menu +

Nachrichten



München/Getafe (Spanien). Der Kontinent glüht. Rekordtemperaturen und extreme Trockenheit verursachen zurzeit insbesondere im Süden Europas verheerende Wald- und Flächenbrände. In der Türkei, in Kroatien, Italien, Spanien und Portugal lodern Hunderte von Feuer und zerstören riesige Flächen Land. Auch im Südwesten Frankreichs brennen große Waldgebiete, in Deutschland gilt in vielen Teilen die höchste Gefahrenstufe. Die Bundeswehr leistet bereits wieder Amtshilfe – so in Brandenburg und in Sachsen. Das Unternehmen Airbus hat in diesen Tagen in Spanien – wie abgestimmt auf die angespannten Situation – erfolgreich eine mobile Feuerlöschausrüstung für den A400M-Transporter getestet.

Die Bundeswehr unterstützt momentan die Blaulichtorganisationen bei ihren Einsätzen gegen die Flammen bei Rehfeld im südbrandenburgischen Landkreis Elbe-Elster und in der Region Bad Schandau in Sachsen.

Bei Rehfeld brennt derzeit eine Waldfläche von mehr als 850 Hektar. Starker Wind hat zu einer drastischen Vergrößerung des Brandes geführt und erschwert die Löscharbeiten. Hunderte Menschen mussten in Sicherheit gebracht werden. Zwei Hubschrauber CH-53 der Deutschen Luftwaffe versuchen, mit großen Wasserbehältern den Waldbrand aus der Luft zu löschen. Auf dem Weg oder ebenfalls schon im Löscheinsatz sind drei Hubschrauber NH90 des Deutschen Heeres. Zum Ziehen von Brandschneisen wird ein Bergepanzer eingesetzt.

In Sachsen hat sich der auf der tschechischen Seite der Böhmischen Schweiz ausgebrochene Brand auf deutscher Seite weiter ausgebreitet und greift immer weiter um sich. Da das Einsatzgebiet in schwer zugänglichen Waldgebieten und an Berghängen liegt, ist nur eine Brandbekämpfung aus der Luft möglich. Im sächsischen Bad Schandau sind drei NH90 mit Löschwasser-Außenlastbehälter im Einsatz. Ein Löschbehälter kann pro Ladung mehr als 2000 Liter Wasser fassen. Die Piloten entnehmen das Wasser direkt aus Flüssen und Seen. Der Einsatz der drei Hubschrauber in Sachsen ist vorerst bis einschließlich Freitag (29. Juli) geplant.

Projekte aus ganz Europa für den Kampf gegen das Feuer

Der Sender arte strahlte am vergangenen Samstag (23. Juli) die Dokumentation „Die Macht des Feuers – wenn Europa brennt“ von Almut Faas aus. Die 52 Minuten dauernde Produktion von ZDF/arte und SPIEGEL TV stellt Ansätze und Projekte aus ganz Europa vor, mit denen der wachsenden Wald- und Flächenbrandgefahr begegnet werden könnte. Die Maßnahmen reichen dabei von der Waldbrand-Früherkennung mithilfe von Hightech-Kameras in Brandenburg über den Anbau von Zypressen als Feuerbremse in Spanien bis hin zum Umbau der Forste zu Mischwäldern.

Die Dokumentation ist noch bis zum 20. August in der arte-Mediathek zu sehen und wird in der Web-Kollektion „Wälder in Flammen: die Klima-Katastrophe“ durch weitere Beiträge zum Thema ergänzt (Details am Schluss unseres Beitrages).

Roll-on/Roll-off-Kit einsetzbar in jedes A400M-Transportflugzeug

Nun zu Airbus und seinen A400M-Testflügen: Die Tests fanden nach Auskunft des Konzerns in Spanien bei Tageslicht statt und umfassten Tiefflüge bis zu 150 Fuß (rund 46 Meter), niedrige Fluggeschwindigkeiten bis zu 125 Knoten (etwa 231 km/h) und Abwürfe von bis zu 20 Tonnen Wasser aus dem aktuellen Tank in weniger als zehn Sekunden. Ziel der Kampagne war es, die Wasserabwurfmenge und -zeit sowie die Fähigkeit der A400M für diese neue Rolle zu validieren.

Der Prototyp wurde in enger Zusammenarbeit mit der spanischen 43. Luftwaffengruppe (43 Grupo de Fuerzas Aéreas), dem spanischen Ministerium für Ökologischen Wandel und Demografie (Ministerio para la Transición Ecológica y el Reto Demográfico, MITECO) und den europäischen Brandschutzbehörden entwickelt und getestet.

