Tillia, Tahoua (Niger)/Eckernförde. Am gestrigen Montag (3. April) um 13 Uhr fand im Marinestützpunkt Eckernförde ein Rückkehrerappell statt, der zugleich für das Ende der deutschen Beteiligung an der Joint Special Operations Task Force (JSOTF) „Gazelle“ im westafrikanischen Niger stand. Zahlreiche geladene Gäste aus der Politik und dem militärischen Bereich nahmen an der Veranstaltung teil.
Die Spezialoperation „Gazelle“ wurde im Niger seit dem Jahr 2021 unter dem Bundestagsmandat der Europäischen Trainingsmission Mali (European Union Training Mission Mali, EUTM) geführt. Dabei waren Spezialkräfte aller Bundeswehr-Teilstreitkräfte beteiligt.
Schwerpunkte dieser deutschen Auslandsmission waren der Aufbau und das Training nigrischen Spezialkräfte. Zunächst war es ein reiner Ausbildungseinsatz, später wurde daraus bis Ende 2022 ein Einsatz im Rahmen von EUTM Mali. Das deutsche Kontingent JSOTF „Gazelle“ war im Feldlager in Tillia in der Region Tahoua stationiert (Obergrenze 230 Bundeswehrangehörige).
Wie das Presse- und Informationszentrum der Marine (Rostock) in einer Mitteilung im Vorfeld des Rückkehrerappells schrieb, war JSOTF „Gazelle“ für das Kommando Spezialkräfte der Marine (KSM) „als verantwortlicher Leitverband schlichtweg eine Mammutaufgabe und gleichzeitig der größte Spezialkräfteeinsatz der Bundeswehr in Bezug auf die Größe des Einsatzverbandes“.
Die Kontingente für „Gazelle“ setzten sich in Stärken von mehr als 200 Soldaten aus nahezu gleichen Anteilen aller militärischer Organisationsbereiche (Heer, Luftwaffe, Marine, Streitkräftebasis, Zentrale Sanitätsdienst der Bundeswehr, Cyber- und Informationsraum) zusammen. Die Führung des gesamten Verbandes hatte – wie bereits erwähnt – die älteste Spezialeinheit der Bundeswehr, das KSM.
Hauptaufgabe war es, den nigrischen Partnerverband, das 41. Bataillon Special d’Intervention, aufzubauen und auszubilden. Gleichzeitig wurde und wird von Deutschland die Einrichtung einer Schulungsstätte für nigrischen Kräfte unterstützt, in der künftig die militärische Spezialausbildung im Niger erfolgen soll.
Das Fazit in der Pressemitteilung der Marine lautete schließlich: „Das Ganze war für das KSM als Leitverband eine überaus anspruchsvolle Aufgabe. Dabei muss bedacht werden, dass sich alles in einem für die Marine untypischen Umfeld abspielte – der Einsatzort Camp Tillia war in alle Richtungen mehr als 1000 Kilometer von der nächsten Küste entfernt. Insgesamt waren 209 Angehörige der Teilstreitkraft im Rahmen von JSOTF ,Gazelle‘ im Niger Einsatz gewesen.“
„Reich an Bodenschätzen, entwicklungsorientiert, nach dem demokratischen Neuanfang 2011 politisch relativ stabil – aber umgeben von fragilen Nachbarländern und bitterarm“: So fasst das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) die Situation in der westafrikanischen Republik Niger in seinem aktuellen Länder-Porträt zusammen.
Die République du Niger wurde 1960 von Frankreich unabhängig. Die folgenden Jahrzehnte waren durch wechselnde Militärregierungen und mehrere Staatsstreiche geprägt. Von 1999 bis 2009 regierte der demokratisch gewählte Staatspräsident Mamadou Tandja, unter dem das Land eine gewisse Stabilität erlangte. Die Hoffnung auf Demokratisierung und wirtschaftliche Entwicklung erfüllte sich jedoch nicht – Tandja regierte zunehmend autoritär.
Nachdem er sich 2009 geweigert hatte, in Einklang mit der Verfassung nach zwei Amtszeiten abzutreten, wurde Tandja 2010 vom Militär gestürzt. Es wurde eine neue Verfassung mit mehr Bürgerrechten erarbeitet, die von der Bevölkerung per Referendum angenommen wurde.
Anfang 2011 fanden Wahlen auf kommunaler, regionaler und nationaler Ebene statt. Aus den Präsidentschaftswahlen ging der langjährige Oppositionsführer Mahamadou Issoufou als Sieger hervor, 2016 wurde dieser im Amt bestätigt.
Im Februar 2021 fand der erste demokratische Machtwechsel in der Geschichte des Landes statt. Bei den Präsidentschaftswahlen, zu denen Issoufou nach zwei Amtsperioden nicht mehr antreten durfte, gewann der frühere Innenminister Mohamed Bazoum der regierenden Partei für Demokratie und Sozialismus (Parti nigérien pour la démocratie et le socialisme, PNDS).
Die nigrische Regierung hat sich ehrgeizige Entwicklungsziele gesetzt. Dazu zählen unter anderem die Verringerung der Armut und der Ernährungsunsicherheit, die Festigung der Demokratie und die Verbesserung der Regierungsführung, die Förderung der Mädchenbildung, der wirtschaftliche Aufschwung sowie die Stabilisierung der Sicherheitslage.
Zu unseren zwei Aufnahmen:
1. Kampfschwimmer der Deutschen Marine erkunden bei der Übung „Black Dagger“ im Rahmen der Operation „Gazelle“ auf einem ATV-Quad in der nigrischen Region Tahoua (ATV = All Terrain Vehicle; geländegängiges Quad). Die Aufnahme stammt vom 3. März 2020.
(Foto: Marc Tessensohn/Bundeswehr)
2. Deutsche Ausbilder trainieren mit Hilfe eines Sprachmittlers nigrische Spezialkräfte. Das Bild vom 3. März 2020 entstand ebenfalls in der Region Tahoua bei der Übung „Black Dagger“.
(Foto: Marc Tessensohn/Bundeswehr)