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Berlin. Die Allgemeine Wehrpflicht und die Alternative „Zivildienst“ sind seit dem 1. Juli 2011 in Deutschland ausgesetzt. Speziell vor dem Hintergrund des Angriffskrieges Russlands in der Ukraine und der unberechenbaren Herrschaft des „neuen Zaren“ Wladimir Putin wird der Ruf nach Wiedereinführung der Dienstpflicht in der Bundesrepublik lauter.

Erst vor Kurzem (siehe hier) hatten wir berichteten, dass sich laut einer Repräsentativumfrage des Markt- und Meinungsforschungsinstituts Ipsos eine deutliche Mehrheit der Deutschen (61 Prozent) für eine Wiedereinführung ausspricht. Nur drei von zehn Bundesbürgern (29 Prozent) sind Ipsos zufolge komplett gegen eine Neuauflage der Dienstpflicht.

Anfang März hatte die Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister der Verteidigung Siemtje Möller einer kurzfristigen Wiedereinführung der Allgemeinen Wehrpflicht im Namen der Bundesregierung allerdings bereits eine deutliche Absage erteilt (siehe hier).

Jetzt äußerte sich auch der FDP-Außenpolitiker und Bundestagsabgeordnete Alexander Graf Lambsdorff zu einer denkbaren Wiedereinführung der Wehrpflicht. Lambsdorff, unter anderem im Bundestag Mitglied des Gemeinsamen Ausschusses und des Parlamentarischen Kontrollgremiums sowie Stellvertretendes Mitglied seiner Fraktion im Verteidigungsausschuss, soll im Sommer neuer Botschafter Deutschlands in Moskau werden.

Wehrgerechtigkeit in Deutschland überhaupt nicht mehr realisierbar

Der Freidemokrat lehnt trotz des Angriffskrieges Russlands gegen die Ukraine eine Wehrpflicht in Deutschland ab. In einem Interview mit dem Ereignis- und Dokumentationskanal phoenix am Rande des FDP-Parteitages in Berlin sagte Lambsdorff: „Wir haben jedes Jahr ungefähr 900.000 Menschen, die ihren 18. Geburtstag feiern. Wir haben nach dem Zwei-plus-Vier-Vertrag eine maximale Größe der Bundeswehr von 370.000 Mann. Wir brauchen, wenn wir das maximal ausschöpfen wollten, immer noch nicht einmal die Hälfte eines Jahrgangs, der 18 Jahre alt wird.“ Wehrgerechtigkeit sei dabei überhaupt nicht mehr abbildbar in Deutschland. Die Wehrpflichtdebatte sei „eine Gespensterdebatte“, zumal Deutschland über eine hochprofessionalisierte, hochtechnisierte Armee verfüge.

Zugleich spricht sich Lambsdorff dafür aus, mehr Augenmerk auf die Reservisten zu legen. Er argumentierte: „Wir brauchen länger Dienende und nicht Leute, die für neun oder zwölf Monate durch die Kasernen geschleust werden. Reservisten haben zudem die erforderlichen soldatischen Kenntnisse für die Truppe.“ Diese für die Truppe aktiv zu halten und das Angebot für sie attraktiver zu machen, sei wichtig, so Lambsdorff.


Zu unserem Bild: Der FDP-Bundestagsabgeordnete Alexander Graf Lambsdorff am 21. November 2017 bei einer Plenardebatte um die Bundeswehr-Mission „Sea Guardian“ im Mittelmeer.
(Foto: Achim Melde/Deutscher Bundestag)

Kleines Beitragsbild: Wehrpflichtiger der 5. Kompanie des Panzergrenadierbataillons 371 Marienberg. Die Aufnahme vom 22. März 2011 zeigt den Rekruten bei der Abschlussprüfung zur Allgemeinen Grundausbildung, kurz AGA.
(Foto: Sebastian Wilke/Bundeswehr)


Kommentare

  1. Dr.Ing. U.Hensgen | 2. Mai 2023 um 12:12 Uhr

    Manchmal habe ich den Eindruck, dass die Politik jeglichen Bezug zur Realität verloren hat (oder ihn gar nicht haben will).

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