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Berlin/Bonn/Koblenz. In der Koblenzer Rhein-Mosel-Halle fand am gestrigen Mittwoch und heutigen Donnerstag (30. und 31. August) das fünfte Anwenderforum „Rüstung und Nutzung“ – RÜ.NET – mit mehr als 80 Ausstellern aus dem Branchenbereich „Wehrtechnik“ und knapp 800 Fachbesuchern statt. Auch das bundeswehr-journal sah sich auf der Messe, die von der Bonner cpm Communication Presse Marketing GmbH veranstaltet wird, um. Generalmajor Thorsten Puschmann, Militärischer Vizepräsident des Bundesamtes für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw), befasste sich nach der Eröffnung durch cpm-Geschäftsführer Tobias Ehlke mit dem Generalthema der Veranstaltung: „Die Notwendigkeit beschleunigter Beschaffung in der Zeitenwende“.

Was 2018 in kleinem Rahmen mit der ersten RÜ.NET in der Stadthalle Vallendar unter dem Motto „transparente Dialogplattform und neutrale Begegnungsstätte“ begann, hat sich mittlerweile zur Leitmesse des Komplexes „Rüstung und Nutzung“ entwickelt. Hier treffen sich Branchenführer und mittelständische Unternehmen aus der wehrtechnischen Industrie, Vertreter aus dem Forschungsbereich sowie Repräsentanten und Entscheider der Bundeswehr.

Das übergeordnete Thema der Messe „Die Notwendigkeit beschleunigter Beschaffung in der Zeitenwende“ steht für die aktuellen Schwerpunkte in der der Arbeit der Beschaffungsbehörde der Bundeswehr, des BAAINBw. Bundeskanzler Olaf Scholz hatte in seiner Regierungserklärung in der Sondersitzung zum Krieg in der Ukraine vor dem Deutschen Bundestag am 27. Februar 2022 in Berlin von einer „Zeitenwende“ gesprochen und in diesem Zusammenhang ein Sondervermögen „Bundeswehr“ in Höhe von 100 Milliarden Euro angekündigt. Dieses Sondervermögen muss nun zügig umgesetzt werden. Dabei müssen auch die durch die Materialabgaben an die Ukraine entstandenen Ausrüstungslücken möglichst rasch wieder geschlossen werden.

Großer Verbesserungsbedarf bei Material und Ausrüstung der Streitkräfte

Generalmajor Puschmann befasste sich in seinem Grußwort zum Auftakt der RÜ.NET 2023 mit dem Ist-Zustand der deutschen Streitkräfte. Durch den Ukrainekrieg und die Bedrohung durch Russland sei nun deutlich geworden, dass „insbesondere das Material und die Ausrüstung der Bundeswehr aufgrund der jahrelangen Einsparungen jetzt dringend einer Erneuerung und Fähigkeitsanpassung“ bedürfen, so der Vertreter des Beschaffungsamtes. Wie Puschmann weiter ausführte, sei die derzeitige Lage der Bundeswehr – „vielfach entstanden unter den Rahmenbedingungen fehlender Bedrohungen“ – gekennzeichnet durch nicht ausreichende finanzielle Ausstattung der Wehretats, komplexe (und damit komplizierte) Festlegungen der Rahmenbedingungen für die Beschaffung sowie durch einen reduzierten Personalstamm bei Industrie und öffentlichem Auftraggeber.

Unter der neuen Bedrohungslage müssten die Beschaffungsprozesse jetzt „angepasst und deutlich vereinfacht und verschlankt werden“, so Puschmanns Forderung. Der Heeresgeneral erinnerte daran: „Hierzu wurden am 26. April dieses Jahres durch den Bundesminister der Verteidigung die notwendigen Festlegungen erlassen, die es nun umzusetzen gilt.“ Puschmann sprach in diesem Zusammenhang von einem „Ermöglichungserlass“, dessen Chancen zur projektbezogenen Umsetzung genutzt werden müssten. Gleichzeitig gebe die Beschaffungsstrategie des Verteidigungsministeriums nun den Rahmen vor, in dem Beschaffungen militärischen Geräts in der Zukunft zu erfolgen habe.

Es folgte eine Podiumsdiskussion mit Generalmajor Puschmann, Generalleutnant Gert Nultsch aus dem Verteidigungsministerium, Hans Christoph Atzpodien (Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie/BDSV) und David Hoeder (Leiter Programmorganisation „Defence“ des Rheinmetall-Konzerns).

Planung in drei Geschwindigkeiten, Schlüsseltechnologien und Deeptech

Am Mittwochnachmittag und Donnerstag folgten weitere Fachvorträge und Vorträge im Rahmen von „Open Sessions“ durch einzelne Firmen, die ihre Produkte, Projekte und Initiativen vorstellten und dabei Möglichkeiten skizzierten, wie Streitkräfte für die Landes- und Bündnisverteidigung ausgestattet sein sollten.

