Ottobrunn/Tel Aviv (Israel). Die Bundeswehr hat – wie bereits berichtet – zum 1. Juli 2016 im Rahmen ihrer Beteiligung an der Multidimensional Integrated Stabilization Mission der Vereinten Nationen in Mali (MINUSMA) den Aufklärungspart von den Niederländern übernommen. Die deutschen Aufklärungskräfte sind dabei vor allem im Nordosten des Landes in der Gao-Region im Einsatz. Ständige Bedrohungen und die enorme Größe des Einsatzgebietes machen den Einsatz eines Aufklärungssystems mit großer Reichweite und langer Flugzeit fast zwingend erforderlich. Nach den äußerst positiven Erfahrungen in Afghanistan wird die Bundeswehr nun bald auch in Mali Drohnen des Typs Heron 1 verwenden können. Das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) und die Airbus-Division Airbus Defence and Space haben jetzt einen entsprechenden Vertrag zur Bereitstellung von Aufklärungsdrohnen Heron 1 für die deutsche Mali-Mission unterzeichnet.
Die unbemannten Systeme werden – wie seit 2010 für den Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan auch – vom israelischen Hersteller Israel Aerospace Industries (IAI) geleast und dann von Airbus beziehungsweise der Airbus DS Airborne Solutions GmbH (ADAS) auf Grundlage des Betreibervertrages übernommen. Der reine Einsatzflugbetrieb wird auch hier später ausschließlich von Bundeswehrsoldaten durchgeführt.
In der von Airbus am heutigen Donnerstag (21. Juli) veröffentlichten Pressemitteilung heißt es weiter: „Der Betrieb in Mali wird im November 2016 beginnen und ist zunächst bis Februar 2018 geplant.“
Der Heron 1 ist ein unbemanntes Flugsystem (Unmanned Aircraft System, UAS) für mittlere Flughöhen und lange Verweildauer über dem jeweiligen Einsatzgebiet. Das Flugzeug hat eine Länge von gut neun Metern und eine Spannweite von fast 17 Metern. Die maximale Missionsdauer beträgt mehr als 24 Stunden.
Zu den militärischen Aufgaben des Heron 1 zählen unter anderem die Fahrstreckenerkundung und die Überwachung, die Unterstützung zur Lagebeurteilung sowie der Objekt- und Lagerschutz, die Konvoi- und Patrouillenbegleitung, das Aufspüren von Sprengfallen aus der Luft, die Unterstützung von Einsatzkräften bei Gefechtssituationen oder das Erstellen von Bewegungsprofilen und die Langzeitüberwachung. Das System wird auch zur Unterstützung humanitärer Einsätze genutzt.
Aus dem Betreibermodell ergeben sich für die Bundeswehr nach Ansicht des Vertragspartners Airbus „vielfältige Vorteile“. Neben einem in Afghanistan nachgewiesenen hohen Systemklarstand und flexiblen Vertragslaufzeiten könne sich die Bundeswehr auf ihre Kernaufgaben konzentrieren, wird argumentiert. Hinzu komme die volle Kompatibilität und Interoperabilität des Systems innerhalb der NATO.
Thomas Reinartz, Airbus-Vertriebsleiter „Unbemannte Flugsysteme“ zum Vertragsabschluss: „Die erneute Beauftragung verdanken wir nicht zuletzt unseren Erfahrungen aus den mehr als 2300 in Afghanistan geflogenen Missionen. Wir haben dort zur Zufriedenheit des Kunden bewiesen, wie zuverlässig wir arbeiten – mit einer Verfügbarkeit der Flotte von mehr als 95 Prozent.“
Die Ausweitung des Betreibermodells „Heron 1“ ist nach Ansicht von Airbus „zudem richtungsweisend für die nächste Drohnen-Generation Heron TP“. Der Heron TP soll gemäß Auswahlentscheidung des Generalinspekteurs der Bundeswehr einmal als Nachfolger für den Heron 1 und als Überbrückungslösung bis zur Entwicklung einer eigenen europäischen Drohne genutzt werden soll (siehe auch unseren Mali-Beitrag vom 7. Juli 2016).
Video-Hinweis: Das Video des YouTube-Kanals der Bundeswehr vom 8. Juni 2015 beschreibt anschaulich die enge Zusammenarbeit in Afghanistan zwischen Angehörigen des Gebirgsaufklärungsbataillons 230 (Füssen) und einer Heron-Crew des Taktischen Luftwaffengeschwaders 51 „Immelmann“ (Kropp/Jagel). Während der Heeresspähtrupp mit seinen Fennek-Fahrzeugen bodengebundene Spähaufklärung betreibt, unterstützen ihn hoch oben am Himmel die Luftwaffenkameraden mit ihrem unbemannten Aufklärungssystem Heron 1.
(Video 15E18803: Redaktion der Bundeswehr)
Unser Bild zeigt die Bundeswehr-Drohne Heron 1 in Afghanistan.
(Foto: Airbus Defence and Space)