München/Osnabrück. Der Militärexperte Carlo Masala warnt davor, dass nach der Ukraine weitere Länder „vom Machthunger Russlands verschlungen“ werden. Der Professor für Internationale Politik an der Universität der Bundeswehr in München sagte jetzt im Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ): „Ich sehe Moldawien als nächstes Opfer.“ Wenn Russland den Donbass bis zur Krim besetze, sei es leicht, auch gleich Moldawien anzugreifen. „Ich sehe auch Georgien in Gefahr – alle Staaten in der unmittelbaren Peripherie Russlands, die keine Sicherheitsgarantien durch die NATO haben“, fügte der Experte hinzu. Nur die baltischen Staaten seien durch ihre NATO-Mitgliedschaft geschützt.
Nach Ansicht Masalas hängt der Westen der Illusion an, dass der russische Präsident Wladimir Putin nach der Eroberung der Ostukraine seinen Angriffskrieg einstellen werde. „Wir haben es aber mit einem Akteur zu tun, der wild entschlossen ist, sich erst die Ostukraine und dann die gesamte Ukraine einzuverleiben“, meint Masala.
Putin werde nach einer Atempause von einigen Wochen oder auch einem Jahr seine Truppen neu aufstellen und weitermachen. „Sein Fernziel ist es, die NATO-Osterweiterung wieder rückabzuwickeln. Dieser Punkt ist sehr wichtig, den muss der Westen verstehen.“
Ein Friedensschluss in der Ukraine ist nach Einschätzung von Masala erst dann möglich, wenn die Ukraine die Russen militärisch auf den Stand vom 23. Februar – also vor dem russischen Angriff – zurückdrängen könnte. Doch immer noch fehle es dem Land an der nötigen westlichen Unterstützung gegen den russischen Aggressor: „Dafür müsste der Westen Panzer und Kampfflugzeuge liefern, was bisher nicht passiert.“
Prof. Dr. Carlo Masala studierte in den Jahren 1988 bis 1992 an den Universitäten Köln und Bonn Politikwissenschaften sowie Deutsche und Romanische Philologie. 1996 wurde er mit einer Arbeit über die deutsch-italienischen Beziehungen (im Zeitraum von 1963-1969) promoviert und im Dezember 2002 wurde ihm die Venia Legendi (Lehrbefugnis) für das Fach „Politische Wissenschaften“ verliehen.
Nach einer Professur-Vertretung im Sommersemester 2003 am Geschwister-Scholl-Institut der Ludwig-Maximilians-Universität München wechselte Masala Anfang 2004 zum NATO Defense College nach Rom, wo er – zunächst als Research Advisor und ab 2006 als Deputy Director – in der dortigen Forschungsabteilung tätig war.
Gastprofessuren und Forschungsaufenthalte führten ihn in den letzten Jahren in die Vereinigten Staaten (Ann Arbor, Chicago, Washington D.C., Monterey), nach Großbritannien (Shrivenham), in die Slowakei (Matje Belt University in Banská Bystrica), nach Italien (Rom und Florenz) sowie an die Eastern Mediterranean University in Famagusta auf Zypern (Türkische Republik Nordzypern).
Im März 2007 erhielt Masala den Ruf auf die Professur für Internationale Politik an der Universität der Bundeswehr München und hat diese zum 1. Juli 2007 angenommen.
Carlo Masala ist Mitherausgeber der Zeitschrift für Politik (ZfP), der Zeitschrift für Internationale Beziehungen (ZIB) und der Zeitschrift für Strategische Analysen (ZfSA). Ferner ist er Mitglied im wissenschaftlichen Beirat der Bundesakademie für Sicherheitspolitik sowie beratend tätig im NATO Defence College und in der Clausewitz Gesellschaft.
Das Porträtbild zeigt Prof. Dr. Carlo Masala bei einer Veranstaltung der Akademie für Politische Bildung Tutzing.
(Foto: apbtutzing)