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Koblenz/Gilching. Die Spezialkräfte des Deutschen Heeres erhalten ab dem vierten Quartal 2024 insgesamt 14 neue marktverfügbare Drohnen. Einen entsprechenden Rahmenvertrag unterzeichneten am heutigen Dienstag (26. September) in Koblenz Vertreter des Bundesamtes für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) mit der Gilchinger Firma Quantum-Systems GmbH. Das Beschaffungsprojekt mit der Bezeichnung „ferngeführtes Aufklärungssystem, luftgestützt, kurze Entfernung“ – FALKE – ermöglicht den Kauf unbemannter Luftfahrzeugsysteme des Typs „Vector VTOL“ inklusive der Ausbildung für das Bedienpersonal durch die Industrie.

Der Bundeswehr steht mit dem „Vector VTOL“ von Quantum-Systems somit zukünftig ein rasch einsetzbares System zur präzisen Aufklärung über eine Entfernung von bis zu 30 Kilometern beziehungsweise einer Flugdauer von bis zu drei Stunden zur Verfügung (Anm.: das englische Akronym VTOL steht für „Vertical Take-Off and Landing“/vertikal startendes und landendes Luftfahrzeug). Dank des integrierten Kombi-Sensors mit optischer Kamera und Infrarotkamera ist ein tageszeitunabhängiger Einsatz in allen Klimazonen möglich.

Beschleunigung von Beschaffungsmaßnahmen für die Bundeswehr

Die Vorbereitung und Umsetzung der Beschaffung erfolgte nach den Maßgaben des beschleunigten Beschaffungsverfahrens. Unterstützt durch die Task Force „Beschaffungswesen“ und die Fachaufsicht im Bundesministerium der Verteidigung fiel die Auswahl schließlich auf ein wettbewerbliches Vergabeverfahren.

Das BAAINBw äußert sich dazu wie folgt: „In diesem Fall [war dies] der beste Weg zur einerseits schnellen Beschaffung und andererseits optimalen Bedienung der markwirtschaftlichen Instrumente.“ So seien zum einen die Innovationsfähigkeit der mittelständischen Industrie berücksichtigt worden, zum anderen habe das Verfahren nicht zuletzt auch zur Erzielung eines optimalen Preis-Leistungsverhältnisses gedient.

Das Beschaffungsamt weist auch darauf hin, dass es durch die enge Zusammenarbeit zwischen dem BAAINBw, dem Kompetenzzentrum UAS (UAS = Unmanned Aircraft System) der Wehrtechnischen Dienststelle 61 (WTD 61) in Manching sowie den Spezialkräften des Heeres als zukünftigem Nutzer gelungen sei, die Beschaffung mit dem Vertragsschluss „in deutlich unter einem Jahr nach Zuteilung der Haushaltsmittel“ zu realisieren.

Optimiertes Aufklärungssystem mit wesentlich größerer Reichweite

Die bereits in der Bundeswehr genutzten unbemannten Aufklärungssysteme ALADIN (ALADIN = Abbildende luftgestützte Aufklärungsdrohne im Nächstbereich) und MIKADO (MIKADO = Mikro-Aufklärungsdrohne im Ortsbereich) dienen der Unterstützung der Aufklärungs- und Kampftruppen. Die beiden Systeme sind auf zeitlich und räumlich begrenzte Aufklärung und Überwachung bis zu einer Reichweite von maximal fünf Kilometern ausgelegt.

Mit der Beschaffung des Aufklärungssystems FALKE erhalten die Spezialkräfte nun ein für ihr Einsatzspektrum optimiertes Aufklärungssystem. „Dieses wird den Anforderungen hinsichtlich Reichweite, Flugzeit und Sensorfähigkeit gerecht“, so das BAAINBw.


