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Naumburg/Aschersleben/Halle. Die Generalstaatsanwaltschaft Naumburg (Sachsen-Anhalt) hat wegen eines menschenverachtenden Chats unter angehenden Polizisten Ermittlungen gegen mindestens acht Personen aufgenommen. Die Beschuldigten – frühere Polizeischüler an der Polizeihochschule in Aschersleben (im sachsen-anhaltisch Salzlandkreis) – sollen während ihrer Ausbildung über Jahre hinweg beschämende Chat-Nachrichten, unter anderem mit antisemitischen und volksverhetzenden Inhalten, ausgetauscht haben. 18 Bedienstete sollen nun deswegen entlassen werden. Der Chat gilt als Zufallsfund. Nach Informationen des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) hat das Landeskriminalamt ursprünglich wohl im Rahmen eines Betäubungsmittelverfahrens ermittelt. Die Bediensteten standen laut Innenministerium kurz vor ihrer Verbeamtung.

Sachsen-Anhalts Innenministerin Tamara Zieschang hatte bereits am 15. Februar angekündigt, die 18 früheren Polizeischüler, die die Chat-Gruppe während ihrer Ausbildung in Aschersleben eröffnet und betrieben hatten, entlassen zu wollen. Sie sagte dem MDR: „Von den 18 Beschuldigten haben nach derzeitigem Erkenntnisstand elf aktiv Nachrichten, Bilder und Videos mit entsprechenden Inhalten in die Chat-Gruppe eingestellt.“ Der Chat habe von September 2017 bis Dezember 2021 bestanden. Von mehr als 5000 Einzelnachrichten seien mindestens 50 antisemitisch, rassistisch oder gewaltverherrlichend gewesen.

„Die Inhalte dieses Klassen-Chats haben nicht nur mich erschüttert“, gestand die CDU-Politikerin. „Dieser Chat ist eine Schande für die Landespolizei.“ Unter anderem sei im Oktober 2017 ein Hitler-Bild mit einer antijüdischen Aufschrift gepostet worden.

Den Lehrplan der Polizeihochschule gründlich auf den Prüfstand stellen

Infolge des Skandals um die 18 früheren Polizeischüler will die Polizeihochschule in Aschersleben jetzt ihre Ausbildung hinterfragen. Zwar gehöre die Vermittlung von Werten bereits zum Lehrplan, sagte Rektor Thorsten Führing der in Halle erscheinenden Mitteldeutschen Zeitung (Freitagausgabe, 24. Februar). Aber: „Mit irgendetwas haben wir die Beschuldigten offensichtlich nicht erreicht.“

Führing räumte ein: „Der größte Fehler, den wir jetzt machen könnten, wäre nichts zu tun.“ Er wolle den Lehrplan der Polizeischule nun gründlich auf den Prüfstand stellen, kündigte der Rektor an. Denn: „Ich lehne mich jetzt nicht zurück und sage: ,So etwas kann mal passieren‘.“ Die Fachhochschule müsse hinterfragen, was sie besser machen könne und müsse. „Es gibt jetzt zu Recht eine große Erwartung der Bevölkerung an uns.“

Er formulierte zudem in seinem Gespräch mit der Mitteldeutschen Zeitung klare Erwartungen, wie sich junge Polizisten im Falle radikaler Chat-Nachrichten verhalten sollten: „In so einer Situation gibt es nur eine richtige Lösung: sofort melden! Und zwar auch dann, wenn es sich um private Chats handelt.“ Schließlich wisse der Bekanntenkreis, wo die Beamten arbeiten. „Sie sind nicht nur Polizisten während des Schichtdienstes – auch als Privatperson werden sie in der Bevölkerung daran gemessen, wie sie sich verhalten“, mahnte Führing.


Zu unserer Aufnahme: Das Hörsaal- und Mensagebäude der Hochschule der Polizei in Aschersleben (Salzlandkreis).
(Foto: Polizei Sachsen-Anhalt)

Kleines Beitragsbild: Eingangsbereich des Hörsaal- und Mensagebäudes der Polizeihochschule.
(Bild: nr)


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