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Koblenz/Taufkirchen/Fürstenfeldbruck/Überlingen. Am 25. April erteilte das Koblenzer Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) den Auftrag für die zweite Nationale Ergänzungsstudie für das deutsch-französische Vorhaben „Maritime Airborne Warfare System“, kurz MAWS. Auftragnehmer ist die German MAWS GbR, bestehend aus der Hensoldt Sensors GmbH, der ESG Elektroniksystem- und Logistik-GmbH und der Diehl Defence GmbH & Co. KG.

MAWS verfolgt den Ansatz eines „System of Systems“ für die vernetzte Seefernaufklärung, Ubootjagd und Seezielbekämpfung. Diese militärischen Maßnahmen erfolgen mittels bemannter und unbemannter Plattformen im Verbund mit Bodenstationen. Zur Auftragserfüllung sind vor allem Datenlinks zur Vernetzung sowie eine Cloud-Lösung, die sich auf Künstliche Intelligenz (KI) stützt und zur Analyse der gewonnenen Sensordaten verwendet wird, erforderlich.

Die Studie wird – so die Aufgabenstellung – die Ausarbeitung konkreter Lösungsvorschläge für unsere Marineflieger (Analysephase Teil II, CPM-Prozess des Bundesministeriums der Verteidigung) in Ergänzung zur deutschen Interimslösung Boeing P-8A Poseidon umfassen.

Wie das aus Hensoldt, ESG und Diehl bestehende Konsortium in einer Pressemitteilung schreibt, sollen sich dabei „die Lösungsvorschläge auf die Ausarbeitung von MAWS mit bemannten und unbemannten Luftfahrzeugen (UAV) als Trägerplattform sowie auf die Bodenstationen [konzentrieren]“.

Spezielle Cloud für „Informationsautonomie und Datensouveränität“

Ein weiterer Schwerpunkt der Ergänzungsstudie wird sich mit der Vernetzung und Datenverarbeitung der verschiedenen Assets und Bodenstationen befassen.

Zu diesem Zweck soll eine „Maritime Warfare Cloud“ konzipiert werden, um – wie es in dem Pressetext heißt – „Informationsautonomie und Datensouveränität zu garantieren“. Ein Kernelement ist dabei die Gewinnung von Informationshoheit aus Teilinformationen mittels speziell dafür erstellter Software zur Datengewinnung und Analyse, die auf KI baut.

Da die Cloud Sensordaten verarbeiten und im gesamten Systemverbund verfügbar machen wird, wird sie ein wesentlicher Bestandteil im MAWS sein. Dazu die German MAWS: „Durch die Erkennung der großen Datenmengen wird [die Cloud] damit deutlich mehr als ein einfacher Datenspeicher sein.“ Und: „Mit dieser zukunftweisenden Technologie wird das Kooperationsprojekt MAWS die Deutsche Marine befähigen, den zu erwartenden sicherheitspolitischen Herausforderungen zu begegnen.“

Multimissions-MAWS soll Aufklärungs- und Wirküberlegenheit sichern

Der erste Teil der MAWS-Machbarkeitsstudie war von der German MAWS zu Herbstbeginn 2021 erfolgreich abgeschlossen worden. Damals präsentierte das Konsortium dem Auftraggeber BAAINBw, hochrangigen Vertretern der Marine sowie weiteren nationalen Stakeholdern in Eckernförde ein Systemkonzept, das die Umsetzung der nationalen operationellen Vorgaben möglich machen soll.

Bis zum Jahr 2035 soll das Maritime Airborne Warfare System alle derzeitigen wie auch übergangsweise betriebenen Seefernaufklärer (Maritime Patrol Aircraft, MPA) der beiden Nationen Deutschland und Frankreich ersetzen.

Das MAWS-Projekt ist Teil der strategischen deutsch-französischen Verteidigungszusammenarbeit und soll beide Länder einmal in die Lage versetzen, auf die maritimen Bedrohungen der kommenden Jahrzehnte zu antworten. Diese maritimen Bedrohungsszenarien beziehen sich auf alle Bereiche der Seekriegsführung und verändern sich insbesondere im Zuge der rasanten Technologiesprünge massiv. So haben nicht nur die Aktivitäten unter, auf und über Wasser in den letzten Jahren zugenommen, sondern auch die Akteure und deren (sicherheitspolitische) Intentionen.

„Vor diesem Hintergrund müssen die operativen Fähigkeitsanforderungen im Bereich der Seepatrouille angemessen abgebildet werden“, erklärte die German MAWS im November 2021 in einem Pressebeitrag und führte aus: „Es ist erforderlich, modernste, zukunftsfeste und einsatzrobuste Missionssysteme zu implementieren. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, wird das künftige Mehrzweck- und Multimissions-MAWS ein vielseitiges, luftgestütztes System sein, das unterschiedlichste Sensordaten bündelt, in Echtzeit fusioniert und in ein Gesamtlagebild erstellt. So entsteht eine Aufklärungs- und letztlich Wirküberlegenheit.“

Integriert in komplexe Umgebungen soll MAWS laut den Vorgaben des Auftraggebers und des späteren Nutzers einmal in der Lage sein:
eine eigenständige Uboot-Kriegsführung (Anti-Submarine Warfare, ASW) gegen moderne Uboot-Gegner zu betreiben,
Schiffsbekämpfung gegen hochwertige Ziele im Rahmen der Kriegsführung an der Gewässeroberfläche (Anti Surface Warfare, ASuW) durchzuführen,
Such- und Rettungseinsätze (SAR) auch bei äußerst ungünstigen Wetterbedingungen erfolgreich abzuschließen.

Marinekommando über die Teilstreitkraft ab dem Jahr 2035

Im März 2023 hat das Marinekommando in Rostock eine Broschüre mit dem Titel „Das Zielbild für die Marine ab 2035: Energischer Einstieg in unbemannte Systeme und Künstliche Intelligenz“ veröffentlicht. Wir denken, diese Publikation korrespondiert mit unserem heutigen Beitrag. Wir haben sie deshalb auch in unserem Servicebereich „bundeswehr-journal (Bibliothek)“ beim Dienstleister Yumpu-Publishing eingestellt. Sie können dort den Inhalt ansehen und ausdrucken, ein Download der Datei ist jedoch nicht möglich. Über die ESC-Taste in Yumpu kommen Sie hierhin zurück. Zu der Broschüre des Marinekommandos:

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Zu unserer Illustration: Das Maritime Airborne Warfare System (MAWS) soll nach Inbetriebnahme Sensordaten für die Streitkräfte Deutschlands und Frankreichs erfassen, verarbeiten und bereitstellen.
(Grafik: MAWS GbR)


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