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Berlin. Die klimaschädlichen CO2-Emissionen der Bundeswehr sind in den vergangenen drei Jahren um 17,9 Prozent gestiegen. Dies geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Bundestagsabgeordneten Sevim Dağdelen (Die Linke) hervor. Unter anderem berichtete über das Umweltschutz-Thema der Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb). Danach hat die Bundeswehr im Jahr 2021 insgesamt 1,71 Millionen Tonnen CO2-Equivalent ausgestoßen gegenüber 1,45 Millionen Tonnen im Jahr 2019. Im Vergleich zur Gesamt-Klimabilanz der Bundesrepublik schneide die Truppe damit besonders schlecht ab, so der rbb: In den Coronavirus-Jahren 2019 und 2020 habe das Umweltbundesamt Rückgänge um 6,3 beziehungsweise 8,9 Prozent im Vergleich zum jeweiligen Vorjahr verzeichnet, ehe die Bilanz 2021 wieder um 4,5 Prozent angestiegen seien.

Die Zunahme begründete der Parlamentarische Staatssekretär bei der Bundesministerin der Verteidigung Thomas Hitschler in der Regierungsantwort mit dem Mehrverbrauch von Brennstoffen im Infrastrukturbereich der Bundeswehr. Dies hänge vor allem mit dem Heizen von Liegenschaften zusammen, erklärte Hitschler.

Der Anstieg der CO2-Emissionen im Bereich der „militärspezifischen Mobilität“ betrug nach Angaben der Bundesregierung seit 2019 sogar 25 Prozent. Ursächlich dafür sei der Anstieg des Kraftstoffverbrauchs der Luftwaffe. Gegenüber rbb24 (Recherche) ergänzte dazu eine Sprecherin des Verteidigungsministeriums, die „materielle Einsatzlage“ habe sich verbessert, zudem habe es „einen Zulauf von Flugzeugen“ gegeben. Ursächlich für die gestiegenen Zahlen seien aber auch Änderungen in der Berechnungsgrundlage.

Auslandseinsätze der Bundeswehr bei der Jahresbilanz nicht berücksichtigt

Die Energie- und Emissionsbilanz der deutschen Streitkräfte ist trotz der aktuell veröffentlichten Zahlen nach Ansicht der Linken nach wie vor unvollständig dokumentiert: die Auslandseinsätze deutscher Soldaten sind beispielsweise bisher nicht eingerechnet. Entsprechende Daten lägen allenfalls in den Einsatzländern oder bei den einsatztragenden internationalen Organisationen vor, erklärte hierzu die Bundesregierung.

Auch zivile Flüge von Bundeswehrangehörigen finden in der Aufstellung keine Berücksichtigung, ebenso wenig wie die Klimabilanz der Rüstungsproduktion.

Die Linken erkundigten sich auch nach dem für die Zukunft geplanten 100-Milliarden-Sonderinvestitionen und den Klima-Auswirkungen dieses Sondervermögens „Bundeswehr“. „Potenzielle Auswirkungen von Erhöhungen des Verteidigungsetats auf die Treibhausgas-Emissionen sind rein hypothetisch und können daher nicht beziffert werden“, lautete hier die offizielle Antwort.

Fragestellerin Sevim Dağdelen äußerte sich nach Erhalt der Regierungsantwort gegenüber dem rbb: „Der massive Anstieg der CO2-Emissionen zeigt, dass die Bundeswehr ein Klima-Killer ist.“ Eine weitere Aufrüstung werde „den ökologischen Fußabdruck der Bundeswehr“ zulasten von Mensch und Umwelt dramatisch weiter vergrößern. Statt in Militär sollte in Energiesicherheit und Klimaschutz investiert werden, empfiehlt die Politikerin.


Hintergrund                           

Zu den Treibhausgasen zählen gemäß dem Kyoto-Protokoll folgende Stoffe: Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4), Distickstoffoxid (Lachgas/N2O), teilhalogenierte Fluorkohlenwasserstoffe (H-FKW/HFC), perfluorierte Kohlenwasserstoffe (FKW/PFC) und Schwefelhexafluorid (SF6).

(Anm.: Das Kyoto-Protokoll ist eine von den Vereinten Nationen geschlossene Vereinbarung zum Klimaschutz. Das Abkommen legte erstmals völkerrechtlich verbindliche Zielwerte für den Ausstoß von Treibhausgasen in den Industrieländern, welche die hauptsächliche Ursache der globalen Erwärmung sind, fest.)

Emissionen der genannten Gase entstehen vorwiegend wenn fossiler Energieträger wie Kohle, Erdöl und Erdgas verbrannt werden. Mehr als 80 Prozent der deutschen Treibhausgasemissionen sind energiebedingt und stammen im Wesentlichen aus Energiewirtschaft, Gebäude und Verkehr.

Die Bundesregierung hat sich ursprünglich langfristig zum Ziel gesetzt, die Treibhausgas-Emissionen in Deutschland bis zum Jahr 2020 um 40 Prozent, bis 2030 um 55 Prozent, bis 2040 um 70 Prozent und bis 2050 um 80 bis 95 Prozent zu reduzieren (jeweils bezogen auf das Basisjahr 1990).

Mit dem im November 2016 verabschiedeten „Klimaschutzplan 2050“ hat die Bundesregierung ihre nationalen Klimaschutzziele bestätigt und weiter präzisiert. Deutschlands anspruchsvolles Langfristziel ist es, bis 2050 weitgehend Treibhausgas-neutral zu werden.


Symbolbild „Kraftstoffverbrauch“ aus dem Bildangebot von Pixabay.
(Foto: DeltaMike/unter Pixabay License = freie kommerzielle Nutzung, kein Bildnachweis erforderlich)


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