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Aachen/Kiel. Vor genau zehn Jahren, in der Nacht vom 3. auf den 4. September 2008, stürzte die damals 18-jährige Kadettin Jenny Böken von Bord des Segelschulschiffs „Gorch Fock“ ins Meer. Elf Tage später wurde ihre Leiche nordwestlich vor Helgoland gefunden. Staatsanwaltschaft und Marine sprechen bis heute von einem „tragischen Unglück“, die Eltern aus dem nordrhein-westfälischen Geilenkirchen zweifeln allerdings daran. Jetzt fordert die Familie die Wiederaufnahme der Ermittlungen. Denn es hat sich ein Zeuge gemeldet, der in einer eidesstattlichen Erklärung versichert, die Sanitätsoffiziersanwärterin Böken sei an Bord der „Gorch Fock“ getötet worden.

Anlässlich des zehnten Todestages von Jenny Böken befasste sich am heutigen Montag (3. September) in seiner „Aktuellen Stunde“ der WDR mit der aufsehenerregenden Entwicklung. Rainer Dietz, der Aachener Anwalt der Familie, sagte dem Sender dazu in einem Interview: „Die Aussage, die unter Eid geleistet wurde, ist sehr deutlich. Sie spricht von einem Geschehen unmittelbar an Bord. Zur damaligen Zeit um Jenny Böken. Sie hat auch eine Vorgeschichte zum Gegenstand.“

Dietz ist der Meinung, dass die Zeugenaussage mindestens den Verdacht eines Totschlags begründet. Der Zeuge selber habe das Wort „Mord“ in den Mund genommen. Die Frage werde natürlich jetzt auch sein, für wie glaubwürdig dieser neue Zeuge – besonders im Hinblick auf eine mögliche Wiederaufnahme der Ermittlungen durch die zuständige Staatsanwaltschaft Kiel – eingeschätzt werden wird, so der Anwalt

Zeuge spricht von „Vergewaltigung“ und einem Tötungsdelikt

Rund um den Tod der Seekadettin gab und gibt es bis heute immer wieder Spekulationen (siehe auch hier). In der Lunge von Jenny wurde kein Wasser gefunden – das kann darauf hinweisen, dass die 18-Jährige bereits tot war, als sie ins Meer fiel. Außerdem fehlt bisher ihr privates Tagebuch.

Die jetzt vorliegende Zeugenaussage gibt möglicherweise einige entscheidende Antworten. Der Vater von Jenny, Uwe Böken, erklärte in einem Gespräch mit dem WDR, dass der Zeuge von einer Vergewaltigung spricht und von einer möglichen Schwangerschaft seiner Tochter. Kurz bevor die Fahrt der „Gorch Fock“ begann, soll es bei einer Party, an der auch andere Besatzungsmitglieder teilgenommen haben sollen, zu einem sexuellen Übergriff gekommen sein. Dieser sei auch gefilmt worden. Weil Jenny Böken gedroht habe, den Vorfall melden zu wollen, sei sie schließlich erdrosselt worden.

Bisher ist die Familie mit sämtlichen Anträgen auf eine Wiederaufnahme der Ermittlungen gescheitert. Nun ist die Hoffnung groß, dass zehn Jahre nach der Tragödie doch noch Licht ins Dunkel der Ereignisse an Bord der „Gorch Fock“ kommt.


Randnotiz                                  

Der WDR-Beitrag „10. Todestag von Jenny Böken“, der am 3. September 2018 erstmals in der „Aktuellen Stunde“ ausgestrahlt wurde, ist noch bis zum 10. September 2018 in der WDR-Mediathek abrufbar. Der Link dazu:
https://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/aktuelle-stunde/video–todestag-von-jenny-boeken-100.html
Angaben ohne Gewähr.


Zu unserem Bildmaterial:
1. Der WDR berichtete in seinem Regionalmagazin „Aktuelle Stunde“ am 3. September 2018 über die neue Entwicklung im Fall „Jenny Böken“.
(Videostandbild: Quelle „Aktuelle Stunde“/WDR)

2. Rainer Dietz, Anwalt der Familie, äußerte sich im WDR-Beitrag über die brisante Zeugenaussage.
(Videostandbild: Quelle „Aktuelle Stunde“/WDR)

Kleines Beitragsbild: Seekadettin Jenny Böken an Bord des Segelschulschiffs „Gorch Fock“.
(Foto: Privat, Jenny-Böken-Stiftung)


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