menu +

Nachrichten


Bensberg. In der Thomas-Morus-Akademie im nordrhein-westfälischen Bensberg fand im Zeitraum 5. bis 7. Februar die Fachtagung „Wenn der Respekt fehlt: Gewalt gegen Beschäftigte im öffentlichen Dienst – Ursachen und Konsequenzen“ statt. Mehr als 100 Teilnehmer aus verschiedenen Bereichen des öffentlichen Dienstes, Entscheidungsträger, Experten und Wissenschaftler kamen an den drei Tagen zusammen, um aktuelle Entwicklungen zu diskutieren, Lösungsansätze zu entwickeln und eine hilfreiche Vernetzung der Akteure zu fördern.

Die Tagung wurde gemeinsam veranstaltet vom Präventionsnetzwerk „#sicherimDienst“, von der Stiftung des Behörden Spiegel und von der Thomas-Morus-Akademie. Geboten wurde dabei in Bensberg von Montag bis Mittwoch eine Plattform für fachliche Beiträge, Dialogformate und Workshops.

In Gesprächsrunden kamen hier Betroffene zu Wort und beschrieben, wie sie in der Verwaltung, bei der Polizei, im Gesundheitswesen oder als Bürgermeister Bedrohungen erlebt haben und welche Unterstützung für sie im Nachgang eine wichtige Rolle eingenommen hat. In diesem Sinne zeigten die ausgestellten Exponate der „Initiative für Respekt und Toleranz“ eindrücklich, wie Menschen aus dem öffentlichen Dienst ihren Beruf und mangelnden Respekt wahrnehmen.

Dr. Uwe Rieske, seit Juli 2011 Landespfarrer für Notfallseelsorge der Evangelischen Kirche im Rheinland und seit April 2018 Dekan in der Militärseelsorge, gab in seinem Impulsbeitrag zudem einen Einblick in die Situation von Angehörigen der Bundeswehr.

Im Mittelpunkt auch konkrete Maßnahmen und Lösungsansätze

In der Bensberger Tagung wurden nicht nur Herausforderungen des Gewaltschutzes im öffentlichen Dienst beleuchtet, sondern auch konkrete Maßnahmen und Lösungsansätze erarbeitet. Dafür stellten kommunale, behördliche und zivilgesellschaftliche Projekte ihre Praxisbeispiele vor und machten deutlich, wie bereits niederschwellige Maßnahmen den Schutz und die Sicherheit erhöhen können. Inwieweit entsprechende Ansätze wirken können, was die Ursachen für Respektlosigkeit und Gewalt gegen Beschäftigte sind und welche Entwicklungen verzeichnet werden können, darauf gingen teilnehmende Wissenschaftler in ihren Beiträgen ein – unter ihnen der Konflikt-Gewaltforscher Prof. Dr. Andreas Zick.

Diskriminierung auf Grundlage menschenfeindlicher Ideologien und Praktiken

Zick ist seit 2013 Direktor des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) und Professor für Sozialisation und Konfliktforschung an der Universität Bielefeld.

Über die Arbeit am IKG heißt es in einem Online-Kurzprofil des Sozialpsychologen: „Gesellschaftlicher Zusammenhalt braucht soziale Kohäsion. In modernen Demokratien wird diese über gesellschaftliche Gruppen hergestellt. Dabei spielen die Dynamik und Regulation von Gruppenkonflikten eine maßgebliche Rolle. Identitäts-, Werte- und Ressourcenkonflikte sind in Demokratien so zu regulieren, dass sie konstruktiv den Zusammenhalt stärken. Extremistisch und populistisch orientierte Gruppen greifen diese Aushandlung an. Seit vielen Jahren untersuchen wir empirisch, wann und wie der Zusammenhalt gefährdet wird und wie konstruktive Konfliktaushandlungen gestärkt werden können. Ein wesentlicher Mechanismus von Gruppen, die Definitionsmacht über Zugehörigkeiten in Gesellschaften suchen, ist die Abwertung und Diskriminierung von anderen Gruppen auf der Grundlage menschenfeindlicher Ideologien und Praktiken. Zunehmend wird sichtbar, dass dabei die Besetzung von sozialen Räumen für Gruppen, die Dominanz über andere suchen, bedeutsam wird.“

Zusammenarbeit über Berufsgruppen und Behördengrenzen hinweg

Die intensive Beteiligung und das große Engagement der Teilnehmer machten in der Akademie deutlich, dass gemeinsame Anstrengungen und Zusammenarbeit über Berufsgruppen und Behördengrenzen hinweg entscheidend sind, um eine sichere Arbeitsumgebung für alle zu gewährleisten.

Thomas Wilk, seit September 2022 Regierungspräsident des Regierungsbezirks Köln, wies bei der Tagung darauf hin: „Es ist unser aller Aufgabe als Teil der Gesellschaft, dem respektvollen, verantwortungsvollen und gewaltfreien Umgang im täglichen Miteinander wieder einen hohen Stellenwert zu geben, ihn wieder vorzuleben, aggressiven Verhaltensweisen konsequent entgegenzutreten und denjenigen eine besondere Wertschätzung und Respekt zukommen zu lassen, die sich für unser aller Gemeinwohl einsetzen.“

Gymnasiasten aus Geldern fordern „Mehr Respekt für Einsatzkräfte“

Wie diese Idee umgesetzt werden kann, machten die per Video zugeschalteten Schüler des Friedrich-Spee-Gymnasiums Geldern (Kreis Kleve im Regierungsbezirk Düsseldorf) deutlich. In ihrer Kampagne „Mehr Respekt für Einsatzkräfte“ setzen sie sich aktiv gegen mangelnden Respekt für Polizei- und Rettungskräfte ein und überzeugten das Plenum, dass jeder einen wichtigen Beitrag für den gesellschaftlichen Zusammenhalt leisten kann.

Die Veranstaltung in der Thomas-Morus-Akademie in Bensberg endete mit einem politischen Appell. Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul sagte am letzten Tag über den Gewaltschutz im öffentlichen Dienst und die Initiativen für Respekt und Toleranz: „Lassen Sie uns kleine Schritte machen! Wenn schon jeder einzelne von Ihnen nach Hause geht und eine einzige Idee umsetzt, die er auf der Tagung mitgenommen hat, dann haben wir viel erreicht.“


Besuchen Sie uns auf https://twitter.com/bw_journal


Zu unserem Gruppenbild: Fachtagung „Wenn der Respekt fehlt“ – (von links) Andre Niewöhner (Präventionsnetzwerk „#sicherimDienst“), Uwe Proll (Behörden Spiegel-Stiftung), Konflikt-Gewaltforscher Prof. Dr. Andreas Zick, Andreas Würbel (Thomas-Morus-Akademie), Innenminister Herbert Reul, Susanne Aumann (Vorsitzende dbb-Jugend Nordrhein-Westfalen), Hermann-Josef Borjans (Behörden Spiegel-Stiftung) und Dekan Dr. Uwe Rieske.
(Foto: Jochen Tack/Präventionsnetzwerk #siD)

Kleines Beitragsbild: Die Thomas-Morus-Akademie im nordrhein-westfälischen Bensberg.
(Foto: Thomas-Morus-Akademie)


Kommentieren

Bitte beantworten Sie die Frage. Dies ist ein Schutz der Seite vor ungewollten Spam-Beiträgen. Vielen Dank *

OBEN