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Bonn/Madrid. Die Triebwerke der A400M-Transportflugzeuge der sechs Nutzernationen Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Spanien und Türkei werden künftig nach neuen Maßgaben betreut. Dazu schloss die OCCAR (Organisation Conjointe de Coopération en matière d’Armement/Organisation for Joint Armament Cooperation), die am 28. Januar 2001 gegründete internationale Organisation für die Umsetzung gemeinsamer Rüstungsvorhaben, einen entsprechenden Servicevertrag mit der Europrop International GmbH, kurz EPI. Den Vertrag unterzeichneten OCCAR-Direktor Joachim Sucker und EPI-Geschäftsführerin Catherine Poincheval. Das Konsortium EPI besteht aus Beteiligungen der Unternehmen MTU Aero Engines AG, Industria de Turbo Propulsores (ITP) Aero S.A., Rolls-Royce plc und Safran Aircraft Engines SAS.

Die Europrop International GmbH wurde 2002 von MTU, ITP Aero, Rolls-Royce und Safran, den vier größten europäischen Triebwerksherstellern für die Luftfahrt, in Form einer Gesellschaft deutschen Rechts gegründet. Ein Jahr nach Gründung wurde das Konsortium vom A400M-Hersteller Airbus Military (heute Airbus Defence and Space) mit der Planung des Antriebssystems TP400-D6 für das neue Transportflugzeug betraut. Das TP400-D6 gilt als das derzeit leistungsstärkste Turbotriebwerk der Welt.

Der jetzt geschlossene „Triebwerksunterstützungsvertrag Stufe 2“ („Engine Support Step 2“, Abkürzung ESS2) ist ein auf fünf Jahre angelegtes, dienstleistungsorientiertes Vertragswerk. Es sei ein wichtiger Meilenstein für das A400M-Rüstungsprogramm mit seinem TP400-Triebwerk, erklärte nach der Unterzeichnung OCCAR-Chef Sucker. Die Organisation hatte sich besonders darum bemüht, für die Nutzernationen neue Dienstleistungen in den Vertrag aufzunehmen und gleichzeitig auf eine Reduzierung der Betriebskosten zu drängen.

Aushandlung der Vertragsbedingungen war ein schwieriger Prozess

Aus einer Pressemitteilung der EPI GmbH lässt sich erschließen, dass es bis zum Vertragsschluss ein langer, steiniger Weg war. In dem Pressetext heißt es unter anderem: „Die Aushandlung der Vertragsbedingungen erwies sich als ein schwieriger und komplizierter Prozess, der sich über mehrere Jahre hinzog. Sechs Nationen – Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Spanien und Türkei – sowie die vier Muttergesellschaften [der EPI GmbH] haben dem Vertrag offiziell zugestimmt und [so letztendlich] einen Konsens über seine Bedingungen erzielt.“

Weiter erklärt EPI, man habe sich mit diesem Vertragswerk gegenüber OCCAR und den europäischen A400M-Nutzernationen verpflichtet, vor allem die Leistung der Dienste mit dem Maintenance Level 3 – kurz ML3-Dienste – zu verbessern. Dadurch soll unter anderem der Klarstand (die Verfügbarkeit) der Transportmaschinen nachhaltig verbessert werden. Auch soll sich die Transparenz im Berichts- und Dokumentationswesen erhöhen und Kosten durch neue Entwicklungen und Methoden im Bereich der Reparaturen gesenkt werden. (Anm.: Die Instandhaltung der A400M-Antriebe umfasst mehrere Ebenen: Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten der Maintenance Level 1 und 2 werden von den Spezialisten der jeweiligen Streitkräfte geleistet, die intensiveren Dienstleistungen mit dem Maintenance Level 2/2-OFF und 3 übernimmt die Industrie).

„Mehrwertdienste“ soll Klarstand der Transportmaschinen verbessern

Die OCCAR bewertet die getroffenen Vereinbarungen im Rahmen des ESS2 wie folgt: „Der Vertrag umfasst alle bisherigen Leistungen wie Wartung, technische Unterstützung und Instandsetzung im Bereich ,Maintenance Level 2‘. Hinzu kommen alle Reparaturen an den Triebwerken, einzelnen Modulen und LRUs (LRU = Line-Replaceable-Unit; Bauteil oder Baugruppe, das vor Ort ausgetauscht werden kann). Vereinbart wurde ferner vertraglich der Ersatzteil- und Werkzeugnachschub und die Aufrechterhaltung der ML3-Reparaturkapazität, wobei diese Leistungen insgesamt stark verbessert werden sollen.“

Laut OCCAR werden künftig auch neue sogenannte „Mehrwertdienste“ zum Leistungskatalog des Auftragnehmers EPI gehören. Sie sollen die bestehenden Dienstleistungen ergänzen beziehungsweise insgesamt die Betriebsverfügbarkeit der A400M verbessern. Gleichzeitig soll mit diesem „Plus“ an Leistungen die künftige Unterstützung der Nutzer über ESS2 hinaus für die nächste Stufe, die Stufe 3, bereits schrittweise vorbereitet werden.

Diese neuen Dienste betreffen beispielsweise die Analyse und die Lagerung von ausgebauten Teilen für eine potenzielle künftige Verwendung. Angedacht sind auch Arbeitsgruppen auf niedrigeren Instandhaltungsebenen. Installiert werden soll ferner ein strategisches Flottenmanagement, um Empfehlungen auf taktischer Ebene aussprechen zu können. Schließlich soll ein Dienstbereich eingeführt werden, der Empfehlungen für den Lagerbestand auf der Grundlage von OEM-Flottenmodellen geben kann (OEM = Original Equipment Manufacturer; Erstausrüster oder Hersteller der Originalausrüstung).


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Zu unserem Bildmaterial:
1. Inspektion eines A400M-Triebwerks TP400-D6. Die Aufnahme stammt vom Juni 2010.
(Foto: Andrew Siddons/für Rolls-Royce plc)

2. Unterzeichnung des Servicevertrages: OCCAR-Direktor Joachim Sucker und EPI-Geschäftsführerin Catherine Poincheval.
(Foto: OCCAR)

3. Das TP400-D6 gilt derzeit immer noch als das stärkste westliche Turboprop-Triebwerk. Es treibt den viermotorigen Airbus-Militärtransporter an, der inzwischen von zehn Nationen geflogen wird.
(Foto: Javier Serrano Alix/für ITP Aero)


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