Hintergrund                           

Am 7. Juli 2022 hat der Deutsche Bundestag mit breiter Mehrheit einen Gesetzentwurf der Bundestagsfraktionen von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP „zur Beschleunigung von Beschaffungsmaßnahmen für die Bundeswehr“ gebilligt. Auch die CDU/CSU hatte dem „Gesetz zur Beschleunigung von Beschaffungsmaßnahmen für die Bundeswehr“ (Bundeswehrbeschaffungsbeschleunigungsgesetz, kurz BwBBG) zugestimmt, die Linken waren dagegen, die AfD hatte sich enthalten. Der Wirtschaftsausschuss hatte zuvor noch Änderungen am Ursprungsentwurf vorgenommen.

Das am 19. Juli 2022 in Kraft getretene BwBBG soll durch gesetzlich befristete Änderungen am Vergaberecht zu einem schnelleren Ausbau des – wie es § 1 BwBBG nennt – „Fähigkeitsspektrums der Bundeswehr“ beitragen. Dies, indem Verfahren für die Vergabe öffentlicher Aufträge für die Beschaffung von Militärgütern beschleunigt werden.

Das Verteidigungsministerium erklärte dazu: „Mit dem BwBBG werden Vergabeprozesse für Militärausrüstung erleichtert. Neben den schnelleren Verfahren sollen europäische Rüstungskooperationen vereinfacht und deutsche Sicherheitsinteressen bei Vergabeverfahren noch stärker berücksichtigt werden als bisher.“

Das Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB) erfuhr dabei Anpassungen, die die Verfahren einfacher und schneller machen:
Projekte müssen für die Vergabe nicht mehr zersplittert werden.
Gerichtliche Verfahren werden beschleunigt, damit Projekte nicht durch langwierige Klagen aufgehalten werden.
Von vorneherein wird der Sicherheit Deutschlands ein höheres Gewicht verliehen.
Für europäische Beschaffungen wird die Kooperation erleichtert.

Das Ministerium unterstrich die Bedeutung des neuen Gesetzes so: „Mit beschleunigten Beschaffungsprozessen wird eine zügige Erhöhung der Einsatzbereitschaft der Bundeswehr erreicht.“


Zu unserem Bild: Vertragsunterzeichnung am 26. September 2023 im Koblenzer Amt. Die Aufnahme zeigt Vertreter der Firma Quantum-Systems GmbH und das BAAINBw-Team für das Beschaffungsprojekt „FALKE“.
(Foto: Dirk Bannert/Presse- und Informationszentrum BAAINBw)

Kleines Beitragsbild: Die Spezialkräfte des Deutschen Heeres erhalten mit dem Vorhaben „FALKE“ insgesamt 14 unbemannte Luftfahrzeugsysteme des marktverfügbaren Typs „Vector VTOL“.
(Bild: Quantum-Systems GmbH)


Kommentare

  1. Dr.-Ing. U. Hensgen | 30. September 2023 um 12:35 Uhr

    „Das Beschaffungsamt weist auch darauf hin, dass es durch die enge Zusammenarbeit zwischen dem BAAINBw, dem Kompetenzzentrum UAS (UAS = Unmanned Aircraft System) der Wehrtechnischen Dienststelle 61 (WTD 61) in Manching sowie den Spezialkräften des Heeres als zukünftigem Nutzer gelungen sei, die Beschaffung mit dem Vertragsschluss ,in deutlich unter einem Jahr nach Zuteilung der Haushaltsmittel‘ zu realisieren.“

    Zu beachten ist hier die Bemerkung, dass der Nutzer bei der Bestellung mit eingebunden wurde. Außerdem wird marktverfügbares Material beschafft. Das BAAINBw hat vielleicht etwas dazugelernt. Oder war jemand anders in der Beschaffungsgruppe der Treiber in diesem Projekt?
    Hätte man die Nutzer der neuen Funkgeräte auch mit eingebunden, wäre der Bundeswehr viel Schaden erspart geblieben. Und so bin ich immer noch der Ansicht, dass das BAAINBw von Grund auf erneuert werden muss.

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