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Berlin. Die Bundeswehr büßt – offenbar durch den Ukrainekrieg und der daraus resultierenden kritischen Sicherheitslage in Europa – an Attraktivität als Arbeitgeber ein. Das ist eines der Ergebnisse des aktuellen Schüler-Rankings des Berliner Trendence-Instituts. Das unabhängige Beratungs- und Marktforschungsunternehmen hat vor Kurzem mehr als 15.000 Schüler befragt.

Die Trendence-Institut GmbH veröffentlicht seit 2006 jährlich seine Arbeitgeber-Rankings, die die attraktivsten Arbeitgeber Deutschlands in vier Kategorien ausweisen: Professionals, Fachkräfte, Studierende und Schüler.

Für das aktuelle Schüler-Ranking wurden mehr als 15.000 Jugendliche aus den Klassen 8 bis 13 befragt. Das Durchschnittsalter der Teilnehmer betrug zum Zeitpunkt der Interviews 17,3 Jahre. 35,4 Prozent der Befragten streben das Abitur an, 39 Prozent die Mittlere Reife, 15,4 Prozent den Hauptschulabschluss sowie 10,3 Prozent die Fachhochschulreife. Knapp 49 Prozent der Befragten waren männlich, mehr als 49 Prozent weiblich.

Streitkräfte vom zweiten auf den fünften Platz abgerutscht

Trendence ermittelt jedes Jahr die attraktivsten Arbeitgeber in unserem Land. Der aktuellen Umfrage unter Schülern zufolge fiel die Bundeswehr in der Gunst der jungen Menschen von Platz 2 auf Position 5. An der Spitze steht – wie im letzten Jahr – die Polizei, nun vor adidas, BMW und Porsche.

Im Branchen-Ranking sicherte sich der Handel mit einem Anteil von 32,1 Prozent und einem deutlichen Plus von 7,8 Prozent erstmals die Spitzenposition als attraktivste Arbeitgeberbranche. Der Öffentliche Dienst fiel auf den zweiten Rang (minus 7,6 Prozent) zurück, während die Automobilindustrie den dritten Platz belegen konnte. Mit deutlichem Abstand folgen Arbeitgeber aus dem Gesundheitssegment, das anscheinend zunehmend unattraktiver wird.

Berufseinstieg im Handel vor allem für Mädchen interessant

Während die Bundeswehr deutlich an Zugkraft einbüßte, holten Unternehmen aus der Handelsbranche im Trendence-Ranking deutlich auf. So landete beispielsweise die Kosmetikkette Douglas in den Top Ten und verbesserte sich von Platz 14 auf 8. Ein ähnlicher Sprung gelang der Drogeriekette dm mit einer Verbesserung um sieben Plätze auf Position 14.

Mädchen zieht es der Trendence-Umfrage zufolge vor allem in den Handel. So liegen hier Arbeitgeber aus dem Handel mit einem Anteil von 42,8 Prozent bei Mädchen deutlich an der Spitze, während Jungen lediglich zu einem Anteil von 18,2 Prozent an der Handelsbranche interessiert sind. Sie zieht es eher in die Automobilbranche (38,1 Prozent zu 16,9 Prozent bei den Mädchen). Lieblingsarbeitgeber der Mädchen ist die Polizei, gefolgt von Douglas, während die Jungs am liebsten zu adidas und Porsche möchten.

Trendence-Geschäftsführer Robindro Ullah äußerte sich zum Schüler-Ranking der Arbeitgeber 2024 wie folgt: „Unser Ranking zeigt, dass vor allem Organisationen und Institute aus dem Öffentlichen Dienst an Attraktivität verlieren, allen voran die Bundeswehr. Hier dürfte der Krieg mitten in Europa eine große Rolle spielen. Dieses Ergebnis bietet sicher weiteren Gesprächsstoff für die Diskussion um die Wiedereinführung einer Allgemeinen Wehrpflicht, von der junge Menschen – zieht man unsere Zahlen heran – wahrscheinlich wenig begeistert sein dürften.“

Mädchen und Jungs mit unterschiedlichen Kriterien bei der Berufswahl

Die wichtigsten Kriterien – neben dem Gehalt – sind für die derzeitigen Schülergenerationen vor allem genügend Zeit neben der Arbeit sowie ein Job, bei dem der Zusammenhalt unter den Kollegen stimmt. Allerdings unterscheiden sich die Ansprüche bei Mädchen und Jungs voneinander.

