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Koblenz/Bremen/Überlingen/Taufkirchen. Die Bundeswehr hat im Bereich der bodengebundenen Luftverteidigung momentan eine Fähigkeitslücke. Um diese in absehbarer Zukunft zu schließen, beauftragte nun das Koblenzer Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) die 2021 gegründete Arbeitsgemeinschaft „Nah- und Nächstbereichsschutz“ – kurz ARGE NNbS – mit einem entsprechenden Entwicklungsauftrag. Bei der ARGE handelt es sich um einen Zusammenschluss der drei Unternehmen Rheinmetall Electronics GmbH (Bremen), Diehl Defence GmbH & Co. KG (Überlingen) und Hensoldt Sensors GmbH (Taufkirchen).

Einer Pressemitteilung von Diehl zufolge hat der Auftrag ein Volumen von rund 1,2 Milliarden Euro (brutto), das sich auf die Partnerunternehmen nach ihren Leistungsanteilen wie folgt aufschlüsselt: Rheinmetall 607 Millionen Euro, Diehl 339 Millionen Euro und Hensoldt 284 Millionen Euro.

Aufgrund des hohen Vertragswertes (über 25 Millionen Euro) wurde das Vorhaben zuvor durch den Haushaltsausschuss des Bundestages gebilligt. Der Entwicklungsauftrag wurde am Donnerstag vergangener Woche (25. Januar) von den Vertragspartnern in Koblenz unterzeichnet.

Vernetzung auch mit anderen Luftverteidigungssystemen der NATO

Das Projekt „Luftverteidigungssystem Nah- und Nächstbereichsschutz“ (LVS NNbS) soll den Schutz von bewegten Truppen der Landstreitkräfte gegen Angriffe aus der Luft sicherstellen. Zusätzlich soll das LVS NNbS auch für den sogenannten Raumschutz – beispielsweise bei kritischer Infrastruktur – eingesetzt werden.

In einem Pressetext des BAAINBw heißt es: „Kern des nun beauftragten Entwicklungsvorhabens ist die Optimierung der Luftverteidigung bis zu 40 Kilometer Reichweite sowie die Entwicklung von hochmobilen Komponenten. Diese sollen die Fähigkeit besitzen, Landstreitkräften im Gefecht folgen zu können, um diese vor Angriffen aus der Luft zu schützen. Der Fokus liegt auf der Modularität und der Vernetzung auch zu anderen Luftverteidigungssystemen der NATO.“ Weiter schreibt das Beschaffungsamt: „Neben der Einbindung von bereits in anderen Teilstreitkräften eingesetzter Waffensysteme, sollen später auch schnell verfügbare Einzelkomponenten in das Gesamtsystem NNbS eingebunden werden können. Das erhöht die Wirksamkeit der nationalen und internationalen Luftverteidigung signifikant.“

Qualifizierung der Prototypen ab 2027 und Serienproduktion ab 2028

Zu dem Vorhaben, das komplett von der nationalen Industrie realisiert werden soll (und somit Schlüsseltechnologien in Deutschland bindet und weiterentwickelt), erklärt die ARGE: „Der jetzt erteilte Auftrag zielt darauf ab, notwendige Lösungen zur Vernetzung von Einzelkomponenten, zur Einbindung des Luftverteidigungssystems IRIS T-SLM, zur Herstellung der Interoperabilität sowie zur Ergänzung des Abfangbereichs auf die kurze Reichweite zu realisieren. Diese Vernetzung ermöglicht die Anbindung der bereits in Beschaffung befindlichen Feuereinheiten IRIS T-SLM sowie des zukünftig zu beschaffenden Flugabwehrkanonenpanzers Skyranger 30.“

Rheinmetall bringt mit seinen Divisionen „Electronic Solutions“ und „Vehicle Systems“ das technologische Know-how und die langjährige Erfahrung in der Entwicklung und Lieferung von Verteidigungssystemen ein.

Diehl Defence ist ein führendes Systemhaus für Luftverteidigungssysteme. Zum Produktportfolio des Unternehmens zählen neben Systemen für die bodengebundene Luftverteidigung Lenkflugkörper für alle Teilstreitkräfte, Munition für Heer, Luftwaffe und Marine sowie Schutzsysteme.

Hensoldt als Lieferant nationaler Schlüsseltechnologien bringt seine Expertise und einsatzerprobten Produkte wie Radare ein – dies unter Berücksichtigung von umfassenden Kommunalitäten der Produkte beispielsweise im Rahmen der Produkt-Familienkonzepte und vor allem in den Bereichen Luftraumüberwachung, Klassifizierung und Identifizierung.

Nach derzeitiger Planung sollen die Prototypen für das LVS NNbS ab 2027 qualifiziert werden, um die Serienproduktion ab 2028 zu ermöglichen.


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Die Aufnahme zeigt die Präsidentin des BAAINBw, Annette Lehnigk-Emden, und die Vertreter der Arbeitsgemeinschaft „Nah- und Nächstbereichsschutz“ nach der Unterzeichnung des Entwicklungsvertrages in Koblenz am 25. Januar 2024.
(Foto: Dirk Bannert/Bundeswehr)

Kleines Beitragsbild: Eine Visualisierung zeigt das geplante Bundeswehr-Luftverteidigungssystem Nah- und Nächstbereichsschutz.
(Bild: Angela Micheletto/ARGE NNbS GbR)


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