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Osnabrück/Berlin. Im vergangenen Jahr sind mehr als 19.500 Soldaten aus der Bundeswehr ausgeschieden. Das ist der höchste Wert seit 2017, wie die Neue Osnabrücker Zeitung (NOZ) jetzt berichtet. Das Blatt beruft sich auf Angaben des Bundesministeriums der Verteidigung. Das zweite Jahr in Folge seien damit mehr Soldaten aus dem militärischen Dienst ausgeschieden als neue dazugekommen, zitiert die NOZ das Ministerium. Zum Thema „Personalziel und Personalstärke der Streitkräfte“ äußerte sich nun auch die Wehrbeauftragte des Bundestages, Eva Högl. Sie sieht die gegenwärtige und künftige Entwicklung sehr kritisch …

Wie die in Osnabrück erscheinende Zeitung schreibt, hätten 2022 mehr als 4200 Bundeswehrsoldaten ihren Dienst sogar vorzeitig quittiert. Ursachen hierfür seien unter anderem eine dauernde Dienstunfähigkeit, aber auch ein Abbruch noch während der sechs Monate dauernden Probezeit zu Beginn des Dienstes.

Damit die Bundeswehr das politisch gesteckte Ziel von 203.000 Soldaten bis 2031 erreichen kann, müssten jährlich 21.000 Rekruten für den Dienst gewonnen werden, erklärte eine Sprecherin des Ministeriums gegenüber der NOZ. So könnten auch die Abgänge aufgefangen werden.

Im vergangenen Jahr hat die Bundeswehr insgesamt 18.776 Einstellungen vorgenommen. Die Personalstärke im militärischen Bereich insgesamt ist zum Jahresende 2022 auf 183.050 Kräfte gesunken.

Anteil der Frauen in der Bundeswehr beträgt derzeit mehr als 13 Prozent

Für die ständig aktualisierte Übersicht „Personalzahlen der Bundeswehr“ lieferte das Verteidigungsministerium zuletzt (Stand 28. Februar 2023) folgende Zahlen: Insgesamt leisten momentan 183.135 Soldaten Dienst bei der Bundeswehr. Darunter sind 56.987 Berufssoldaten, 116.070 Soldaten auf Zeit sowie 9721 Freiwilligen Wehrdienst Leistende/FWDL (plus 357 FWDL im Heimatschutz). Der Anteil der Frauen in der Bundeswehr beträgt derzeit mehr als 13 Prozent (insgesamt 24.181).

Zum Bereich „zivile Personalzahlen“ teilte das Ministerium mit (ebenfalls Stichtag 28. Februar 2023): Es gibt 81.157 Zivilbeschäftigte. Davon sind 31.222 weiblich; der Frauenanteil entspricht demnach rund 39 Prozent. Die 81.157 Zivilbediensteten verteilen sich wie folgt:
Bundesministerium der Verteidigung 1823 Personen;
Bundeswehrverwaltung, Rechtspflege, Militärseelsorge und weitere, dem zivilen Bereich zuzurechnende Dienststellen 56.168 Personen;
Streitkräfte und dem militärischen Bereich zuzurechnende Dienststellen 23.166 Personen.

Wehrbeauftragte fordert „Kultur des Miteinanders in der Personalgewinnung“

Nach den Plänen und Zielvorgaben des Verteidigungsministeriums soll die Zahl der Soldaten bis zum Jahr 2031 auf etwa 203.000 wachsen. Die Wehrbeauftragte hält das für nicht machbar. Die Herausforderung beim Personal sei bei der Bundeswehr angesichts zurückgehender Bewerbungen und einer hohen Abbrecherquote bei den Rekruten „noch größer als beim Material“, sagte Högel den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.

Angesichts der Lage auf dem Arbeitsmarkt, auf dem dringend Personal gesucht werde, sei die Bundeswehr stark unter Druck. Es könne deshalb keinesfalls angehen, „wenn Interessierte sich bewerben und dann ein Jahr lang nichts vom Karrierecenter der Bundeswehr hören“, kritisierte Högl. Deutschland könne sich dies „in keinem einzigen Fall erlauben“.

In ihrem erst vor Kurzem erschienenen „Jahresbericht 2022“ schreibt die Wehrbeauftragte zur Thematik „Personallage“ unter anderem: „Es ist […] zu begrüßen, dass das Ministerium die im Koalitionsvertrag verankerte kritische Bestandsaufnahme umsetzt und den gesamten militärischen Personalkörper hinsichtlich der Anteile an […] Berufssoldaten sowie […] Soldaten auf Zeit analysiert. Dabei muss es sich davon leiten lassen, dass die Bundeswehr auch beim Thema ,Personal‘ dringenden Handlungsbedarf hat.“ Es sei nicht ausreichend, dass allein das Bundesamt für das Personalmanagement neue Maßnahmen für die Gewinnung und Bindung von Personal auf den Weg bringe, so Högl. Vielmehr sei eine gemeinsame Kraftanstrengung der gesamten Bundeswehr und des Ministeriums erforderlich, um der Herausforderung des Personalmangels auf allen Ebenen zu begegnen. Sie fordert deshalb: „Neben den Fachleuten in den Personalbereichen sind alle […] Soldaten sowie zivilen Beschäftigten der Bundeswehr gefragt, die Streitkräfte zu einem attraktiven Arbeitgeber zu machen. Jeder […] Einzelne in der Bundeswehr trägt Verantwortung dafür, wie sich sein oder ihr Handeln auf die Attraktivität der Streitkräfte und die Personalgewinnung auswirkt. Ein Wandel kann nur gelingen, wenn sich eine Kultur des Miteinanders in der Personalgewinnung durchsetzt.“


Unser Symbolbild zum Thema „Personallage und Personalziel der Streitkräfte“ zeigt Bundeswehrrekruten beim Feierlichen Gelöbnis am 20. Juli 2017 auf dem Paradeplatz des Verteidigungsministeriums in Berlin.
(Foto: Sebastian Wilke/Bundeswehr)

Kleines Beitragsbild: Symbolaufnahme „Bundeswehr-Personal“ – entstanden im Juni 2012 bei einem Appell des Fallschirmjägerbataillons 263 auf dem Schlossplatz in Zweibrücken.
(Foto: Bundeswehr)


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