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Wilhelmshaven. Am heutigen Donnerstag (15. Dezember) wurde im Marinearsenal in Wilhelmshaven die Fregatte „Lübeck“ außer Dienst gestellt. Das in der Teilstreitkraft liebevoll „Lucky Lübeck“ genannte Kriegsschiff hat in 32 Dienstjahren eine Vielzahl von Einsätzen und Manövern bestritten und dabei mehr als 860.000 Seemeilen zurückgelegt, das entspricht etwa 40 Erdumrundungen. Mit der Außerdienststellung der „Lübeck“ endet auch das lange Kapitel der deutschen Fregatten der „Bremen“-Klasse F122.

Die „Lucky Lübeck“ hat in ihrer Dienstzeit die unterschiedlichsten Häfen in aller Welt besucht und unzählige Geschichten, Emotionen und Erfahrungen begründet. Ein Highlight war die Fahrt auf dem Hudson-River im Jahre 2009, die mit dem Passieren der Freiheitsstatue und einem Foto vor der New Yorker Skyline endete. Neben Häfen auf allen Kontinenten waren die Hafenbesuche in der Patenstadt Lübeck immer etwas Besonderes für Schiff und Besatzung. „Hier konnte die Freundschaft zwischen Besatzung und Institutionen, Organisationen und Vereinen vor Ort direkt gelebt werden“, schreibt die Deutsche Marine zur Verabschiedung des Schiffes.

Von ihrer letzten, fünfmonatigen Einsatzfahrt war die „Lübeck“ am 16. Juni dieses Jahres nach Wilhelmshaven heimgekommen (siehe auch hier). Bis Mitte September lag das Schiff im Marinestützpunkt, danach verlegte es ins Marinearsenal.

Aus schiffbaulicher Sicht am Ende der Nutzungszeit angekommen

Schon weit vor der Verlegung ins Arsenal hatte die Besatzung an Bord mit einer Inventur begonnen, um für die Außerdienststellung eine genaue Materialübersicht zu haben. Alles, was für Seefahrt und Einsatz noch gebraucht werden konnte, kam im Stützpunkt von Bord. Allein die Munitionsabgabe nahm ganze vier Tage in Anspruch. Mehr als 1000 Schlüssel für Spinde erhielten die Versorgungssoldaten der „Lübeck“ zurück.

Der nächste Schritt im Marinearsenal wird nun sein, das Schiff von innen komplett auszuräumen. Denn nach über 32 Jahren Seefahrt ist die „Lübeck“ aus schiffbaulicher Sicht endgültig am Ende ihrer Nutzungszeit angekommen. Ursprünglichen Berechnungen lag eine Einsatzdauer von durchschnittlich 90 Seetagen pro Jahr bei einer Nutzungsdauer von 25 Jahren zugrunde. In der Realität erreichten die Schiffe der „Bremen“-Klasse jedoch im Durchschnitt weit über 100 Seetage pro Jahr bei mehr als 30 Einsatzjahren.

Daher ist auch eine Abgabe der Fregatte an andere Länder nicht mehr vorgesehen. Waffen, Computersysteme und sonstige elektronische Anlage gehen von Bord. Das Schiff muss nun in einen Zustand versetzt werden, in dem es kein Kriegsschiff mehr ist. Zuletzt wird das Arsenal den Schiffsrumpf „der Verwertung zuführen“, wie es im Amtsdeutsch heißt.

Seefahrt – gemeinsame Erfahrungen und bleibende Erinnerungen

Für die rund 200 Besatzungsmitglieder der „Lübeck“ war der 130 Meter lange Stahlrumpf ein zweites Zuhause gewesen. Die Personalverwaltung der Bundeswehr hat sich mittlerweile mit den Marineangehörigen über ihren weiteren Werdegang in den Streitkräften beraten. Mit der offiziellen Außerdienststellung werden noch nicht alle Crewmitglieder das Schiff verlassen haben – bis in den März kommenden Jahres werden etliche Seeleute die letzte Fregatte der „Bremen“-Klasse noch weiterbegleiten.