Während Mädchen in erster Linie auf Jobsicherheit und eine sinnvolle Tätigkeit bei der Auswahl ihres ersten Arbeitgebers achten, sind es bei den Jungs neben dem Gehalt primär die individuellen Karriereperspektiven, die die Wahl des ersten Arbeitgebers beeinflussen.

Interessant ist laut Umfrage auch: Während 83,9 Prozent der Mädchen das Thema „Vielfalt und Diversity“ bei der Berufswahl wichtig erscheint, ist es das „nur“ für 69,9 Prozent der Jungen.

Bewerberstudie des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften

Die Personalgewinnung stellt heute für alle Arbeitgeber in unserem Land eine Herausforderung dar. Welche Gründe motivieren eigentlich dazu, sich für den Dienst bei der Bundeswehr zu bewerben? Welche Erfahrungen machen potenzielle Bewerber im Verlauf des Bewerbungsprozesses?

Allgemein führte und führt die demografische Lage zu einem sinkenden Angebot an Arbeitskräften und damit zu weniger männlichen und weiblichen Bewerbern. Für die Bundeswehr als Arbeitgeber ist vor allem die Aussetzung der Wehrpflicht nach wie vor eine große Herausforderung, denn sie ist eine Freiwilligenarmee und kann nicht mehr auf (männliche) junge Erwachsene als Wehrpflichtige zurückgreifen. Vielmehr müssen die Streitkräfte in vollem Umfang mit zivilen Arbeitgebern um potenzielle Kräfte konkurrieren.

Im Januar 2023 veröffentlichte das Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw) mit seinem Forschungsbericht 134 eine Arbeit über die Beweggründe für eine Bewerbung bei der Truppe. Autor der „Bewerberstudie 2022: Vom anfänglichen Interesse bis zur abgeschlossenen Bewerbung“ ist Prof. Dr. Martin Elbe, Projektleiter im Forschungsbereich „Militärsoziologie“ des in Potsdam ansässigen ZMSBw.

Informationsangebot der Bundeswehr wird mehrheitlich als „gut“ bezeichnet

Insgesamt offenbart die Studie, dass die Bundeswehr auf gut informierte und äußerst motivierte männliche und weibliche Bewerber zurückgreifen kann. Eine wichtige Rolle beim Rekrutierungsprozess scheint auch das Informationsangebot des potenziellen Arbeitgebers Bundeswehr zu spielen, welches die Befragten mehrheitlich als „gut“ bezeichneten.

Wie die Studie außerdem ergab, repräsentieren die Bundeswehr-Bewerber ein idealistisches Milieu der oberen Mittelschicht und der Mittelschicht. Die Frauen und Männer kommen aus verschiedenen Altersgruppen, allerdings stellen junge Menschen bis 30 Jahre den größten Anteil. Die Bewerber stammen aus ganz Deutschland, ihr Bildungsniveau liegt deutlich über dem der deutschen Gesamtbevölkerung. Frauen machen 14 Prozent aller Bewerbungen bei den deutschen Streitkräften aus.

Wer sich die „Bewerberstudie 2022“ des ZMSBw vom Januar 2023 genauer ansehen möchte: Wir haben die Arbeit für Sie in unserem Servicebereich „bundeswehr-journal (Bibliothek)“ beim Dienstleister Yumpu-Publishing eingestellt. Sie können dort den Inhalt ansehen und ausdrucken, ein Download der Datei ist ebenfalls möglich. Über die ESC-Taste in Yumpu kommen Sie hierhin zurück. Zu der Publikation des Potsdamer Zentrums:

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Die Aufnahmen zeigen:
1. Soldaten mit der Ausstattung „Infanterist der Zukunft“ (IdZ) am 9. Juni 2018 beim „Tag der Bundeswehr“ in Hamburg im Gespräch mit einem jungen Besucher.
(Foto: Jonas Müller/Bundeswehr)

2. Szene am Truck der Bundeswehr-Nachwuchsgewinnung beim „Tag der offenen Tür“ am 11. Juni 2016 in Koblenz.
(Foto: Christian Dewitz, mediakompakt)

Kleines Beitragsbild: Gesehen beim „Tag der offenen Tür“ 2016 in Koblenz.
(Foto: Christian Dewitz, mediakompakt)


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