die vergleichsweise hohe Anzahl von Luftrettungsstationen in einem ohnehin sehr gut ausgebauten Luftrettungsnetz in Deutschland sowie die Schließung des langjährigen Standortes in Landsberg im Dezember 2016. Von Landsberg aus waren in der Vergangenheit bei Tag und Nacht viele Rettungseinsätze im Gebirge geflogen worden.

Auch sogenannte ICAO-SAR-Einsätze (Suche nach überfälligen/abgestürzten Luftfahrzeugen und Rettung der Insassen) verzeichnen einen Rückgang um 33 Prozent. Dazu das Luftfahrtamt: „Viele überfällige Flugzeuge können heute bereits mit Hilfe der Echtzeit-Luftlagedarstellungsanlage mit Suchfunktion ausfindig gemacht werden; die Einsätze von SAR-Hubschraubern zur Suche werden damit reduziert.“


Das Bild zeigt einen Hubschrauber des Typs H145 LUH SAR in den Farben des Such- und Rettungsdienstes der Bundeswehr.
(Foto: Airbus Helicopters)


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