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Taufkirchen/Fürstenfeldbruck/München/Bonn. Die Hensoldt-Gruppe gab Anfang Dezember 2023 die Unterzeichnung einer endgültigen Vereinbarung zur Übernahme der ESG Elektroniksystem- und Logistik-GmbH (kurz ESG) bekannt. Involviert in die Übernahme ist auch die Armira Beteiligungen GmbH & Co. KG, eine Holdinggesellschaft mit Sitz in München. Die ESG, im Besitz von Armira, ist ein führender plattform- und herstellerunabhängiger Systemintegrator sowie etablierter Technologie- und Innovationspartner für Verteidigung und Sicherheit. In einer Pressemitteilung von Hensoldt heißt es: „Mit der Übernahme des hochkomplementären Wehrtechnikgeschäfts der ESG erweitert Hensoldt sein Geschäft um starke Design- und Systemintegrationsfähigkeiten.“

Thomas Müller, Vorstandsvorsitzender/CEO der in Taufkirchen beheimateten Hensoldt-Gruppe, erklärte nach der Vertragsunterzeichnung: „Die Übernahme der ESG passt hervorragend in unsere Gesamtstrategie und beschleunigt die Entwicklung von Hensoldt als Lösungsanbieter für Verteidigung und Sicherheit. Durch die Kombination der sich hervorragend ergänzenden Fähigkeiten der beiden Unternehmen machen wir einen entscheidenden Schritt hin zu einem führenden europäischen Anbieter von nahtlos integrierten Lösungen. Damit sind wir bestens aufgestellt, um die bestehenden und zukünftigen Anforderungen unserer Kunden weltweit zu erfüllen.“

Christian Ladurner, Vorstandsmitglied und bei Hensoldt verantwortlich für die Finanzen/CFO äußerte sich wie folgt: „Die Übernahme der ESG ist eine ausgezeichnete Gelegenheit, unser Geschäft auf die nächste Stufe zu heben. ESG weist ein starkes Wachstum und eine hohe Cash Conversion auf, da das Geschäftsmodell wenig Investitionen erfordert. Wir haben erhebliche Kosten- und Umsatzsynergien identifiziert, die zu einer attraktiven Wertschöpfung führen werden, während wir unsere Disziplin bei der Kapitalallokation und dem Nettoverschuldungsgrad beibehalten.“

Elektronik- und IT-Systeme für die Bereiche „Sicherheit“ und „Verteidigung“

Die 1967 gegründete und in Fürstenfeldbruck ansässige ESG entwickelt, integriert, betreut und betreibt hochkomplexe, sicherheitsrelevante Elektronik- und IT-Systeme. Das Unternehmen bedient die Verteidigungs- und Sicherheitsbedürfnisse von deutschen und ausländischen Streitkräften, Behörden und Unternehmen.

Die ESG konnte sich als starkes deutsches Systementwicklungs- und Systemintegrationsunternehmen etablieren und spielt eine entscheidende Rolle bei wichtigen aktuellen und zukünftigen Programmen wie „Future Combat Air System“ (FCAS) und F-35.

Heute beschäftigt die ESG 1380 Mitarbeiter in Deutschland, in den Niederlanden und in den USA. Für das Jahr 2023 wird nach IFRS (International Financial Reporting Standards) ein Umsatz von rund 330 Millionen Euro erwartet, der jährlich im niedrigen zweistelligen Prozentbereich wächst, mit einer EBITDA-Marge von etwa 14 Prozent. (Anm.: Die EBITDA-Marge lässt Aussagen über die Rentabilität der Geschäftsprozesse eines Unternehmens zu und hilft bei der Beurteilung, wie effizient das operative Geschäft eines Unternehmens tatsächlich läuft.)

Digitalisierung des Gefechtsfeldes und Entwicklung von Netzwerklösungen

Zum Abschluss der Vereinbarung zwischen Hensoldt und ESG heißt es in der eingangs bereits erwähnten Pressemitteilung aus Taufkirchen weiter: „Ergänzt durch das Portfolio der ESG wird Hensoldt in die Lage versetzt, das Wissen über die ConOps (Concept of Operations/Betriebskonzept) der Kunden, Zertifizierungen und technisches Know-how zu kombinieren, um intelligentere Lösungen schneller zu entwickeln, insbesondere die Digitalisierung des Gefechtsfeldes und die Entwicklung integrierter Netzwerklösungen.“

Mögliche Beispiele dafür wären Bereiche wie „Bodengestützte Luftverteidigung“, „Signalaufklärung“, „Führungssysteme“ sowie Lösungen in verschiedenen Luft- und Marine-Kampagnen.

