menu +

Nachrichten



Hamburg. Seit dem 1. Juli 2011 sind die Allgemeine Wehrpflicht und die Alternative „Zivildienst“ in Deutschland ausgesetzt. Heute, rund zwölf Jahre später, spricht sich eine deutliche Mehrheit der Deutschen (61 Prozent) für die Wiedereinführung der Dienstpflicht aus. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Repräsentativumfrage des Markt- und Meinungsforschungsinstituts Ipsos. 43 Prozent der Befragten vertreten zudem die Ansicht, dass eine künftige Wehrpflicht für alle Geschlechter gelten sollte, lediglich 18 Prozent würden eine Wiedereinführung nur für Männer bevorzugen. Nur drei von zehn Bundesbürgern (29 Prozent) sind komplett gegen eine Neuauflage der Dienstpflicht.

Eine jeweils stärkere Zustimmung als Ablehnung zur Wiedereinführung der Wehrpflicht findet sich der Ipsos-Umfrage zufolge unter den Anhängerschaften aller im Bundestag vertretenen Parteien. Am beliebtesten ist die Neuauflage unter der Wählerschaft der SPD: 53 Prozent sprechen sich hier für eine geschlechtsunabhängige Wehrpflicht aus, weitere 18 Prozent würden eine Dienstpflicht bevorzugen, die nur für Männer gilt.

Dahinter folgen die Anhänger von AfD und Union, die ebenfalls eine für alle Geschlechter geltende Wehrpflicht bevorzugen (46 Prozent beziehungsweise 41 Prozent). Unter den Sympathisanten dieser beiden Parteien findet jedoch auch die Wiedereinführung der Wehpflicht nur für Männer mit jeweils 25 Prozent größeren Anklang als bei denen der anderen im Bundestag vertretenen Parteien.

Bei der Wählerschaft der Grünen (12 Prozent) und der Linken (14 Prozent) ist laut Ipsos „eine geschlechtsabhängige Dienstpflicht nur für Männer“ hingegen nur für eine Minderheit die favorisierte Option. Grünen- und Linken-Anhänger zeigen sich auch grundsätzlich etwas skeptischer gegenüber der Wehrpflicht als die der anderen Parteien: 41 Prozent der Grünen- und 38 Prozent der Linken-Wähler lehnen eine Einführung ab. Jedoch überwiegt auch bei diesen Parteien der Anteil derjenigen, der sich für eine geschlechtsunabhängige Dienstpflicht ausspricht (Grüne 44 Prozent, Linke 43 Prozent).

Ähnlich sieht nach Ipsos die Situation bei der Anhängerschaft der FDP aus. 40 Prozent bevorzugen hier eine für alle Geschlechter geltende Verpflichtung zum Wehr- beziehungsweise Zivildienst, während 22 Prozent eine Dienstpflicht nur für Männer bevorzugen. Jeder dritte FDP-Sympathisant (33 Prozent) ist generell gegen eine Wiedereinführung.

Jüngere Befragte gegenüber einer Wehrpflicht wesentlich skeptischer

Ähnlich wie zwischen den Parteien findet sich auch zwischen den verschiedenen Altersgruppen jeweils eine deutliche Zustimmung für die Wiedereinführung der Wehrpflicht beziehungsweise des Zivildienstes. Diese Zustimmung ist jedoch bei älteren Personen ab 60 Jahren höher als bei jüngeren Wahlberechtigten zwischen 18 und 39 Jahren. Unter den Älteren ist vor allem der Anteil derjenigen, die sich für eine geschlechtsunabhängige Wehrpflicht aussprechen, mit 47 Prozent deutlich höher als bei den Jüngeren (39 Prozent), so das Meinungsforschungsinstitut.

Die Ablehnung der Wehrpflicht ist bei beiden Altersgruppen eine Minderheitenposition, auch wenn sich die Jüngeren (33 Prozent) deutlich skeptischer gegenüber der Dienstpflicht äußern als dies bei den Älteren der Fall ist, von denen nur ein Fünftel (22 Prozent) die Wiedereinführung ablehnt.

Zustimmung für eine geschlechtsunabhängige Wehrpflicht bei Männern größer

Sowohl Männer als auch Frauen würden die Neuauflage der Dienstpflicht mehrheitlich begrüßen. Bemerkenswert ist jedoch, dass unter Frauen der Anteil derjenigen, die sich für eine geschlechtsunabhängige Dienstpflicht aussprechen, mit 36 Prozent deutlich geringer ist als bei den männlichen Befragten.

Fast jeder zweite Mann (49 Prozent) würde einen Wehr- und Zivildient für alle Geschlechter bevorzugen. Im Umkehrschluss ist bei den weiblichen Befragten der Anteil derjenigen etwas größer, die in Sachen Wehr- und Zivildienst ausschließlich Männer in der Pflicht sehen (21 Prozent bei Frauen, 15 Prozent bei Männern).


Kompakt                                  

Das Markt- und Meinungsforschungsinstitut Ipsos S.A. ist ein international tätiges Unternehmen. Es wurde 1975 von Didier Truchot gegründet und ist seit 1999 an der Börse in Frankreich notiert. Der Hauptsitz befindet sich in Paris, eine Niederlassung der Ipsos S.A. in Deutschland befindet sich in Hamburg (Ipsos Public Affairs, Germany). Ipsos war 2009 nach Umsatz das fünftgrößte Marktforschungsunternehmen der Welt und 2010 das viertgrößte in Deutschland.

Der Umfrage zur Wiedereinführung der Allgemeinen Wehrpflicht liegt nach Angaben von Ipsos eine quotierte Onlinebefragung von 1000 Wahlberechtigten zwischen 18 und 75 Jahren in Deutschland zugrunde – repräsentativ gewichtet nach Alter, Geschlecht, Bildung, Region und Wahlverhalten bei der letzten Bundestagswahl. Die Befragung wurde im Zeitraum 3. bis 4. März 2023 durchgeführt.


Zu unserem Bildmaterial:
1. Die zeitgeschichtliche Aufnahme zeigt die ersten Wehrpflichtigen der neuen Bundeswehr in Marschkolonne auf dem Kasernengelände in Andernach 1956.
(Foto: Rolf Baumann/Bundeswehr)

2. Am 15. März 2011 übten auf dem Truppenübungsplatz in Frankenberg (Sachsen) letztmalig Wehrpflichtige der Bundeswehr. Die Aufnahme zeigt die Rekruten der 5. Kompanie des Panzergrenadierbataillons 371 aus Marienberg während einer Verpflegungspause.
(Foto: Andrea Bienert/Bundeswehr)

Kleines Beitragsbild: 15. März 2011 – die letzten Wehrpflichtigen üben auf dem Truppenübungsplatz im sächsischen Frankenberg.
(Foto: Andrea Bienert/Bundeswehr)


Kommentieren

Bitte beantworten Sie die Frage. Dies ist ein Schutz der Seite vor ungewollten Spam-Beiträgen. Vielen Dank *

OBEN