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Berlin. Für Patienten auf einer Intensivstation besteht das Risiko, nicht nur an ihrer kritischen Erkrankung zu sterben, sondern auch an Sekundärprozessen wie nosokomialen Infektionen (nosokomial = Infektionen, die erst im Laufe eines Klinikaufenthalts oder in einer Pflegeeinrichtung auftreten). Das Bundeswehrkrankenhaus Berlin und die Charité/Universitätsmedizin Berlin haben jetzt gemeinsam dieser Bedrohung den Kampf angesagt und dazu ein neues Forschungslabor eröffnet, das vor Kurzem offiziell vorgestellt wurde.

Lungenentzündung ist die zweithäufigste nosokomiale Infektion bei kritisch Kranken und betrifft aktuellen Erhebungen zufolge 27 Prozent dieser Patienten. 86 Prozent der nosokomialen Pneumonien (Pneumonie ist eine akut oder chronisch verlaufende Entzündung des Lungengewebes) stehen im Zusammenhang mit mechanischer Beatmung und werden als ventilatorassoziierte Pneumonie – kurz VaP – bezeichnet.

Untersuchungen der American Society for Microbiology beispielsweise waren 2006 zu dem Ergebnis gekommen, dass in den USA alljährlich zwischen 250.000 und 300.000 derartiger Fälle auftreten. Dies entspricht einer Inzidenzrate von fünf bis zehn Fällen pro 1000 Krankenhauseinweisungen.

Gesundheitssysteme stehen bald vor kaum lösbaren Herausforderungen

In einer Pressemitteilung zur Eröffnung des neuen Forschungslabors am 29. November in Berlin schreibt das Presse- und Informationszentrum des Sanitätsdienstes der Bundeswehr: „Die noch immer laufende Coronavirus-Pandemie hat eindrucksvoll gezeigt, dass gerade die während der Beatmung durch multiresistente Erreger verursachte Lungenentzündung eine zunehmende Bedrohung darstellt.“ Schon deswegen hätten sich das Bundeswehrkrankenhaus und die Charité dazu entschlossen, zusammen in der Hauptstadt das neue NoVaP-Forschungslabor aufzubauen.

NoVaP steht für „Nosocomial Ventilator associated Pneumomia“, also für die im Zusammenhang mit der Beatmung auftretende Lungenentzündung bei kritisch kranken Patienten. In der Pressemitteilung des Sanitätsdienstes heißt es weiter: „Die Bedrohung durch multiresistente Erreger im Allgemeinen und die Erkrankung der Lunge durch diese Keime im Speziellen hat zuletzt durch die SARS-CoV-2-Pandemie, den Ukrainekrieg und die Flüchtlingskrise erheblich an Bedeutung gewonnen. Diese Problematik wird die Gesundheitssysteme europa- und weltweit absehbar vor kaum lösbare Herausforderungen stellen.“

Rasche Erforschung zukünftig neu auftretender Lungenkrankheiten

Diese beunruhigenden Entwicklungen waren mit ein ausschlaggebender Grund, warum die Kliniken für Pneumologie und für Infektiologie der Charité sowie die Klinik für Innere Medizin und die Abteilung für Mikrobiologie des Bundeswehrkrankenhauses das Forschungsvorhaben „Die infizierte Lunge in 2D3D“ gestartet haben. „Dieses Vorhaben wird sich dem medizinisch immer relevanteren Thema der durch multiresistente Bakterien ausgelösten Lungenentzündung widmen. Zugleich wird diese Kooperation Voraussetzungen zur schnellen Erforschung zukünftig neu auftretender Krankheiten der Lunge schaffen“, schreibt der Sanitätsdienst weiter.

Herausragende Wissenschaftler der Charité und des Bundeswehrkrankenhauses Berlin wollen sich nach Eröffnung des NoVaP-Forschungslabors intensiv mit dem Thema befassen.

Die Klinik für Pneumologie und Infektiologie der Charité und die Infektiologie des Bundeswehrkrankenhauses im Herzen der Hauptstadt bauen damit die bereits seit langer Zeit bestehende zivil-militärische Kooperation der beiden renommierten Einrichtungen weiter aus. Fähigkeiten und Wissen können so in einem Umfeld immer knapper werdender Ressourcen gemeinsam besser genutzt werden. Oberstabsarzt Dr. Christian M. Zobel, Wissenschaftlicher Leiter des neuen NoVaP-Labors, sagte dazu: „Der Vorteil des Bundeswehrkrankenhauses Berlin ist, dass Diagnostik auf höchstem Niveau, Forschung, Medikamentenherstellung und die modernste Infektionsstation der Bundeswehr an einem Standort vereint sind.“


Zu unserem Bildmaterial:
1. Der Kommandeur „Gesundheitseinrichtungen“, Generalstabsarzt Dr. Stephan Schoeps (links), informierte sich bei Professor Dr. Martin Witzenrath von der Charité (Mitte) und Oberstabsarzt Dr. Christian Zobel (rechts) über das Forschungsvorhaben.
(Thilo Pulpanek/Sanitätsdienst der Bundeswehr)

2. Oberstarzt Dr. Ralf Hartmann, Kommandeur und Ärztlicher Direktor des Bundeswehrkrankenhauses Berlin, sagte bei seiner Begrüßung zur Eröffnung des NoVaP-Forschungslabors: „Das neue Labor ist ein ganz besonderes Projekt, weil es vom Labor über den Patienten bis hin zum gesamtgesellschaftlichen Nutzen viele Möglichkeiten bietet.“
(Foto: Thilo Pulpanek/Sanitätsdienst der Bundeswehr)

Kleines Beitragsbild: Außenansicht des Bundeswehrkrankenhauses Berlin.
(Foto: nr)


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