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Oldenburg/Berlin. „Aus für Rind und Lamm: Bundeswehr streicht Truppe das Essen zusammen!“ – so lautete am gestrigen Donnerstag (2. November) ein Onlinebeitrag der BILD-Zeitung, der die Truppe vermutlich nachhaltig verunsichert haben dürfte. Das Blatt stützt sich nach eigener Aussage auf eine „interne Mail“ des Verpflegungsamtes der Bundeswehr. Das im niedersächsischen Oldenburg ansässige Amt ist alleiniger Betreiber aller Truppenküchen der deutschen Streitkräfte. Was ist dran an der Sache? …

„Mahlzeit. Jederzeit. Weltweit.“ So lautet das Motto des Verpflegungsamtes, in dem rund 250 militärische und zivile Mitarbeiter „täglich zum Erfolg der Bundeswehrverpflegung beitragen“. In einer Selbstdarstellung des Amtes heißt es zudem: „Im Einsatz und Grundbetrieb durch Vielfalt, Qualität und Flexibilität überzeugen und dadurch einen wertvollen Beitrag zur Funktionalität und Attraktivität des Dienstes in der Bundeswehr leisten. Dies ist das Leitbild des Verpflegungsamtes. Dabei ist die hohe Kundenzufriedenheit das zentrale Ziel und somit ein wichtiger Beitrag zur Attraktivität des Dienstes.“

Nach der von BILD zitierten Mail, die dem Blatt eigenen Angaben zufolge „exklusiv vorliegt“, will das Verpflegungsamt ab dem 1. Januar 2024 die Speisepläne für die Truppenverpflegung deutlich modifizieren. Die Begründung in der Mail: „Um der Preisdynamik des Marktes Rechnung zu tragen, aber auch aus Gründen der Nachhaltigkeit, streben wir eine konzeptionelle Reduzierung unseres Warenkorbes an. Dies betrifft besonders die Beschaffung von Rindfleischprodukten, frischem Obst und tiefgekühltem Fisch.“

Sprecher des BAIUDBw bestätigte die Prüfung und Anpassung der Speisepläne

Die „konzeptionelle Reduzierung des Warenkorbes“ bestätigte auf BILD-Anfrage offenbar bereits ein Sprecher des Bundesamtes für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr (kurz BAIUDBw).

Nach der von BILD zitierten Mail aus dem Verpflegungsamt sollen folgende Lebensmittelprodukte mit Beginn des kommenden Jahres vom Speiseplan gestrichen werden:

Fleisch > Lammkeule ohne Knochen, Rinderroulade gegart (ausgenommen Weihnachtsfeiern), Rindfleischgranulat gegart, Frikadelle aus Rindfleisch, Hamburgerfleisch gegart, Cevapcici gegart, Lasagne al Forno mit Rindfleisch, Rinderbug ohne Knochen, Semerrolle, Rouladenfleisch geschnitten, Rinderbraten eingelegt/für Sauerbraten vakuumiert.

Fisch > Kabeljaufilet, Rotbarschfilet, Zanderfilet, Lachsfilet in Blätterteig, Schollenfilet paniert, Forellenfilet geräuchert, Makrelenfilet, Alaska-Seelachsfilet mit Kräuterauflage, Fischschnitte mit Brokkoli/Käse.

Obst > Honigmelonen, Wassermelonen, Aprikosen, Kirschen, Pfirsiche, Erdbeeren, Tafeltrauben rot, Ananas frisch, Grapefruit, Kiwi, Mandarinen und Orangen.

„So wird Bundeswehr nicht attraktiver und gewinnt auch nicht mehr Nachwuchs“

Offenbar befürchtete das Bundesministerium der Verteidigung nach dem Beitrag der Boulevardzeitung und den Folgeberichten in anderen Medien nicht nur Unruhe innerhalb der Bundeswehr, sondern auch ein Imageproblem. So hatte beispielsweise bereits der CSU-Bundestagsabgeordnete Florian Hahn in einem Statement gegenüber BILD gewarnt: „Weitere Einsparungen kann die Substanz der Bundeswehr nicht mehr verkraften – schon gar nicht, wenn es um Ernährung und Gesundheit geht. So wird die Bundeswehr nicht attraktiver und so gewinnt man nicht mehr Nachwuchs.“

Am heutigen Freitag (3. November) dementierte das Verteidigungsministerium. In einer Pressemitteilung – Überschrift: „Verpflegung der Bundeswehr bleibt abwechslungsreich und frisch“ – heißt es, die Information, dass der Speiseplan in den Truppenküchen der Bundeswehr im kommenden Jahr „zusammengestrichen werden soll“, sei unzutreffend. Es seien weder Rationierungen noch Streichungen von Lebensmitteln – wie beispielsweise Rindfleisch – vorgesehen.

Noch keine finalen Entscheidungen über eine Neuausrichtung der Verpflegung

Die Leistungsfähigkeit der Bundeswehrangehörigen sei von zentraler Bedeutung und spiegele sich in dem bedarfsgerechten, gesunden und abwechslungsreichen Angebot des Verpflegungsamtes wider, so das Ministerium. Um dieses sicherzustellen, würden die Verpflegungspläne durch das Amt in Oldenburg kontinuierlich überprüft und weiterentwickelt. Neben dem Grundsatz der Nachhaltigkeit seien dabei vor allem die Empfehlungen und Qualitätsstandards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) richtunggebend.

Weiter heißt es in der Presseerklärung: „Neben Ernährungstrends, Essgewohnheiten und Angebotsvielfalt steht eine ernährungsphysiologisch ausgewogene und kalorisch ausreichende Versorgung entsprechend der körperlichen Belastung der [Bundeswehrangehörigen] im Vordergrund der kontinuierlichen Optimierung.“

Die Verlautbarung schließt mit der Zusicherung, abschließende Entscheidungen über eine Neuausrichtung der Verpflegung seien nicht getroffen worden. Die Angehörigen der Streitkräfte würden auch weiterhin ein umfangreiches Speisenangebot vorfinden, aus dem sie sich ihre Mahlzeiten individuell zusammenstellen könnten. „Frisches Obst, verschiedene Fischsorten, vegetarische und vegane Alternativen sind und bleiben ebenso im Angebot wie Rindfleisch“, so das Versprechen.

Man darf gespannt sein, ob am Schluss nicht doch „Schmalhans“ den Küchenmeister gibt. So ganz überzeugend war das Dementi des Ministeriums jedenfalls nicht, eher halbgar …


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Unser Symbolbild „Truppenverpflegung“ entstand am 28. August 2018 bei der NATO-Großübung „Trident Juncture“ und zeigt Bundeswehrsoldaten bei der Essensausgabe im Feldlager Drefsjø, Norwegen.
(Foto: Kevin Schrief/Bundeswehr)


Kommentare

  1. andre_e | 6. November 2023 um 07:31 Uhr

    Sollte das in der Öffentlichkeit „hochgekocht“ werden, dann gehe ich von einer Rücknahme der Optimierung aus. Sollte es so bleiben, wäre das angesichts der Attraktivität der Bundeswehr schon ein herber Schlag. Aber zumindest ist es offen kommuniziert, was man ansonsten vermisst …

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