„Es war mir eine Ehre, als letzter Kommandant der ‚Lübeck‘ zu dienen und ich bin stolz darauf, ein Teil dieser Besatzung gewesen zu sein“, sagte Fregattenkapitän Kai Röckel bei der feierlichen Verabschiedung seines Schiffes in Wilhelmshaven. Der Marineoffizier blickte zurück: „Die zurückliegende Zeit war fordernd und bewegend. Das erhebliche Einsatzpensum, die Corona-Bedingungen und die bevorstehende Außerdienststellung waren besondere Umstände, die ein besonderes Team gemeistert hat.“ Röckels Fazit: „Die bleibenden Erinnerungen und gemeinsamen Erfahrungen verbinden uns mit dem Schiff und mit allen Besatzungsangehörigen, mit denen wir zusammen gefahren sind.“

Uboot-Jagd in der Nordsee und im Nordatlantik

Die Fregatte „Lübeck“ war – wie bereits beschrieben – die letzte aktive Vertreterin der „Bremen“-Klasse. Konzipiert und gebaut am Ende des Kalten Krieges, war ihre Hauptfähigkeit die Uboot-Jagd in Nordsee und Nordatlantik. Erstmals in der Marine bekamen die Fregatte „Lübeck“ und ihre Schwesterschiffe dafür Bordhubschrauber, heute ein Standard für alle deutschen Fregatten-Klassen.

Auf die Schiffe der Klasse F122 folgen im zuständigen 4. Fregattengeschwader jetzt die Einheiten der „Baden-Württemberg“-Klasse, kurz F125. Dieser Fregattentyp beruht konsequent auf den Einsatzerfahrungen, die vor allem die 122er-Fregatten als einstige „Arbeitspferde“ der Flotte sammeln konnten. Dazu zählt eine klare Ausrichtung der neuen Schiffe auf Stabilisierungseinsätze und einen möglichst langen Verbleib im jeweiligen Einsatzgebiet. Statt der Klasse F122 verfügt das Geschwader nun über vier Schiffe der Klasse F125 plus acht Besatzungen für das seit längerer Zeit bereits eingeführte Mehrbesatzungskonzept.

„Ein bewegender Moment für Kommandant, Besatzung und viele Anwesende“

Den Traditionsnamen der Fregatte „Lübeck“ soll künftig eine Korvette aus der Ergänzungsbeschaffung der „Braunschweig“-Klasse übernehmen. Die nächste „Lübeck“ wird unsere Marine voraussichtlich 2027 in Dienst stellen können.

Flottillenadmiral Axel Schulz, Kommandeur der Einsatzflottille 2 in Wilhelmshaven, schrieb zum Abschied der Fregatte im Kurznachrichtendienst Twitter: „Heute ging eine Ära zu Ende: die ,Lübeck“ – die letzte Einheit der ,Bremen‘-Klasse – wurde außer Dienst gestellt. Ein bewegender Moment für Kommandant, Besatzung und viele Anwesende. Tschüs ,Lucky Lübeck‘! Tschüs F122!“


Zu unserer Bildsequenz:
1. Auf ihrer letzten Fahrt hatte die Mannschaft der „Lübeck“ das Wappen der Patenstadt der Fregatte groß auf den Bordhangar gemalt.
(Foto: Leon Rodewald/Bundeswehr)

2. Bei der feierlichen Außerdienststellung der „Lucky Lübeck“ am 15. Dezember 2022 im Marinearsenal in Wilhelmshaven nahm neben der Restbesatzung auch das Marinemusikkorps Wilhelmshaven sowie eine Abordnung des Wachbataillons aus Berlin Aufstellung.
(Foto: Leon Rodewald/Bundeswehr)

3. Ein letztes Mal „Hol nieder“ – die Dienstflagge der „Lübeck“ am Heck der Fregatte.
(Foto: Leon Rodewald/Bundeswehr)

4. Letzte Meldung an den Kommandanten, Fregattenkapitän Kai Röckel (mit Blick zur Kamera). Der 44 Jahre alte Marineoffizier hatte formell auch als Letzter die „Lübeck“ verlassen.
(Foto: Leon Rodewald/Bundeswehr)

5. Das Hintergrundbild unserer Infografik mit den Eckdaten aller Einheiten der früheren „Bremen“-Klasse zeigt die Hafenanlagen der deutschen Marine in Wilhelmshaven, Heimat des 4. Fregattengeschwaders.
(Foto: Martina Nolte; Infografik © mediakompakt 12.22)

Kleines Beitragsbild: Damals die schnellsten Schiffe der Flotte: die Fregatten „Lübeck“ F214 und „Augsburg“ F213 (links im Vordergrund) bei einem gemeinsamen Testlauf ihrer Gasturbinen im Mittelmeer im Dezember 2018.
(Foto: Deutsche Marine)


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