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Bonn/Königswinter/Lorup. Die sicherheitspolitischen Rahmenbedingungen für Deutschland haben sich geändert. Die Bundeswehr hat darauf mit verschiedenen „Trendwenden“ reagiert. Die neue Entwicklung – unter anderem mehr Personal und Material – bedeutet zugleich einen erhöhten Bedarf an zusätzlicher Infrastruktur, auch für die Logistik der Streitkräftebasis. Vor diesem Hintergrund haben nun am 1. April das Materiallager Eudenbach bei Königswinter (Nordrhein-Westfalen) und das Munitionslager Lorup (Niedersachsen) damit begonnen, ihren Versorgungsbetrieb wieder hochzufahren.

Bereits im Januar 2019 hatte die damalige Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen entschieden, die Kapazitäten zur raschen Verfügbarkeit von Bundeswehrmaterial und Munition im Rahmen der Wiederausrichtung unserer Streitkräfte auf die Landes- und Bündnisverteidigung zu erhöhen (siehe auch hier und hier). Hierzu werden nun in Deutschland bis 2029 insgesamt acht ortsfeste logistische Lagereinrichtungen wieder in Betrieb genommen. Dazu gehören fünf Materiallager und drei Munitionslager. Insgesamt müssen hier rund 570 Dienstposten mit geeignetem Personal besetzt werden. In jede Einrichtung wurden und werden im Vorfeld der Wiedereröffnung rund 1,5 Millionen Euro für Renovierungsarbeiten und kleinere technische Anpassungen investiert.

Den Anfang machten zum 1. April dieses Jahres das Materiallager Königswinter-Eudenbach mit 83 Arbeitsplätzen im Logistikbereich und das Munitionsdepot Lorup mit 39 Mitarbeitern in den Ausbildungsrichtungen „Feuerwerker“, „Munitionsfacharbeiter“ und „Nachschubbearbeiter“. Die Fachkräfte kümmern sich künftig um die Instandhaltung sowie die Erst- und Folgeversorgung der eingelagerten Munition.

Ortsfeste logistische Lager und Depots mit rund 4500 Mitarbeitern

Die Streitkräftebasis ist mit dem Logistikkommando der Bundeswehr zuständig für die Versorgung der Streitkräfte und unterhält zu diesem Zweck die sogenannten ortsfesten logistischen Einrichtungen. Aktuell sind diese Einrichtungen auf mehr als 40 Standorte – insbesondere in Deutschland – verteilt. Etwa 4500 Zivilbedienstete arbeiten hier.

Zu diesen ortsfesten logistischen Einrichtungen gehören derzeit vier Bundeswehrdepots mit zwölf Materiallagern, zwei Sanitätsmateriallagern und einem Betriebsstofflager sowie vier Munitionsversorgungszentren mit dreizehn Munitionslagern, drei ortsfeste Instandhaltungseinrichtungen und das Materialwirtschaftszentrum „Einsatz“ der Bundeswehr mit einem Speziallager für Quartiermeistermaterial. Die acht wieder in Betrieb zu nehmenden Lager gilt es in das logistische System der Bundeswehr zu integrieren.

Zunächst im Rahmen der Neuausrichtung der Bundeswehr 2011 geschlossen

Bei den zur Wiederinbetriebnahme vorgesehenen Lagereinrichtungen handelt es sich überwiegend um Liegenschaften, die im Rahmen der Neuausrichtung der Bundeswehr 2011 geschlossen wurden. Etwa zwei Drittel der damaligen Depots und Lager wurden in einem Zeitraum von rund 15 Jahren aufgelöst, die Menge an gelagertem Material und Munition entsprechend deutlich reduziert oder in andere Lagereinrichtungen umgelagert.

Die Wiederinbetriebnahme der zu reaktivierenden Infrastruktur erweist sich – so heißt es in einem Onlinebeitrag der Streitkräftebasis – als „hochkomplex“. Zwar seien die Gespräche mit den jeweiligen Landesregierungen zur Rücknahme der bereits an die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben übergebenen Liegenschaften abgeschlossen, so der Fachbeitrag weiter. Doch sei die Infrastruktur zum Teil veraltet und müsse schrittweise wieder den Ansprüchen einer modernen Lagerlogistik nach Industriestandard, aber auch den Ansprüchen eines modernen Arbeitsumfeldes angepasst werden. Die nächsten Wiederinbetriebnahmen sind für das Jahr 2022 vorgesehen.

