Bagdad (Irak)/Penzing/Ulm. Die deutsche Luftwaffe hat vier verwundete Peschmerga-Kämpfer aus dem Irak zur medizinischen Behandlung und Betreuung nach Deutschland geflogen. Die C-160 Transall in der MedEvac-Version landete am gestrigen Dienstag (6. Januar) auf dem Fliegerhorst Penzing bei Landsberg. Ärzte des Sanitätszentrums Penzing und des Bundeswehrkrankenhauses Ulm erwarteten dort bereits die Patienten, von denen drei gehen konnten. Ein Patient musste liegend transportiert werden.
Die MedEvac-Maschine der Bundeswehr war bereits am 2. Januar in den Irak geflogen, um die vier verwundeten Soldaten nach Deutschland zu holen (MedEvac: Medical Evacuation, medizinische Evakuierung). Ihr medizinischer Transport dauerte insgesamt rund 18 Stunden – von der irakischen Hauptstadt Bagdad aus über die Türkei bis nach Bayern.
Nach der Landung wurden die Nordiraker mit einem Spezialbus der Feuerwehr Stuttgart in das Bundeswehrkrankenhaus Ulm gefahren. Neben Ärzten und Sanitätspersonal begleiteten auch Feldjäger der Bundeswehr den Transport. In Ulm wurden die Verwundeten untersucht und auf einer Isolierstation erstversorgt. Wie die Augsburger Allgemeine Zeitung schreibt, machen „die Verletzungen der Peschmerga-Kämpfer mehrere Operationen notwendig, die in den nächsten Wochen erfolgen werden“.
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hatte während ihres Besuches am 25. September vergangenen Jahres im nordirakischen Erbil sanitätsdienstliche Unterstützung zugesagt. Bei einem Treffen mit dem Präsidenten der kurdischen Regionalregierung, Masud Barzani, und dem Minister für Peschmerga-Angelegenheiten der kurdischen Regionalregierung, Mustafa Sayid Qadir, hatte sie gegenüber ihren Gastgeben Deutschlands Respekt dafür bezeugt, dass „Sie es sind, die gegen die Terrormiliz ,Islamischer Staat‘ aufstanden“.
Die Peschmerga-Truppen werden von der Bundesregierung im Kampf gegen die Banden des sogenannten „Islamischen Staates“ (IS) mit Waffen, Munition und Material aus Beständen der Bundeswehr unterstützt (siehe auch hier und hier). Nach ihrer Begegnung mit Barzani hatte von der Leyen den Menschen im kurdischen Autonomiegebiet und im Irak versichert, dass Deutschland bei dieser Aufgabe „fest an Ihrer Seite steht“. Der Kampf gegen den IS werde von der Bundesregierung als eine langfristige Aufgabe angesehen, bei der man sich zudem eng mit den Partnern abstimme.
Wenige Wochen nach dem Besuch der Verteidigungsministerin in Erbil, im November, war ein Vertreter des Kommandos Sanitätsdienst in den Irak geflogen, um sich über den Grad der Verwundungen von Peschmerga-Kämpfern zu informieren. Gemeinsam mit Vertretern der Regionalregierung hatte der Mediziner dann den MedEvac-Transport vorgeplant.
Der kurdische Begriff „Peschmerga“ bedeutet übersetzt: „Die dem Tod entgegensehen“. Damit werden vor allem Kämpfer im Iran und Irak bezeichnet, jedoch nicht die Mitglieder der kurdischen Arbeitspartei PKK (Partiya Karkerên Kurdistan). Die PKK streitet mit Waffengewalt und terroristischen Anschlägen für ein „Demokratisches Autonomes Kurdistan“ – sowohl in der Türkei als auch in angrenzenden Ländern.
Die Peschmerga-Armee, die Armee des kurdischen Autonomiegebiets im Irak, kämpft gegen die IS-Terrormiliz, unterstützt von der Koalition um die USA mit Waffen und Luftschlägen. Expertenschätzungen zufolge besteht die Peschmerga-Truppe aus etwa 130.000 Kämpfern. Allerdings schwächt ein interner Zwist, dessen Linie entlang der Zugehörigkeit zur Demokratische Partei Kurdistans (DPK) oder zur Patriotische Union Kurdistans (PUK) verläuft, die Streitkräfte empfindlich. DPK und PUK kontrollieren denn auch Teile der Peschmerga.
Der deutsch-kurdische Politikwissenschaftler Ferhad Ibrahim Seyder, derzeit Gastwissenschaftler an der Universität Erfurt, erklärte dazu vor Kurzem gegenüber der Deutschen Welle: „Es gab Bemühungen nach 1991, beide Truppen zu fusionieren, aber Parteiinteressen und Egoismen haben dazu geführt, dass es bis heute zwei Einheiten der Peschmerga gibt.“
Unser Bild zeigt die Ankunft der vier verwundeten Peschmerga aus dem Irak am 6. Januar 2015 mit der MedEvac-Maschine der Luftwaffe in Penzing.
(Fotos: Thorsten Jochim/Bundeswehr)