Brüssel-Ixelles (Belgien). Die Streitkräfte der Mitgliedsländer der Europäischen Union wollen alle die Effektivität ihre Waffensysteme und damit die Leistung ihrer Soldaten im Kampfeinsatz entscheidend verbessern. Die Europäische Verteidigungsagentur (European Defence Agency, EDA) hat deshalb auch ein neues Wehrtechnik-Projekt gestartet. Damit will die Agentur eine Technologie für die automatische Zielerfassung sowie die Erkennung und Identifizierung von Bedrohungen entwickeln.
Das Projekt, das am heutigen Freitag (13. Januar) offiziell auf den Weg gebracht wurde, nennt sich „Automatische Ziel-/Bedrohungserkennung, Identifizierung und Zielerfassung für Landsysteme“ („Automatic target/threat recognition, identification and targeting for land systems“, kurz ATRIT). Es soll den europäischen Streitkräften bei der Erkennung, Verfolgung, Priorisierung und Auswahl von Zielen helfen – etwa von einem Kampffahrzeug oder auch von individuellen Waffen ausgehend. Die neue Technologie wird laut EDA stets „auf menschliche Führung“ angewiesen sein.
An der ersten Phase von ATRIT werden unter deutscher Leitung die EU-Mitgliedstaaten Frankreich, Griechenland, die Niederlande, Norwegen und Polen beteiligt sein. Das Vorhaben wird von einem Konsortium unter der Leitung des deutschen Rheinmetall-Konzerns durchgeführt. Weitere deutsche Unternehmen im Konsortium sind: Diehl Defence, Fraunhofer, Hensoldt und IABG. Hinzu kommen aus Frankreich Safran und Thales sowie aus den Niederlanden TNO und Thales. Komplettiert wird der Firmenverbund zur Entwicklung von ATRIT von ISD S.A. (Griechenland), Rheinmetall (Norwegen) und PCO (Polen).
Das jetzt gestartete Vorhaben der EDA bedeutet zugleich den ersten Schritt in einer Reihe von ATRIT-Projekten. Für den auf 18 Monate festgelegten ersten Untersuchungszeitraum ist von der Agentur zunächst ein Budget von zwei Millionen Euro ausgewiesen worden.
In der ersten Phase von ATRIT sollen die Anforderungen definiert und die Systemarchitektur für eine übergreifende (auch plattformübergreifende) Fähigkeit zur Zuweisung militärischer Ziele und zur Verbesserung der Erkennung und Identifizierung von Bedrohungen – auch auf der Grundlage menschlichen Verhaltens – entworfen werden. Die zu entwickelnde ATRIT-Software soll nicht nur in der Lage sein, Ziele besser zu erkennen und automatisch zuzuordnen, sondern auch verschiedene Sensordaten zusammenzuführen und für die Soldaten leicht nutzbar zu machen.
In einer zweiten Phase soll dann die Entwicklung und Erprobung physischer Demonstratoren in relevanten Umgebungen im Mittelpunkt stehen.
Die ATRIT-Analyse wird sich in der ersten Phase auf folgende Module stützen: menschliches Verhalten, 360-Grad-Lage-Bewusstsein, Integration fusionierter Sensorinformationen, Zielzuweisung sowie Darstellung fusionierter Daten (einschließlich Echtzeit-Sensordaten, historischer Daten und C4I – also den Bereich „command, control, communications, computers, intelligence, surveillance, reconnaissance“ = „Führung, Information, Kommunikation, Computersysteme, Nachrichtenwesen, Überwachung und Aufklärung“).
Die Computergrafik zeigt, wie die „Automatische Ziel-/Bedrohungserkennung, Identifizierung und Zielerfassung für Landsysteme“ – kurz ATRIT – einmal in der militärischen Praxis wirken könnte.
(Bild: EDA)