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Rostock. Auf der zur Papenburger Meyer Gruppe gehörenden Neptun-Werft in Rostock wurde am heutigen Dienstag (8. August) das erste von zwei neuen Tankschiffen für die Deutsche Marine auf Kiel gelegt. Der 173 Meter lange Transporter der Klasse 707 wird für die Kraftstoffversorgung auf hoher See eingesetzt und löst die beiden im September 1977 in Dienst gestellten Schiffe der Klasse 704 – die A1442 „Spessart“ und die A1443 „Rhön“ – aller Voraussicht nach ab dem Jahr 2025 ab.

Die beiden Nachfolger für die „Spessart“ und die „Rhön“ werden einmal über eine 42-köpfige Stammbesatzung verfügen, die um 23 Personen aufgestockt werden kann. Die neuen Flottentanker werden nach Werftangaben imstande sein, beidseitig und damit zwei Schiffe parallel zu betanken. Gebaut werden die Schiffe unter Federführung der Rüstungstochter der Bremer Lürssen-Werft, Naval Vessels Lürssen (NVL). Kooperationspartner ist die Meyer Werft in Papenburg.

Staatssekretärin spricht vom Erhalt einer nationalen Schlüsseltechnologie

Die Tageszeitung DIE WELT zitierte in ihrem Beitrag über die Kiellegung in der Neptun-Werft auch die Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister der Verteidigung Siemtje Möller. Die SPD-Politikerin sagte: „Mit den neuen Betriebsstoffversorgern wird unsere Marine endlich über das moderne Material verfügen, was sie benötigt, um ihren Auftrag trotz der wachsenden Anforderungen bei langen Einsätzen auf hoher See zuverlässig zu erfüllen.“ Sie begrüße sehr, so Möller weiter, dass norddeutsche Unternehmen nun einen entscheidenden Beitrag zum Erhalt dieser nationalen Schlüsseltechnologie leisten könnten.

Die beiden neuen Marinetanker waren von der Bundesregierung bereits vor dem Einmarsch der russischen Truppen in die Ukraine bestellt worden. Sie sind deshalb auch nicht Teil des von Bundeskanzler Olaf Scholz am 27. Februar 2022 angekündigten Sondervermögens „Bundeswehr“. Die zwei Einheiten werden aus dem „normalen“ Verteidigungsetat bezahlt.

In Auftrag gegeben hatte das Koblenzer Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) die Entwurfsplanung, den Bau und die Lieferung der zwei Versorger am 7. Juli 2021.

In der Vergangenheit haben wir bereits mehrfach über das Beschaffungs- und Neubauprojekt „Betriebsstofftransporter der Deutschen Marine“ (auch mit Blick auf die Kosten) berichtet – siehe dazu hier, hier und hier.

Zuschnitt der ersten Stahlplatte markierte den Beginn des Bauprojekts

Am 29. Juni sind übrigens in Papenburg die Maschinen für den Bau des ersten der zwei neuen Schiffe – offizielle Bezeichnung „Marinebetriebsstoffversorger“ (MBV) – symbolisch angefahren worden. Mit dem Zuschneiden der ersten Stahlplatte wurde damit das zwischen Auftraggeber und den Industriepartnern unterzeichnete Beschaffungsvorhaben in die Umsetzung gebracht.

Gebaut, in Betrieb genommen und erprobt werden die Plattformen auf der zur Meyer Gruppe gehörenden Rostocker Neptun-Werft. Die NVL als Generalunternehmer übernimmt das Projektmanagement, die marinespezifischen Anteile des Plattform- und Einsatzsystems sowie umfangreiche Leistungen zur Herstellung der Versorgungsreife, welche die Betreibbarkeit der Schiffe im logistischen System der Bundeswehr sicherstellen.

Maritime Kraftstoffversorgung verlängert Einsatzdauer im Operationsgebiet

Annette Lehnigk-Emden, Präsidentin des BAAINBw, sagte beim Brennstart in Papenburg: „Mit dem Fertigungsbeginn der neuen Betriebsstoffversorger ist die Erneuerung unserer Tankschiffe eingeleitet. Wir sorgen damit für die Durchhaltefähigkeit maritimer Einsatzverbände durch militärische Kraftstoffversorgung zur See, erfüllen dabei gleichzeitig auch die aktuellen Umweltschutz-Standards und leisten vor allem einen wesentlichen Beitrag zur Landes- und Bündnisverteidigung.“ Die Präsidentin zeigte sich erfreut darüber, dass mit Naval Vessels Lürssen und Meyer „zwei deutsche Werften mit ihrem Know-how wesentlich zum Fähigkeitserhalt beitragen werden“.

Die Marinetanker der Klasse 707 übernehmen im Kern die Kraftstoffversorgung auf hoher See und verlängern so auch die Einsatzdauer von Marineschiffen im jeweiligen Operationsgebiet. Die 20.000 Tonnen verdrängenden Flottentanker werden – wie eingangs bereits beschrieben – imstande sein, beidseitig und damit zwei Schiffe zeitgleich zu betanken.

Ausgeprägte Marineschiffe mit zahlreichen militärischen Anforderungen

Tim Wagner, Vorstandsvorsitzender der NVL-Group, äußerte sich ebenfalls beim feierlichen Brennstart. Er sagte: „Wir freuen uns, nach der Konstruktionsphase nun endlich in die Fertigung einzusteigen und mit der Meyer Werft einen erfahrenen Partner im Bau von Schiffen dieser Größenordnung an Bord zu haben.“ Die aufwendige Konstruktionsphase zeige auch deutlich, dass die Marinebetriebsstoffversorger keine einfachen Tanker seien, sondern ausgeprägte Marineschiffe mit zahlreichen entsprechenden militärischen Anforderungen, so der CEO.

Jan Meyer, Geschäftsführer der Meyer Werft, erklärte: „Wir sind sehr froh, bei diesem anspruchsvollen Projekt unsere jahrzehntelange Erfahrung beim Bau von Spezialtankern einbringen zu können. Der heutige Fertigungsstart markiert einen wichtigen Meilenstein bei der Realisierung dieses komplexen Neubauprojekts.“


Zu unserer Bildsequenz:
1. Die alten Marinetanker der Klasse 704 – die A1442 „Spessart“ und die A1443 „Rhön“ – waren im September 1977 in Dienst gestellt worden. Das Bild zeigt die „Spessart“ im Atlantik als Teil des ständigen maritimen NATO-Einsatzverbandes SNMG 1.
(Foto: Björn Wilke/Presse- und Informationszentrum der Deutschen Marine)

2. Fertigungsbeginn der zwei neuen deutschen Betriebsstofftanker am 29. Juni 2023 in Papenburg.
(Foto: Michael Wessels, miwefoto.de/für Meyer Werft)

3. Nach dem Brennstart am 29. Juni 2023 – Gäste des feierlichen Projektstarts bei der Meyer Werft.
(Foto: Meyer Werft)

Kleines Beitragsbild: Die beiden neuen Marinebetriebsstoffversorger, Nachfolger der „Rhön“-Klasse, werden unter Leitung von Naval Vessels Lürssen/NVL gebaut. Der Zulauf ist ab 2025 geplant.
(Computergrafik: NVL)


Kommentare

  1. ulf | 11. August 2023 um 01:00 Uhr

    Ganze zwei Tanker … ist das lächerlich!

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