Anpassungen für die Grobstruktur und Stationierung der Streitkräfte

Die Namen der acht zu reaktivierenden ortsfesten logistischen Einrichtungen, die zeitlich versetzt bis 2029 wieder Teil der Bundeswehr werden sollen, hat nach der Entscheidung von Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer nun am 5. Februar dieses Jahres der Generalinspekteur genannt. In seinem Tagesbefehl sind aufgelistet:
Munitionslager Altheim mit Bundeswehr-Feuerwehr am Standort Walldürn (rund 70 Dienstposten = DP);
Munitionslager Lorup am ehemaligen Standort Lorup (rund 50 DP);
Munitionslager Kriegsfeld am ehemaligen Standort Kriegsfeld (rund 100 DP);
Materiallager Hardheim am Standort Hardheim (rund 90 DP);
Materiallager Huchenfeld am ehemaligen Standort Pforzheim (rund 70 DP);
Materiallager Eudenbach am ehemaligen Standort Königswinter (rund 80 DP);
Materiallager Ladelund am ehemaligen Standort Ladelund (rund 80 DP);
Materiallager Bargum am ehemaligen Standort Bargum (rund 60 DP).

Im Tagesbefehl von General Eberhard Zorn heißt es außerdem:

Bereits bis zum 1. Oktober 2020 wurden im Rahmen der Anpassung der Offiziersausbildung des Heeres die Offiziersanwärterbataillone in Munster und Hammelburg aufgelöst, die Übertragung des Bereichs ortsfester logistischer Einrichtungen in die Binnenstruktur des Logistikzentrums der Bundeswehr veranlasst und das Landeskommando Berlin aufgestellt.

Im Zuge der Refokussierung auf die Landes- und Bündnisverteidigung wurden zwei weitere Entscheidungen getroffen, die die Strukturen der Bundeswehr mit Blick auf ihre Einsatzbereitschaft, Bündnisfähigkeit und Flexibilität stärken.

So wird zur Sicherstellung der Führungsfähigkeit der 10. Panzerdivision ab dem 1. April 2021 am Standort Veitshöchheim das Fernmeldebataillon 10 neu aufgestellt.

Zudem wird im Rahmen der deutsch-britischen Kooperation das in Minden stationierte Panzerpionierbataillon 130 ab dem 1. Oktober 2021 in ein deutsch-britisches amphibisches Pionierbataillon umgegliedert, um die Verfügbarkeit der Unikatfähigkeit „Schwimmschnellbrücke“ in der NATO nachhaltig zu sichern.

Zu den noch offenen Einzelprüfungen im Zusammenhang mit Schließungszeitpunkten von Liegenschaften der Bundeswehr haben sich neue Sachstände ergeben.

Die Blücher-Kaserne in Münster wird an die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben übergeben, da für eine Nutzung durch die Bundeswehr auch nach erneuter Prüfung kein Bedarf besteht.

Die Rückgabe der Liegenschaft Luftverteidigungsanlage „Martin-Bunker“ in Meßstetten wird bis voraussichtlich 2021 ausgesetzt, da die Bedarfsprüfung noch nicht abgeschlossen ist.

Anknüpfend an den bereits kommunizierten Erhalt der Liegenschaft Fliegerhorst Kaufbeuren wurde nun entschieden, dass die Ausbildungsgruppe V des Technischen Ausbildungszentrums der Luftwaffe, die Bundeswehrfeuerwehr und das Bundeswehrdienstleistungszentrum Kaufbeuren am Standort verbleiben.


Zu unserem Bildmaterial:
1. Die Symbolaufnahme zeigt ein Hinweisschild zu einer der ortsfesten logistischen Einrichtungen der Streitkräftebasis.
(Foto: Roland Alpers/Streitkräftebasis)

2. Der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Eberhard Zorn, äußerte sich am 5. Februar 2021 in einem Tagesbefehl über „den Fortgang der Anpassungen für die Grobstruktur und die Stationierung der Streitkräfte“.
(Foto: Sebastian Wilke/Bundeswehr)


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