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Berlin/Koblenz/München. Die Bundeswehr kauft für etwa 760 Millionen Euro 104 ausgemusterte Leopard-Kampfpanzer und 32 gebrauchte Panzer-Fahrgestelle. Die Kettenfahrzeuge sollen auf die moderne Version Leopard 2 A7V hochgerüstet werden. Ein entsprechender Vertrag wurde am vergangenen Freitag (5. Mai) zwischen dem Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) und dem Rüstungskonzern Krauss-Maffei Wegmann (KMW) als Generalunternehmer geschlossen. Mit diesem Beschaffungsprojekt kann die von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen festgelegte Gesamtstückzahl von 328 Bundeswehr-Panzern erreicht werden.

Wie der Leiter „Strategie und Unternehmenskommunikation“ von KMW, Kurt Braatz, am heutigen Dienstag (9. Mai) gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa) erklärte, handele es sich bei den 104 Panzern im Wesentlichen um den alten Leopard-Typ 2 A4. Aus Deutschland kämen 13 Exemplare, alle anderen stammten aus weiteren NATO-Ländern, zitiert dpa den Sprecher weiter.

Nach Angaben des Koblenzer Bundesamtes sind nun „aufwendigen Maßnahmen“ nötig, um aus einem Leopard 2 A4 einen Leopard 2 A7V zu machen. So müssen unter anderem der Turm und die Waffenanlage modifiziert sowie ein neues Informationssystem eingerüstet werden. Außerdem zeichne sich der modifizierte 2 A7V gegenüber dem 2 A7 durch eine deutlich verbesserte Nachtkampffähigkeit, zusätzliche Schutzmaßnahmen und eine verbesserte Klimatisierung des Innenraums für heiße Einsatzgebiete aus, so das BAAINBw.

Fundament für die Stärkung der deutschen Panzertruppe

Die ersten der 104 Kampfpanzer sollen im Jahr 2019, die letzten in 2023 ausgeliefert werden. Die Übergabe an das deutsche Heer erfolgt nach Auslieferung und nach Abschluss der notwendigen Überprüfungen durch das Bundesamt (in einem früheren Beitrag hatten wir uns schon einmal mit diesem Panzer-Deal befasst).

Die 32 zusätzlichen Fahrgestelle Leopard 2 A4 sollen zunächst eingelagert werden, um künftig als Basis für weitere Fahrzeuge der Leopard 2-Familie – wie etwa den neuen Brückenlegepanzer – zu dienen.

Nach der Vertragsunterzeichnung mit den Vertretern von KMW sagte Armin Schmidt-Franke, Vizepräsident des BAAINBw: „Die sicherheitspolitischen Entwicklungen der vergangenen Jahre haben uns die Bedeutung der Panzertechnologie für unsere Verteidigungsfähigkeit eindrücklich vor Augen geführt.“ Mit diesem Beschaffungsvorhaben lege man „das wehrtechnische Fundament für die notwendige Stärkung der Panzertruppe“.

Rockensußra – demilitarisieren, demontieren und verschrotten

Übrigens: Krauss-Maffei Wegmann baut und modernisiert nicht nur Panzer, es verschrottet sie auch. Wie aus einer Pressemitteilung des Unternehmens vom 25. Februar 2016 hervorgeht, hat KMW damals Deutschlands größten „Panzerverschrotter“ Battle Tank Dismantling GmbH Koch mit Sitz im thüringischen Rockensußra übernommen. Eigentümer der Firma war zuvor die Scholz-Gruppe, eines der weltweit führenden Unternehmen für Stahl- und Schrottrecycling.

Im KMW-Pressetext heißt es: „Battle Tank Dismantling und seine Vorläufer-Gesellschaften demilitarisieren, demontieren und verschrotten Kriegswaffen seit 1991. Das Unternehmen verfügt als einziges in Deutschland über sämtliche dafür notwendigen Lizenzen und betreibt Europas einzige NATO-zertifizierte Panzer-Verschrottungsanlage.“

Nach Angaben der Battle Tank Dismantling (BTD) waren zum Zeitpunkt der Übernahme durch den Münchner Panzerbauer schon rund 16.000 Militärfahrzeuge zerstört und verwertet worden, darunter mehr als 1800 Kampfpanzer (davon 860 Leopard 1) und weitere gut 6000 gepanzerte Rad- und Kettenfahrzeuge.

Am 19. Oktober 2016 berichtete die Badische Zeitung ausführlich über die BTD, die jetzt Teil von Krauss-Maffei Wegmann ist. Der Autor des Firmenporträts, der freie Journalist Steve Przybilla, hatte unter anderem in Rockensußra mit Geschäftsführer Peter Koch über das Geschäftsmodell „Verschrottung“ gesprochen. Przybilla hatte sich damals notiert: „Bizarr sei, dass die Bundeswehr manchmal ihre bereits ausgemusterten Geräte wieder zurückkaufe, berichtet Koch. ,Die Minenwerfer lasse ich erst mal stehen.‘ Wegen der Spannungen in Osteuropa überlege die Bundeswehr, diverse Altbestände wieder in Dienst zu stellen, sagt er.“ Und: „Inzwischen landen auf dem Hof in Rockensußra aber auch Kriegsgeräte neuerer Generationen. ,Bei Panzern ist es wie bei Computern‘, sagt Koch. ,Wenn ein neues Modell kommt, werden die Vorgänger weggeworfen, auch wenn sie noch funktionieren.‘ “ Honi soit qui mal y pense – ein Schelm, wer Böses dabei denkt …


Unser Bild zeigt einen Kampfpanzer Leopard 2 bei der Informationslehrübung des deutschen Heeres. Die Aufnahme entstand am 6. September 2010 auf dem Truppenübungsplatz Munster.
(Foto: Katharina Winkler/PrInfoZ Heer/Bundeswehr)

 


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