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Berlin/Calw. Verteidigungsminister Boris Pistorius hat am heutigen Mittwoch (2. August) zwei Soldaten des Kommandos Spezialkräfte (KSK) mit dem Ehrenkreuz der Bundeswehr für Tapferkeit ausgezeichnet. In Calw, dem baden-württembergischen Standort des KSK, überreichte der Minister die hohe Auszeichnung für herausragende Leistungen persönlich an Hauptmann Andreas F. und Stabsfeldwebel Matthias G. (Anm.: Namen geändert).

Bei der Verleihung in Calw erklärte Pistorius, wie die beiden KSK-Angehörigen während der militärischen Evakuierungsoperation in Afghanistans Hauptstadt Kabul im August 2021 zahlreiche deutsche Staatsbürger und weitere Schutzbefohlene unter Einsatz des eigenen Lebens gerettet hatten. Der damalige Führer des Einsatzverbandes „Militärische Evakuierungsoperation Kabul“, Brigadegeneral Jens Arlt, hatte die beiden Soldaten aufgrund dieser Leistungen für die seltene Auszeichnung vorgeschlagen.

Das Ehrenkreuz für Tapferkeit ist die höchste Auszeichnung der Bundeswehr für herausragende Leistungen. Voraussetzungen für die Verleihung sind „die außergewöhnliche Gefährdung von Leib und Leben sowie ein mutiges, standfestes und geduldiges Verhalten, mit dem der militärische Auftrag erfüllt wird“. Das Ehrenkreuz für Tapferkeit wurde bislang lediglich 29 Mal verliehen.

Trotz Bombendrohung vor Ort geblieben und so 42 Menschen das Leben gerettet

Hauptmann Andreas F. war am frühen Morgen des 26. August 2021 als Führer seines Kommandozugs am Abbey Gate des Flughafens Kabul im Einsatz. Plötzlich sollte der Einsatz wegen einer konkreten Bombendrohung abgebrochen werden (nur Stunden später kam es in diesem Bereich zu einem verheerenden Selbstmordanschlag, bei dem 13 US-Soldaten und mehr als 90 afghanische Staatsbürger ihr Leben verloren).

Kurz vor Beendigung des Einsatzes am Abbey Gate und dem Abzug des Kommandozuges bemerkte Hauptmann F. in der Menge mehrere deutsche Staatsbürger, die mit ihren Reisepässen auf sich aufmerksam machten.

In der Begründung für die Verleihung des Ehrenkreuzes der Bundeswehr für Tapferkeit heißt es an dieser Stelle: „In Bewusstsein der konkreten Anschlagsplanung […] entschloss sich Hauptmann F. vollen Mutes, ein hohes Risiko für sich und seine ihm unterstellten Kommandosoldaten einzugehen und die dort erkannten deutschen Staatsangehörigen aus dieser direkten Gefahr zu retten.“ Und weiter: „Hauptmann F. behielt in dieser äußerst gefährlichen Situation den Überblick, ging als taktischer Führer als Beispiel voran und bewies mit der Rettung der deutschen Staatsbürger am Abbey Gate ein Übermaß an Tapferkeit und Standfestigkeit. Durch seinen unermüdlichen Willen zur Auftragserfüllung und sein entschlossenes und mutiges Handeln konnten insgesamt zehn deutsche Staatsbürger mit 32 schutzberechtigten Familienangehörigen – darunter zahlreiche Frauen und Kinder – aus der Gefahrensituation gerettet werden. […] Das entschlossene und mutige Handeln von Hauptmann F. hat den 42 Schutzberechtigen nachweislich das Leben gerettet.“

Elf Menschen unter größtem Zeitdruck aus der Hölle Kabul befreit

In der Nacht vom 25. auf den 26. August 2021, nur Stunden vor dem endgültigen Abzug der Bundeswehr aus Kabul, befand sich Stabsfeldwebel G. mit seinem Kommandotrupp weit entfernt vom Flughafen im Einsatz, um drei deutsche Familien – alle ohne männliche Begleitung – für den letzten Flug zu evakuieren. Die Operation stand unter hohem zeitlichem Druck und musste bis zum Morgengrauen abgeschlossen sein.

