Koblenz. Das Lehrrettungszentrum am Bundeswehrzentralkrankenhaus in Koblenz nutzt seit einiger Zeit das Konzept „Virtual Reality“ (VR) für die sanitätsdienstliche Schulung. Mit der VR-Technik können Ausbildungsanteile visuell und vor allem realistisch dargestellt werden. Mit der virtuellen „Verletztenversorgung“ erlernen Nachwuchskräfte medizinische Abläufe und Verfahrensweisen – beispielsweise im „digitalen Rettungswagen“ – so gründlich, dass später bei der Versorgung echter Patienten Fehler nahezu ausgeschlossen sind.
Virtual Reality/Virtuelle Realität ist im Grunde eine künstlich vom Computer simulierte Wirklichkeit – ähnlich wie bei einem Videospiel, nur ohne Bildschirmbindung. Der Nutzer wird mithilfe einer technischen Ausrüstung in einen virtuellen Raum versetzt, in dem er sich „frei bewegen“ kann. Eine VR-Brille projiziert dabei eine digitale Welt direkt vor die Augen. Mit Joysticks, die mit einem Computer verbunden sind, lassen sich sogar Gegenstände im virtuellen Raum bewegen.
Es gibt unterschiedliche Einflussfaktoren, die den virtuellen Raum bestimmen – beispielsweise eine 360-Grad-Umgebung, 3D-Tiefeneffekte oder Geräusche, die beim Interagieren mit Gegenständen ertönen. Je realistischer diese simulierte Wirklichkeit wirkt, desto höher ist die Immersion (Anm.: Immersion beschreibt den durch eine Umgebung der Virtuellen Realität hervorgerufenen Effekt, der das Bewusstsein des Nutzers, illusorischen Stimuli ausgesetzt zu sein, so weit in den Hintergrund treten lässt, dass die virtuelle Umgebung als real empfunden wird).
Stabsfeldwebel Jörg May, Leiter „Rettungsdienst“ am Lehrrettungszentrum der Koblenzer Klinik, berichtet über die Anwendung von VR in der Ausbildung: „Das Wirklichkeitsgefühl ist beeindruckend – die VR-Brille kann einen zuvor aufgenommenen Fahrzeuginnenraum sehr realitätsnah darstellen.“
Weiter berichtet May: „Das VR-Konzept wird als Ergänzung zum Training an der Rettungspuppe eingesetzt. Im Ausbildungsraum können die Lernenden zuvor filmisch erfasste medizinische Abläufe, Algorithmen und Handkniffe aus verschiedenen Perspektiven virtuell beobachten und damit erlernen.“ Am Bundeswehrzentralkrankenhaus ergänzen sich verschiedene Aus- und Fortbildungsebenen: Lernen im virtuellen Raum, trainieren an einem Simulationsdummie oder umsetzen des Gelernten an realen Personen.
„Das VR-Konzept ist zwar nicht brandneu, die jüngere Generation kennt es beispielsweise von der Playstation; doch im Rettungswesen ist das Konzept noch relativ unbekannt“, erklärt der Leiter „Rettungsdienst“. Künftig soll es noch einige Weiterentwicklungen des Konzepts geben, verrät May danach. So plant die Rettungswache am Bundeswehrzentralkrankenhaus weitere Updates, wie beispielsweise die Avatar-Steuerung (Anm.: Bei einem Avatar handelt es sich um eine digitale Figur im virtuellen Raum, die durch den Anwender bewegt werden kann.)
Der mit der Weiterentwicklung des VR-Konzepts vorgesehene Avatar soll später mit Gegenständen oder „künstlichen Patienten“ im digitalen Rettungswagen interagieren können. Außerdem soll ein haptisches Erlebnis hinzukommen, mit echten Berührungen bei der Interaktion mit der digitalen Welt (Anm.: Als haptische Wahrnehmung bezeichnet man das tastende „Begreifen“ im Wortsinne, also die Wahrnehmung durch aktive Erkundung im Unterschied zur passiven taktilen Wahrnehmung).
Zu unserer Aufnahme: Oberbootsmann Aline Hoppe präsentiert eine Innenansicht des virtuellen Rettungsfahrzeugs, das jetzt am Lehrrettungszentrum des Bundeswehrzentralkrankenhauses in Koblenz bei der Aus- und Fortbildung des Rettungspersonals virtuell zum Einsatz kommt.
(Foto: Marcel Bockisch-Ernst/Sanitätsdienst der Bundeswehr)
Kleines Beitragsbild: Die VR-Brille ist das Kernstück des Schulungsprojekts „Virtual Reality im digitalen Rettungswagen“ am Bundeswehrzentralkrankenhaus.
(Foto: Marcel Bockisch-Ernst/Sanitätsdienst der Bundeswehr)