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Canberra, Redbank (Australien)/Düsseldorf/Berlin. Das Deutsche Heer soll ab 2025 mehr als 100 Boxer-Gefechtsfahrzeuge aus Australien für das Beschaffungsvorhaben „Schwerer Waffenträger Infanterie“ erhalten. Das Fahrzeug „Schwerer Waffenträger Infanterie“ ist als Nachfolger des rund 30 Jahre alten Waffenträgers Wiesel 2 vorgesehen. Die für die Bundeswehr eingeplanten Boxer-Fahrzeuge sollen alle unter Nutzung von Produktionskapazitäten des Rheinmetall-Kompetenzzentrums für militärische Fahrzeuge (Military Vehicle Centre of Excellence, MILVEHCOE) in Redbank im Südosten von Queensland gebaut werden – zusammen mit den für die australischen Streitkräfte produzierten Radspähpanzern Boxer CRV (CRV = Combat Reconnaissance Vehicle). Vor Kurzem erkundigte sich der CDU-Bundestagsabgeordnete Jens Lehmann zu einem wichtigen Detail der Produktion für den deutschen Boxer – doch dazu gleich …

Der Schwere Waffenträger Infanterie (Bundeswehr-Abkürzung „sWaTrInf“) basiert auf dem australischen Boxer CRV. Dabei handelt es sich um das bewährte 8×8-Gefechtsfahrzeug mit einem Radspähpanzer-Missionsmodul einschließlich des Zwei-Mann-Turms Lance. Als Hauptwaffe dient die Rheinmetall-Maschinenkanone MK30-2 ABM, die auch im deutschen Schützenpanzer Puma verbaut ist.

Perspektivisch wollen die deutschen Streitkräfte – wie eingangs bereits beschrieben – mehr als 100 Boxer sWaTrInf als Ersatz für den Wiesel zur direkten taktischen Feuerunterstützung ihrer Infanterieverbände beschaffen. Die Auslieferung soll ab 2025 beginnen, die Finanzierung des Projekts komplett aus dem Sondervermögen „Bundeswehr“ erfolgen.

Vertrauensvolle Zusammenarbeit Deutschlands mit dem Wertepartner Australien

Am 23. März dieses Jahres hatte der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister der Verteidigung Thomas Hitschler gemeinsam mit dem australischen Rüstungsminister Pat Conroy eine Zusammenarbeitserklärung unterzeichnet. In einer Pressemitteilung des Verteidigungsministeriums hieß es damals unter anderem: „Diese Kooperation ermöglicht der Bundeswehr eine schnellstmögliche Beschaffung und ist ein sichtbares Zeichen der vertrauensvollen Zusammenarbeit Deutschlands mit dem Wertepartner Australien.“

Wenige Wochen später, am 10. Juli, hatte Bundeskanzler Olaf Scholz am Rande des Besuchs des australischen Premierministers Anthony Albanese in Berlin ein Grundsatzabkommen zur Lieferung der Boxer-Fahrzeuge vereinbart.

Acht Tage danach, am 18. Juli, besuchten der Heeresinspekteur, Generalleutnant Alfons Mais, und der Abteilungsleiter „Ausrüstung“ im Verteidigungsministerium, Vizeadmiral Carsten Stawitzki, im Rahmen ihrer Teilnahme an der multinationalen Übung „Talisman Sabre 2023“ das Rheinmetall-Werksgelände in Redbank/Queensland. Dort erklärte Mais: „Wir setzen auf die an deutsche Maßstäbe angepasste Version des CRV Recon II, die für uns den Einstieg in die operativ wichtige Kategorie der Mittleren Kräfte zeitgerecht sicherstellt.“

In einem Online-Beitrag über den Besuch des Inspekteurs bei Rheinmetall Defence Australia hieß es kurze Zeit später: „Zeitenwende und Bündnisverpflichtungen im gesamten Aufgabenspektrum von Landstreitkräften erfordern eine möglichst große Breite an Fähigkeiten des Heeres. Materielle Lösungen, die sich bei Bündnispartnern bereits bewähren oder in der Entwicklung sind und die wichtigsten Forderungen des Deutschen Heeres erfüllen, sind dabei von großem Interesse. Das neue Waffensystem, der Schwere Waffenträger Infanterie, spielt dabei eine wesentliche Rolle. Es ist hochmobil und durchsetzungsstark.“

In Zukunft deutlich mehr Durchsetzungsfähigkeit im Gefecht

Waldemar Geiger, von 2003 bis 2015 Zeitsoldat bei der Bundeswehr (Offizier in der Infanterie) und heute Redakteur des Mittler Report Verlages, hatte auf der Online-Informationsplattform Soldat & Technik ebenfalls über die Australienreise von Mais und Stawitzki und deren Besuch im MILVEHCOE in Redbank berichtet. In diesem Zusammenhang befasste er sich in seinem Fachbeitrag auch ausführlich mit dem Heereskonzept „Mittlere Kräfte“.