Bei der Airbus-Feuerlösch-Lösung für den A400M handelt es sich um ein sogenanntes Roll-on/Roll-off-Kit (RoRo-Kit), das keine Änderungen am Flugzeug erfordert und sich daher in jeder Maschine des Typs A400M einsetzen lässt.

Das Wasser befindet sich in einem festen Tank im Laderaum und wird von zwei voneinander unabhängigen Türen zurückgehalten. Diese sind mit zwei Flutrohren verbunden, sodass das Wasser bei Aktivierung der Ableitung durch zwei Abschnitte am Ende der Rampe ausgestoßen wird. Mit der neuen RoRo-Lösung können Einsatzkräfte schnell auf unvorhergesehene Brände reagieren und das Flugzeug danach wieder für andere Einsätze umrüsten.

Airbus schreibt in einer Pressemitteilung zur Kampagne: „Da der Transporter A400M sehr tief fliegen kann und auch bei niedrigen Geschwindigkeiten wendig ist, kann das Flugzeug Wasser aus bis zu 150 Fuß präzise abwerfen. In Zukunft wird Airbus neben der Entwicklung der Serienversion dieses Kits auch den Einsatz bei Nacht analysieren, um die Effizienz und Wirksamkeit von Brandbekämpfungseinsätzen weiter zu steigern.“

Michael Schöllhorn, CEO von Airbus Defence and Space, sagte über das Projekt: „Wir sind überzeugt, dass der A400M eine entscheidende Rolle im Kampf gegen die immer größer werdende Bedrohung durch Waldbrände spielen und zum Schutz von Umwelt und Infrastruktur beitragen kann.“

Frühe Lösung von Messerschmitt-Bölkow-Blohm für die deutsche Transall

Die Deutsche Luftwaffe hatte bereits Mitte der 1970er-Jahre in ihrem Bestand eine Transportmaschine Transall C-160, die bei Wald- und Flächenbränden als Löschflugzeug zum Einsatz kommen sollte. Für die Transall waren damals von der Firma Messerschmitt-Bölkow-Blohm GmbH (MBB) eigens entsprechende Lösch-Rüstsätze entwickelt worden. Ein Tank fasste etwa 12.000 Liter Löschwasser.

Für das Lufttransportgeschwader 62 (LTG 62) in Wunstorf beschaffte die Führung in jenen Jahren zwei Sätze. Diese wurden unseren Informationen zufolge nach etlichen Erprobungen und einem tatsächlichen Brandeinsatz noch bis etwa 2006 vorgehalten. Für die Erlaubnis, das historische Bild „Transall im Löscheinsatz“ zu verwenden, danken wir ganz herzliche Daniel Schneider von der Wunstorfer Auepost.


Kompakt                                  

Die Dokumentation „Die Macht des Feuers – wenn Europa brennt“ von Almut Faas ist noch bis zum 20. August 2022 in der arte-Mediathek zu sehen. Folgen Sie bitte diesem Link:
https://www.arte.tv/de/videos/081546-000-A/wenn-europa-brennt/

Der Beitrag wird in der Web-Kollektion „Wälder in Flammen: die Klima-Katastrophe“ durch weitere Beiträge zum Thema ergänzt. Der Link zur Kollektion:
https://www.arte.tv/de/videos/RC-020428/waelder-in-flammen-die-klima-katastrophe/


Zu unserer Bildsequenz:
1. In Europa wüten auch in diesem Jahr wieder zahlreiche verheerende Brände. Der Sender arte widmet dem Thema eine Dokumentation der Journalistin und Fernsehautorin Almut Faas.
(Foto: Patrícia de Melo Moreira/AFP/für arte)

2. A400M bei der Airbus-Testkampagne „Firefighter“ in Spanien. Das Unternehmen will das System demnächst auch bei Nacht erproben.
(Foto: Adrián Molinos, MANGO Producciones/Airbus Defence and Space)

3. Transall der Deutschen Luftwaffe Mitte der 1970er-Jahre in der Erprobung als Feuerlöschflugzeug.
(Foto: Achim Süß/Wunstorfer Auepost)


Kommentieren

Bitte beantworten Sie die Frage. Dies ist ein Schutz der Seite vor ungewollten Spam-Beiträgen. Vielen Dank *

OBEN