In der Begründung für die Auszeichnung heißt es unter anderem: „Am Aufnahmepunkt der Schutzbefohlenen bestand durch die direkte Präsenz von gegnerischen Talibankämpfern sowie einer großen Menschenmasse von aggressiven und gewaltbereiten, nicht-schutzberechtigten männlichen Störern eine dauerhafte außergewöhnliche Gefährdung für Leib und Leben der Soldaten mit einem hohen Eskalationspotenzial, der sich Stabsfeldwebel G. mit seinem unermüdlichen Willen zur Auftragserfüllung beispielgebend stellte. […] Trotz vereinzeltem gegnerischem Beschuss sowie gewalttätigen Übergriffen von nicht-schutzberechtigten Männern gelang es Stabsfeldwebel G. durch sein entschlossenes Handeln, die gesuchten deutschen Staatsangehörigen zu finden, vor den zahlreichen Störern unter Inkaufnahme der Gefährdung des eigenen Lebens zu schützen und anschließend in den frühen Morgenstunden des 26. August 2021 unter Schutz der Kommandosoldaten zu Fuß sicher in den Flughafen zu bringen.“

Bei dieser Operation wurden drei Frauen mittleren Alters, drei jugendliche Mädchen, vier Kinder sowie ein geistig behinderter Junge gerettet.

Beiden Soldaten des Kommandos Spezialkräfte gebührt für ihren selbstlosen Einsatz in Kabul am 25. und 26. August 2021 unsere größte Hochachtung!


Hintergrund                           

Das Ehrenkreuz der Bundeswehr für Tapferkeit ist die seltenste Auszeichnung der Bundeswehr. Sie wurde am 13. August 2008 durch den damaligen Verteidigungsminister Franz Josef Jung als höchste Stufe des Ehrenzeichens der Bundeswehr gestiftet und am 18. September 2008 durch Bundespräsident Horst Köhler genehmigt. Die erstmalige Verleihung erfolgte am 6. Juli 2009 durch die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Die Auszeichnung entstand vor dem Hintergrund der hohen Anforderungen und der zahlreichen Gefahren für Leib und Leben, die sich für die seit dem Jahr 1999 an Auslandseinsätzen teilnehmenden Soldaten der Bundeswehr ergaben und bis heute ergeben. Mit dieser Stiftung wurde nicht zuletzt dem Wunsch entsprochen, außergewöhnliche Tapferkeit mit einer eigenständigen, herausgehobenen Auszeichnung zu würdigen und hierfür nicht – wie bisher – auf dasselbe Ehrenkreuz zurückzugreifen, welches beispielsweise auch Bundeswehrsoldaten in der Heimat für „treue Pflichterfüllung und überdurchschnittliche Leistungen“ nach einer bestimmten Dienst- und Einsatzzeit verliehen werden kann.

Die Einführung des neuen Ehrenkreuzes steht am Ende einer jahrelangen öffentlichen Debatte, in deren Verlauf sich zahlreiche Bürger, Politiker und Medienvertreter für eine Tapferkeitsauszeichnung aussprachen.


Zu unserem Bildmaterial:
1. Auszeichnung in Calw mit dem Ehrenkreuz für Tapferkeit, dem höchsten Orden der deutschen Streitkräfte für herausragende Leistungen unter Einsatz von Leib und Leben.
(Foto: Presse- und Informationszentrum Deutsches Heer)

2. Die Ehrung der beiden KSK-Soldaten – ein Hauptmann und ein Stabsfeldwebel – nahm in Calw Verteidigungsminister Boris Pistorius (Bildmitte) persönlich vor.
(Foto: Presse- und Informationszentrum Deutsches Heer)


Kommentare

  1. ingelore | 4. August 2023 um 23:28 Uhr

    Also, wenn man dafür schon eine Auszeichnung bekommt – wie viele tausende Auszeichnungen haben dann die US-Amerikaner und Ukrainer verdient?

  2. Dr. Ing. Ulrich Hensgen | 5. August 2023 um 23:13 Uhr

    Ehre, wem Ehre gebührt!

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