Die Presseerklärung fährt fort: „[Außerdem] ergeben sich neue Möglichkeiten bei den Dienstleistungen für den Lebenszyklus von Plattformen, die das Angebot von Hensoldt [im Geschäftsfeld] von Training, Logistik und Wartung für eigene und fremde installierte Systeme vertiefen.“ Schließlich werde das fusionierte Unternehmen auch ein starker Partner für die Unterstützung von Systemen sein, die in den USA und Israel beschafft werden. Die langfristige Systemunterstützung und -weiterentwicklung in Deutschland sei so sichergestellt.

Akquisition beschleunigt Hensoldt-Strategie für Sensorlösungen

Die Integration der Softwareentwicklungs- und Systemintegrationsfähigkeiten von ESG soll auch Hensoldts Positionierung als Anbieter umfassender Lösungen stärken. Dazu der Pressetext: „Die ESG bringt ihre Expertise im Bereich intelligenter Datennetzwerke ein, um die Hensoldt-Sensorsysteme bereichsübergreifend zu integrieren und kritische integrierte Lösungen für Multi-Domain-Operationen zu schaffen.“

Abschließend versichert Hensoldt: „Angesichts der sich in hohem Maße ergänzenden Kompetenzen, der starken kulturellen Übereinstimmung und der Unterstützung durch die Stakeholder ist die kombinierte Gruppe ideal positioniert, um ihr internationales Wachstum auf der Grundlage der Erfolgsbilanz und des Wachstumskurses der beiden Unternehmen zu beschleunigen, während sie gleichzeitig fest in Deutschland verankert bleibt und die nationalen Sicherheitsinteressen schützt.“

ESG-Bewertung: 675 Millionen Euro fix plus bis zu 55 Millionen Euro Earn-Out

Der börsennotierte Rüstungskonzern Hensoldt AG entstand im Jahr 2017 aus ehemaligen Sensortechnologie-Geschäftsbereichen von Airbus Defence and Space. Im Dezember 2020 beschloss die Bundesregierung, aus sicherheitspolitischen Gründen eine Option zum Erwerb eines Anteils an Hensoldt durch die Bundesrepublik Deutschland in Höhe von 25,1 Prozent (Sperrminorität) wahrzunehmen. Im April 2021 erwarb der italienische Rüstungskonzern Leonardo S.p.A. eine Beteiligung in Höhe von ebenfalls 25,1 Prozent. Mit Stand Februar 2023 sieht die Hensoldt-Aktionärsstruktur wie folgt aus: Bundesrepublik Deutschland über die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) = 25,1 Prozent, Leonardo S.p.A. = 25,1 Prozent, Streubesitz = 49,8 Prozent.

ESG gehörte bisher der Beteiligungsgesellschaft Armira. Die Investmentholding konzentriert sich auf direkte Kapitalbeteiligungen an mittelständischen, profitablen Familienunternehmen und ambitionierten Wachstumsunternehmen in der DACH-Region (Deutschland/Österreich/Schweiz), Norditalien und darüber hinaus. Hinter Armira steht laut Hensoldt „eine exklusive Investorenbasis aus Familien, Unternehmern und unternehmerischem Kapital für vertrauensvolle Partnerschaften mit langfristigem Horizont“.

Hensoldt erwirbt 100 Prozent der ESG für einen Unternehmenswert von 675 Millionen Euro zuzüglich eines Earn-Out von bis zu 55 Millionen Euro basierend auf spezifischen Leistungszielen bis zum 31. Dezember 2024. (Anm.: Eine Earn-Out-Vereinbarung bedeutet bei einem Unternehmensverkauf, dass der Kaufpreis vom Käufer aufgeteilt wird in einen fixen Anteil und einen flexiblen Teil. Der flexible Teil wird dann an die Erreichung von bestimmten Zielen geknüpft und erst nach Übertragung der Unternehmensanteile ausgezahlt. Der fixe Teil des Kaufpreises geht zumeist direkt nach Vertragsabschluss auf dem Konto des Verkäufers ein. Eine Earn-Out-Zahlung ist hingegen erst nach dem Eintreten bestimmter Bedingungen fällig. Der Erwerber – im konkreten Fall also Hensoldt – gewinnt somit Zeit und kann den variablen Teil des Kaufpreises aus den laufenden Erträgen seines neuen Unternehmens bedienen.)

