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Berlin/Koblenz/Düsseldorf. Korvetten, Tankflugzeuge, Lastkraftwagen, Digitalfunkgeräte, Munition: Kurz vor Ende der Legislaturperiode hat der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages noch über Rüstungsvorhaben in Milliardenhöhe entschieden. Zu den Projekten, die das parlamentarische Organ in seinen Sitzungen am 21. und am 28. Juni genehmigte, gehörte auch der Tagesordnungspunkt 31 „Infanterist der Zukunft/Erweitertes System – Teil 3“. Diese Beschaffung hat ein Finanzvolumen von insgesamt rund 370 Millionen Euro, etwa 3,8 Millionen Euro davon entfallen auf Zusatzverträge.

Mit der Lieferung von 68 Zugausstattungen des hochmodernen Soldatensystems „Infanterist der Zukunft/Erweitertes System“ (IdZ-ES) beauftragt wurde die Rheinmetall AG beziehungsweise die Defence-Sparte des Technologiekonzerns. Der Vertrag mit dem Koblenzer Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnologie und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) ist mittlerweile unterzeichnet worden.

Die Auslieferung der Systeme an die Truppe soll ab 2018 erfolgen und Ende 2020 abgeschlossen sein. Seit Sommer 2013 befindet sich IdZ-ES im Einsatz in Afghanistan (wir berichteten).

Integration des kompletten Zuges in die vernetzte Operationsführung

Die modulare Kampfausstattung „Infanterist der Zukunft/Erweitertes System“ bindet die abgesessen operierenden Soldaten in die vernetzte Operationsführung ein. Als „boots on the ground“ entdecken, erkennen und identifizieren die Kräfte Ziele und bekämpfen sie – entweder durch ihre eigenen Kampfmittel oder durch andere Effektoren des Verbundes „Aufklärung – Führung – Wirkung“.

Die Bundeswehr hat seit 2012 in drei Losen insgesamt 90 Systeme zur Ausstattung für jeweils eine Zehn-Mann-Gruppe beschafft. Bei der jetzigen Beauftragung liegt der Schwerpunkt auf dem Zug. Mit den 68 Zugsystemen lassen sich rund 2460 Soldaten ausrüsten.

IdZ-ES integriert als ganzheitlicher Systemansatz das „Gesamtsystem Infanterie“ (den Infanterie- beziehungsweise Panzergrenadierzug mit den Fahrzeugen und den darin verbauten Basisstationen) in die vernetzte Operationsführung.

Kernrechner auf dem Rücken des Soldaten steuert alle Geräte und Sensoren

Auftragnehmer Rheinmetall Defence erläuterte nach dem Vertragsschluss mit dem BAAINBw in einem Pressefachtext noch einmal die Besonderheiten dieses infanteristischen Soldatensystems.

Von besonderer Bedeutung sind beim IdZ-ES demnach das Kern- und das Helmsystem. Der über einen Akkupack mit Energie versorgte Kernrechner – beides wird auf dem Rücken getragen – steuert über diverse Schnittstellen alle Geräte und Sensoren, die der Soldat mitführt.

Zu den Hauptfunktionen zählt Rheinmetall das Stromversorgungsmanagement, die Zugangskontrolle und -überwachung und das Informationssystem Soldat zur Karte/Lagedarstellung. Hinzu kommen weitere Systemfunktionen wie Navigation, Meldewesen, Austausch von Aufklärungs- und Zieldaten, Verarbeitung diverser Sensordaten (beispielsweise Eigenposition oder Blickrichtung), Bedienerschnittstelle und Visualisierung sowie Systemkonfiguration.

Modular aufgebaute Bekleidung lässt sich an die Umwelt anpassen

Über eine manuelle Bedieneinheit kann der Nutzer das Führungssystem und die Kommunikation steuern. Dazu Rheinmetall: „Der Soldat kann auf dem Bedien- und Anzeigegerät – kurz BAG – oder alternativ auf dem Helmdisplay alle relevanten Daten zur Lage, der Position eigener Kräfte, zum Auftrag und zum Systemstatus erkennen.“

Über die modular aufgebaute Bekleidung heißt es in dem Pressetext weiter: „Sie lässt sich an die geforderten Umwelt- und Temperaturbereiche optimal anpassen. Dazu kommt eine ballistische Unterziehschutzweste der Schutzklasse 1 mit integriertem Lüftungsshirt sowie die modulare Trageausstattung, die Munition, Kampfmittel, elektronischen Rücken und zusätzliche Ausrüstung aufnimmt. Die Schutzweste IdZ-ES ist als Komplettweste mit Chest-Rig (Brusttragesatz) und Hüftgurt konzipiert und nimmt verschiedene Schutzeinschübe auf, sodass der Schutz der deutschen Schutzklasse 4 entspricht.“

Der Gruppenführer und sein Stellvertreter erhalten laut Hersteller die Führerzusatzausstattung, die aus dem tragbaren Führungsrechner besteht. „An den Handwaffen befinden sich drahtlose Push-to-Talk-Tasten, die es ermöglichen, mit angeschlagener Waffe zu funken. Zudem lassen sich an den Handwaffen optische und optronische Anbaugeräte aufnehmen“, so Rheinmetall dazu.


Das Bild zeigt einen Bundeswehrsoldaten mit dem System „Infanterist der Zukunft“, auch als „Gladius“-System bezeichnet.
(Foto: Tom Weber/MILpictures)


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