menu +

Nachrichten



Mazar-e Sharif (Afghanistan)/Berlin. Der Anschlag auf das deutsche Generalkonsulat in der nordafghanischen Stadt Mazar-e Sharif vor zehn Tagen ist laut einem Bericht der Bild am Sonntag (20. November) von den Taliban von langer Hand vorbereitet worden. Dies soll der einzige überlebende Attentäter vom 10. November in einem Polizeiverhör gestanden haben. Wie die Boulevardzeitung schreibt, habe der Gefangene angegeben, vor etwa einem halben Jahr gemeinsam mit anderen Männern im pakistanischen Peschawar von den Taliban für den Angriff ausgewählt worden zu sein. Danach habe die Gruppe den Umgang mit Schusswaffen und Sprengstoff trainiert.

Bei dem Angriff am 10. November starben letzten Meldungen zufolge sechs Menschen, 128 wurden verletzt. Deutsches und afghanisches Konsulatspersonal kam nicht zu Schaden. Der Überfall ereignete sich an diesem Donnerstagabend um 19:35 Uhr Mitteleuropäischer Zeit (MEZ)/23:05 afghanischer Ortszeit (wir berichteten). In einer Internet-Stellungnahme bezeichneten die Taliban den Angriff als „Märtyrerattacke“ und „Rache“ für ein US-Bombardement in der Kunduz-Provinz am 3. November, bei dem mehr als 30 Zivilisten ums Leben gekommen waren.

Ein Selbstmordattentäter hatte zunächst einen mit Sprengstoff beladenen Kleinlaster in der Nähe des Eingangsbereichs in die Schutzmauer des deutschen Generalkonsulats gerammt. Dabei starb auch der Attentäter. Anschließend stürmten mehrere Terroristen auf das Gelände. Konsulatsangehörige, bewacht von Personenschützern der Bundespolizei, fürchteten ab diesem Moment um ihr Leben.

Rasche Hilfe aus dem zehn Kilometer entfernten Camp Marmal

Aus den Informationen, die Bild am Sonntag zu dem Anschlag recherchieren konnte, wird deutlich: die Mitarbeiter des deutschen Generalkonsulats in Mazar-e Sharif sind nur um Haaresbreite einer Katastrophe entgangen. Unter Berufung auf Diplomatenkreise berichtet das Blatt, dass kurze Zeit nach der Detonation an der Schutzmauer Soldaten des Kommandos Spezialkräfte (KSK) und Kampfretter der Luftwaffe aus dem gut zehn Kilometer entfernten Camp Marmal zu Hilfe eilen mussten.

Die Kampfretter schützten und sicherten nach ihrem Eintreffen vor Ort die Konsulatsangehörigen, die in einen Sicherheitsraum geflüchtet waren. Die KSK-Elitesoldaten durchkämmten Gebäude nach den Taliban. Offenbar schalteten sie dabei Angreifer aus, denn Bild am Sonntag spricht davon, dass „KSK-Männer das Gebäude säuberten“. Danach habe sich die gesamte Gruppe – unterstützt durch US-Kampfhubschrauber und eine Aufklärungsdrohne der Bundeswehr – von dem Gelände „nach draußen gearbeitet“, um mögliche weitere Mitglieder des Terrorkommandos aufzuspüren.

Für die Kampfretter der deutschen Luftwaffe war es der erste Einsatz dieser Art. Die spezialisierten Kräfte, die im baden-württembergischen Laupheim beim Hubschraubergeschwader 64 beheimatet sind, haben den Auftrag, „Personen aus gefährlichen Situationen zu retten und rückzuführen“ (Personnel Recovery = Rettung und Rückführung im Ausland).

Fluchtversuch in afghanischer Militäruniform

Über den einzigen Überlebenden der Terrorgruppe, dessen Name Bild am Sonntag mit „Hebatullah“ angibt, sind nur wenige weitere Details bekannt. Der Mann stammt aus der ostafghanischen Provinz Laghman und soll zuletzt in der Hauptstadt Kabul gelebt haben.

Er wurde von den Sicherheitskräften gestellt, als er in der Uniform der afghanischen Armee das Gelände des deutschen Generalkonsulats verlassen wollte.


Zu unserem Bildmaterial:
1. Schlagzeile der Bild am Sonntag zum einzigen Überlebenden des Taliban-Terrorkommandos.
(Foto: mk)

2. Die Grafik zeigt Mazar-e Sharif mit dem deutschen Generalkonsulat und Camp Marmal. Von hier aus eilten deutsche Spezialkräfte und Kräfte der Partnernationen zum Anschlagsort im Stadtzentrum.
(Satellitenbild: Google Earth, Infografik © mediakompakt 11.16)

3. Für die Kampfretter der Luftwaffe war dieser Einsatz in der deutschen Vertretung in Mazar-e Sharif der erste Rettungseinsatz dieser Art. Das Bild, auf denen das Emblem der Luftwaffen-Kampfretter zu sehen ist, wurde im Juli 2015 bei der Übung „Angel Thunder“ auf der Davis-Monthan Air Force Base in Arizona (USA) gemacht. Auch Kräfte vom Hubschraubergeschwader 64 in Laupheim nahmen an dem Training teil.
(Foto: Chris Massey/U.S. Air Force)

4. Ein Transporthubschrauber CH-53 setzt einen Kampfretter der Luftwaffe ab. Die Aufnahme entstand am 18. Oktober 2016 bei einer Übung im Camp Marmal bei Mazar-e Sharif. Gut drei Wochen später traf der Ernstfall ein …
(Foto: Lars Koch/Bundeswehr)


Kommentieren

Bitte beantworten Sie die Frage. Dies ist ein Schutz der Seite vor ungewollten Spam-Beiträgen. Vielen Dank *

OBEN