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Kabul/Berlin. In Kabul soll der deutsche Brigadegeneral Michael Podzus nach Informationen von Spiegel online am heutigen Montag (4. Januar) unbeschadet einen Sprengstoffanschlag überstanden haben. Das Verteidigungsministerium berichtete in seiner um 15 Uhr veröffentlichten Pressemitteilung lediglich von zwei Bundeswehrsoldaten, die leicht verletzt worden sind. Laut Spiegel waren die beiden Soldaten als Personenschützer von Brigadegeneral Podzus mit in einem Konvoi vom Flughafen zur Militärbasis in der afghanischen Hauptstadt unterwegs.

Wie der Presse- und Informationsstab des Verteidigungsministeriums mitteilte, ereignete sich der Vorfall in den frühen Morgenstunden. In der Presseerklärung, in der der General nicht erwähnt wird, heißt es: „Am 4. Januar gegen 7:15 Uhr Mitteleuropäischer Zeit wurde ein Fahrzeugkonvoi der Bundeswehr im Stadtgebiet von Kabul angesprengt. Zwei deutsche Soldaten erlitten leichte Schleudertraumata. Ein Fahrzeug vom Typ Enok wurde beschädigt. Die Fahrzeuge konnten aus eigener Kraft die Fahrt fortsetzen. Die leicht verletzten Soldaten wurden truppenärztlich untersucht und behandelt.“

Die Sicherheitslage in Kabul und in weiten Teilen Afghanistans hat sich in den vergangenen Tagen und Wochen weiter verschlechtert. In der Hauptstadt gab es alleine seit dem 28. Dezember vier Anschläge. Für drei haben die Taliban die Verantwortung übernommen.

Vier Bombenattentate in den vergangenen acht Tagen

Am Montag vergangener Woche (28. Dezember) kam in der Nähe des internationalen Flughafens von Kabul bei einem Selbstmordanschlag eine Person ums Leben. Mehr als 30 Menschen wurden verletzt.

Freitagabend (1. Dezember) starben bei der Explosion einer Autobombe vor dem französischen Restaurant „Le Jardin“ im Kabuler Viertel Taimani, das bei Ausländern sehr beliebt ist, zwei Afghanen. Eines der Todesopfer war ein Kind. Fast 20 Personen erlitten Verletzungen.

Am heutigen Montag ereigneten sich in Kabul gleich zwei Anschläge. Bei dem Anschlag am Morgen, von dem auch die Bundeswehr betroffen war, starb lediglich der Attentäter. Er war nach Polizeiangaben auf einen Kontrollposten am Kabul-Airport zugegangen und hatte sich dann in die Luft gesprengt. Der abgestellte Wagen des Selbstmörders war ebenfalls mit Sprengstoff bestückt, flog jedoch nicht in die Luft. Wie der Sprecher des afghanischen Innenministeriums, Najib Danish, später der Presse sagte, soll „ein Militärkonvoi ausländischer Soldaten“, der zum Zeitpunkt des Anschlages den Kontrollpunkt passierte, „das Ziel dieses Angriffs“ gewesen sein. Es ist davon auszugehen, dass Danish die Fahrzeuge der Bundeswehr meinte.

Ebenfalls am Montag erschütterte eine weitere schwere Explosion in der Nähe des Flughafens die Hauptstadt. Ziel dieses Attentats am Abend war „Camp Baron“, ein schwerbewachtes Areal für die Mitarbeiter ausländischer Firmen. Bei der Explosion des mit Sprengstoff vollbepackten Kleinlasters starb mindestens ein Mensch, etwa 30 Personen wurden verletzt.

Vorgänger bereits im Jahr 2014 durch Selbstmordattentäter verletzt

Den Informationen des Spiegel zufolge ereignete sich das Attentat vom Montagmorgen „in unmittelbarer Nähe des Konvois des deutschen Brigadegenerals Michael Podzus“. Podzus, der laut Spiegel nicht verletzt wurde, ist zurzeit in Kabul als Deputy Director Ministry of Defence eingesetzt. Zu seinem Aufgabenbereich gehört im Rahmen der Unterstützungsmission „Resolute Support“ die Verbesserung der Ausbildung afghanischer Polizeikräfte.

Der General soll – so das Nachrichtenmagazin – gerade mit einem zivilen Flug aus dem Weihnachtsurlaub in der Heimat nach Afghanistan zurückgekehrt sein. Nach der Landung auf dem Kabuler Flughafen habe er mit seinen Personenschützern zur Militärbasis in der Hauptstadt fahren wollen.

Vorgänger des Heeresoffiziers in der Funktion als Deputy Director war übrigens Brigadegeneral Michael Bartscher. Dieser war am 5. August 2014 bei einem Selbstmordanschlag auf dem Gelände der „Marshal Fahim National Defense University“ in Kabul verwundet worden. An diesem Dienstag starben hier der US-amerikanische Generalmajor Harold J. Greene und weitere 16 Soldaten der Koalition (wir berichteten).


Zu unserem Bildmaterial:
1. Nach dem Anschlag in den frühen Morgenstunden des 4. Januar 2016 auf der Zufahrtsstraße zum Kabuler Flughafen. Der Selbstmordattentäter sprengte sich vor einem Checkpoint in die Luft, sein mit Sprengstoff befülltes Fahrzeug flog jedoch nicht in die Luft. Offenbar passierte der Bundeswehr-Konvoi mit Brigadegeneral Michael Podzus gerade zu diesem Zeitpunkt den Kontrollpunkt. So zumindest ist es dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel und indirekt auch einem Statement des Sprechers des afghanischen Innenministeriums, Najib Danish, zu entnehmen.
(Foto: TOLOnews)

2. Michael Podzus, damals Oberst i.G., am 1. März 2013 bei einem UNIFIL-Kommandowechsel in Limassol, Zypern.
(Foto: Eugen Riegg/Bundeswehr)

3. Laut Verteidigungsministerium wurde bei dem Anschlag am Montagmorgen ein hochgeschützter Enok, ein Einsatzfahrzeug der Wolf-Klasse, „beschädigt“. Der Enok gehört zu der LAPV-Fahrzeuggeneration der deutschen Streitkräfte (LAPV = Light Armoured Patrol Vehicle). Er ist mit einer Ganzstahl-Fahrgastzelle ausgestattet und bietet einen hohen ballistischen Rundumschutz nach NATO-Standard sowie ausgezeichneten Schutz im Bereich des Fahrzeugbodens.
(Foto: amk)

4. Najib Danish, Sprecher des afghanischen Innenministeriums, bestätigte nach dem Anschlag am Morgen des 4. Januar 2016, dass „ein Militärkonvoi ausländischer Soldaten, der die Anschlagszone passierte, das Ziel dieser Bombenattacke“ war.
(Foto: Najib Danish bei Facebook)


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