Es wird von allen an der Übernahme Beteiligten erwartet, dass der Wechsel im ersten Halbjahr 2024 abgeschlossen sein wird (vorbehaltlich bestimmter Bedingungen, einschließlich der Erteilung der erforderlichen behördlichen Genehmigungen).

Redaktionelle ERGÄNZUNG I

Das Bundeskartellamt hat mittlerweile die Übernahme der ESG Elektroniksystem- und Logistik-GmbH durch die Hensoldt Holding Germany GmbH genehmigt. Es bestünden „keine wettbewerblichen Bedenken, da die beiden Unternehmen innerhalb des Bereiches der Sicherheits- und Verteidigungselektronik bislang ganz überwiegend unterschiedliche Produkte und Dienstleistungen anbieten“, sagte der Präsident des Bonner Amtes, Andreas Mundt, am 8. Februar 2024.

In der Erklärung des Bundeskartellamtes für die Medien wird begründet: „Hensoldt ist ein Hardware-Produzent im Bereich der Verteidigungselektronik. Die Hauptprodukt-Bereiche sind Radare und optoelektronische Systeme. In Abgrenzung dazu ist ESG ein Systemintegrator und vornehmlich mit der Entwicklung, Integration und Betreuung von elektronischen Systemen von Dritten – vor allem im militärischen Bereich – betraut. ESG ist dabei nicht nur für die Integration unterschiedlicher elektronischer Komponenten wie beispielsweise der Kampfflieger der Bundeswehr zuständig, sondern betreut darüber hinaus das Management der Ersatzteile.“

Weiter führt das Amt aus: „Die Beteiligten arbeiten bereits unter anderem in der German FCMS zusammen. FCMS entwickelt vernetzte Sensor- und Effektor-Lösungen sowie Drohnensysteme, plattformübergreifende Sensoren und Effektoren für fliegende unbemannte Systeme. Die Gründung der German FCMS wurde 2020 vom Bundeskartellamt geprüft und freigegeben.“

(Anm.: In FCMS bündeln vier deutsche unabhängige Unternehmen wesentliche Schlüsseltechnologien aus Luft- und Raumfahrt sowie Sicherheit und Verteidigung, um das zu entwickelnde Future Combat Air System digital zu vernetzen und gemeinsam mit europäischen Partnern zu führen – die vier deutschen Unternehmen im FCMS-Industriekonsortium sind Diehl Defence, ESG, Hensoldt sowie Rohde & Schwarz.)

Redaktionelle ERGÄNZUNG II

Am heutigen Mittwoch (3. April) teilte der Sensor-Lösungsanbieter Hensoldt in einem Pressestatement mit, dass die im vergangenen Jahr vereinbarte Übernahme der ESG Elektroniksystem- und Logistik-GmbH nach Erhalt aller behördlichen Genehmigungen mit Wirkung zum 2. April 2024 vollzogen worden ist. Die Übernahme erweitert das Produkt- und Lösungsgeschäft von Hensoldt um starke Design- und Systemintegrationsfähigkeiten und schafft – so der Pressetext des Unternehmens – „einen nationalen Champion der Verteidigungselektronik“.

Hensoldt-Chef Oliver Dörre sagte: „Die Übernahme der ESG passt hervorragend in unsere Gesamtstrategie und beschleunigt die Entwicklung von Hensoldt als Lösungsanbieter für Verteidigung und Sicherheit. Durch die Kombination der sich hervorragend ergänzenden Fähigkeiten von Hensoldt und ESG machen wir einen entscheidenden Schritt hin zu einem führenden europäischen Anbieter von nahtlos integrierten Lösungen. Dieser Schritt beschleunigt unser internationales Wachstum und eröffnet der ESG durch den Kapitalmarktzugang ausgezeichnete Entwicklungschancen.“

Christoph Otten, Geschäftsführer der ESG, weist ebenfalls auf die vielfältigen Chancen hin: „Mit dem Closing erhält die ESG die Rückendeckung durch ein finanzstarkes börsennotiertes Unternehmen und den Zugang zu internationalen Märkten. Als Bestandteil von Gesamtlösungen können wir unsere ausgezeichneten Fähigkeiten als Systemintegrator, Technologie- und Innovationspartner noch besser weiterentwickeln.“


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Unsere Bildcollage zeigt die Eingangsbereiche von Hensoldt in Taufkirchen und der ESG in Fürstenfeldbruck.
(Fotos: Hensoldt und ESG; Bildmontage: mediakompakt)


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