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Berlin/Hamburg. Die „Zeitenwende“ – sie war am 27. Februar 2022, drei Tage nach dem russischen Angriff auf die Ukraine, von Bundeskanzler Olaf Scholz im Parlament in einer Regierungserklärung verkündet worden. Der Begriff „Zeitenwende“, im Dezember von der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) zum Wort des Jahres 2022 gekürt worden, meint vor allem Waffenlieferungen an die Ukraine, ein 100-Milliarden-Sonderprogramm für die Bundeswehr und ein Umdenken in der Energiepolitik. Inzwischen ist politisch-parlamentarisch schon einiges umgesetzt worden, auch für die Truppe. Bei der Deutschen Marine ist die Zeitenwende allerdings noch nicht angekommen. Dies jedenfalls sieht der Verband für Schiffbau und Meerestechnik (VSM) so, der am heutigen Dienstag (27. Juni) in Hamburg seine Jahrespressekonferenz 2023 abhielt.

Die Jahrespressekonferenz im Slomanhaus am Hamburger Baumwall, dem Sitz des VSM, stand unter dem Motto „Leinen los, Kurs Wachstum!“. Zu den aktuellen Schwerpunkten des Verbandes, der nach eigenen Angaben direkt und indirekt rund 700 Industriebetriebe, Gewerbetreibende und Organisationen vertritt, gehören unter anderem die Forderungen nach einer „leistungsstarken Marineflotte für die Landes- und Bündnisverteidigung“ und die nach „Sicherheit für den Schutz kritischer Infrastruktur auf und unter Wasser“.

In der Presseeinladung zur Veranstaltung am Dienstagvormittag heißt es: „Wie selten zuvor hat das zurückliegende Jahr ins Bewusstsein gerückt, welch hohen strategischen Wert die maritime Dimension hat – und wie groß unser Nachholbedarf ist.“

Bei der Jahrespressekonferenz 2023 sprachen Harald Fassmer (Geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens Fr. Fassmer GmbH & Co. KG und VSM-Präsident), Klaus Deleroi (Geschäftsführer der Reintjes GmbH und Vice Chairman SeaEurope) sowie Bernd Hartmann (Chief Human Resources Officer/CHRO der ThyssenKrupp Marine Systems GmbH).

Entwicklung der Rüstungsausgaben in den kommenden Jahren weiterhin unklar

Die von Bundeskanzler Scholz proklamierte Zeitenwende mit einem 100-Milliarden-Euro-Sondervermögen für die Bundeswehr hat unsere Marine nach Ansicht des VSM noch immer nicht erreicht. Der Zustand von Bundeswehr und Marine sei nicht erfreulich, beklagte der Personalchef der ThyssenKrupp Marine Systems GmbH, Bernd Hartmann. Bisher sei „so gut wie nichts“ von den 100 Milliarden Euro im Marineschiffbau angekommen.

Ähnlich stelle es sich mit dem Zwei-Prozent-Ziel bei den Rüstungsausgaben dar. „Auch da ist nicht klar, wie sich das insbesondere die nächsten Jahre entwickeln wird“, so Hartmann bei der VSM-Jahrespressekonferenz. Das Ganze sei ja mit dem Bau neuer Marineschiffe nicht getan. Instandhaltung, Service und Munition kosteten auch Geld, gab der CHRO von ThyssenKrupp zu bedenken.

„Ohne vernünftige Rüstungsindustrie keine vernünftige Bundeswehr“

Sicherheit sei keine Selbstverständlichkeit, mahnte Hartmann. Dies habe die Politik nach und nach erkannt. Den früheren niedersächsischen Innenminister Boris Pistorius zum Verteidigungsminister zu machen, sei eine gute Entscheidung gewesen, meinte der Manager zum Schluss. „Pistorius hat dafür gesorgt, dass sich die Beziehung zwischen Industrie und Bundeswehr mittlerweile deutlich verbessert hat.“

Auch die Wahrnehmung der Bevölkerung beim Thema „Rüstung“ scheine sich allmählich zu wandeln. Hartmann dazu: „Ohne eine vernünftige Rüstungsindustrie gibt es auch vernünftige Bundeswehr – ich glaube, das haben inzwischen alle verstanden.“


Unser Bild zeigt Bundeskanzler Olaf Scholz am 27. Februar 2022 bei seiner Regierungserklärung „Zeitenwende“ im Deutschen Bundestag. An diesem Sonntag trat das Parlament zu einer Sondersitzung aus Anlass des von Russland völkerrechtswidrigen begonnen Krieges gegen die Ukraine zusammen. Scholz kündigte in seiner Rede unter anderem ein Sondervermögen „Bundeswehr“ in Höhe von 100 Milliarden Euro an.
(Foto: Xander Heinl, photothek/Deutscher Bundestag)

Kleines Beitragsbild: Sitz des Verbandes für Schiffbau und Meerestechnik (VSM), das Slomanhaus am Baumwall in Hamburg (Gebäudekomplex rechts im Bild). Das Kontorhaus wurde von 1908 bis 1910 nach Plänen der Architekten Martin Haller und Hermann Geißler für die Reederei Rob. M. Sloman errichtet und 1921/1922 nach Plänen von Fritz Höger erweitert. Bis 2003 wurde das Slomanhaus saniert. Heute wird der Komplex mit rund 11.000 Quadratmetern als Bürogebäude genutzt. Unsere Aufnahme stammt vom 5. Oktober 2015.
(Foto: Anita Janda/Wikipedia/Wikimedia Commons/unter Lizenz CC BY-SA 4.0 –
vollständiger Lizenztext: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/)


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