Fachvorträge im Plenum hielten zunächst Oberst i.G. Ferdinand Andreas Hornik (Abteilungsleiter im Planungsamt der Bundeswehr), Anders Sjöberg (CEO der Saab Deutschland GmbH), Harald Buschek (Chief Program Officer und Member of the Division Board des Unternehmens Diehl Defence GmbH & Co. KG) sowie Gundbert Scherf (Co-CEO der Helsing GmbH). Oberst i.G. Hornik sprach zum Thema „Beschleunigung der Beschaffung – Planung in drei Geschwindigkeiten“. Saab-Geschäftsführer Sjöberg stellte „Nationale Schlüsseltechnologien made in Nürnberg“ vor. Diehl-Vertreter Buschek befasste sich mit „Beschaffungserfahrungen seit der Zeitenwende“. Helsing-Repräsentant Scherf zog mit seinem Vortrag „Deeptech in der Verteidigung“ erste „Lehren aus der Ukraine“.

Logistik, bodengebundene Luftverteidigung und Passive Sensorik

In der Programmreihe „Open Sessions“ waren vom Veranstalter insgesamt elf Präsentationen eingeplant worden. Lassen Sie uns beispielhaft einige Vorträge davon nennen.

So widmete sich Stephan Heitz, Leiter des Geschäftsfeldes „Unterstützung & Logistik“ der ESG Elektroniksystem- und Logistik-GmbH, dem Thema „Logistische Simulation und Digitale Zwillinge zur zielgerichteten Nutzungssteuerung in der Bundeswehr“. Andreas Heinemann, verantwortlich für den Bereich „Sales & Business Development“ bei der MBDA Deutschland GmbH, sprach zum Thema „Bodengebundene Luftverteidigung im Wandel – Aufwuchs im Kontext aktueller Fähigkeitsbedarfe“. Steffen Lutz, Direktor „Sales Naval & Ground Radars“ bei der Hensoldt Sensors GmbH, befasste sich mit dem Komplex „Passive Sensorik – eine neue Fähigkeit für die Luftüberwachung und Luftverteidigung“.

Das System IRIS-T, Künstliche Intelligenz und Energiesysteme

Weitere „Open Sessions“-Vorträge waren beispielsweise: „IRIS-T – zukunftsweisendes Familienkonzept für die Luftverteidigung“ (Arne Nolte, „Head of Marketing and Sales GBAD“ der Diehl Defence GmbH & Co. KG), „Künstliche Intelligenz im Kontext Software Defined Defense – Überlegenheit durch Foundation Models und sichere KI-Plattformen“ (Stefan Mück von der IBM Deutschland GmbH) oder das Thema „Zukünftige Energiesysteme der Bundeswehr: Neue taktische Fähigkeiten und mehr Klimaschutz“ (Sascha Brüning, Vice President „Business Development & Sales“ der Vincorion Advanced Systems GmbH).

Am Schluss der zweitägigen Messe in der Rhein-Mosel-Halle zog der Veranstalter cpm eine positive Bilanz. In einem Onlinebeitrag des Verlages heißt es jetzt: „Insgesamt blicken wir zurück auf zwei fachlich tiefgehende Tage mit einem ansprechenden und vielseitigen Programm, das erneut aufzeigte, dass wir in Deutschland auf eine kompetente und breite industrielle Basis im Bereich Sicherheit und Verteidigung setzen können.“

Das 6. Anwenderforum „Rüstung und Nutzung“ – RÜ.NET2024 – findet im kommenden Jahr vom am 4. und 5. September statt. Veranstaltungsort ist wieder die Rhein-Mosel-Halle in Koblenz.


Zu unserem Bildmaterial:
1. Rhein-Mosel-Halle Koblenz – Außenbereich der Messe RÜ.NET 2023.
(Foto: Sascha Schürmann/cpm GmbH)

2. Podiumsdiskussion am ersten Veranstaltungstag mit Generalmajor Thorsten Puschmann.
(Foto: Sascha Schürmann/cpm GmbH)

3. und 4. Mehr als 80 Unternehmen waren auf der diesjährigen RÜ.NET mit einem Stand vertreten – Gelegenheit für intensive Gespräche mit großen, mittleren und kleinen Playern der Wehrtechnik- und Rüstungsbranche.
(Fotos: Christian Dewitz, mediakompakt)

Kleines Beitragsbild: An der diesjährigen RÜ.NET 2023 beteiligten sich 85 Aussteller aus dem Bereich der Wehrtechnik. Der Veranstalter cpm zählte rund 800 Fachbesucher.
(Foto: Christian Dewitz, mediakompakt)


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