Geiger erläuterte dort: „Zusammen mit den leichten, luftbeweglichen Kräften (Anteile der Infanterie) sowie den schweren, durchsetzungsfähigen Kräften (Panzergrenadier- und Panzertruppe) sollen die mittleren, selbstverlegefähigen Kräfte das zukünftige Fähigkeitsspektrum des Deutschen Heeres bilden. Der Kern dieser Kräfte wird durch die Jägertruppe gestellt, welche nach Ansicht des Heeres mit den Schweren Waffenträgern Infanterie, die die rund 30 Jahre alten Wiesel MK und Wiesel TOW/MELLS ersetzen sollen, deutlich mehr Durchsetzungsfähigkeit im Gefecht erhalten soll.“

Wie Geiger weiter schrieb, soll in einem ersten Schritt jedes Bataillon zwölf dieser neuen Kampffahrzeuge „Schwerer Waffenträger Infanterie“ – vier pro Zug – erhalten. Die Beschaffung dieser Fahrzeuge stelle außerdem den Kernbaustein für die Aufstellung der neuen Kräftekategorie dar. Gemäß dem Konzept „Mittlere Kräfte“ sei es ferner angedacht, auch die schweren Züge der Kampfkompanien sowie die Kompanieführung der schweren Kompanie mit dem Schweren Waffenträger auszustatten. Der Autor erklärte dazu: „Ein Jägerbataillon würde dann über 26 dieser Fahrzeuge verfügen. Jeweils vier in den drei Kampfkompanien organisch vorhandene Schwere Waffenträger für die direkte taktische Feuerunterstützung sowie 14 Waffenträger in der schweren Kompanie, die entweder die Kampfkompanien verstärken oder ein eigenes Manöverelement bilden können.“

Keine Unterauftragnehmer aus China bei Elektronik-Komponenten involviert

Kommen wir nun zur Schriftlichen Frage des Bundestagsabgeordneten Jens Lehmann (Wahlkreis Leipzig I) zur Boxer-Thematik. Der CDU-Politiker, der unter anderem Mitglied des Verteidigungsausschusses des Bundestages ist, wollte von der Bundesregierung wissen: „Werden in den zu beschaffenden Schweren Waffenträgern Infanterie aus Australien Navigationsgeräte oder anderweitige elektronische Bauteile aus chinesischer Produktion eingebaut – oder kann die Bundesregierung komplett ausschließen, dass Bauteile aus China im neuen Schweren Waffenträger Infanterie verbaut werden?“

Die Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Thomas Hitschler vom 18. Oktober lautete: „Die Beschaffung des Schweren Waffenträger Infanterie soll in Kooperation mit Australien im Rahmen eines Government-to-Government Abkommens realisiert werden. Im zugehörigen Projekt sind keine Unterauftragnehmer aus China bei Elektronik-Komponenten durch die das Abkommen umsetzenden Unternehmen Rheinmetall Landsysteme und Rheinmetall Defence Australia benannt worden oder bekannt. Zudem werden Funk- und Führungsmittel für die deutschen [Fahrzeuge] aus Deutschland beigestellt.“


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Zu unserem Symbolfoto „Schwerer Waffenträger Infanterie“: Die deutsch-australische Kooperation bei der Beschaffung von mehr als 100 Boxer-Fahrzeugen für das Deutsche Heer, finanziert aus dem Sondervermögen „Bundeswehr“, basiert auf der Zusammenarbeitserklärung vom 23. März 2023 und dem Grundsatzabkommen vom 10. Juli 2023.
(Foto: Rheinmetall AG)


Kommentare

  1. ulli | 31. Oktober 2023 um 16:27 Uhr

    100 Stück ist doch auch wieder so ein Witz, dann kann man das auch gleich wieder einmotten. Als ob die Russen von den paar Dingern abgeschreckt werden. Absurd!

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