Lagerlechfeld. Der NATO-Flugplatz Lechfeld bei Augsburg sollte ab 2025 neben Wunstorf der zweite Stationierungsort für Transportmaschinen des Typs A400M werden. Dazu sollte hier etwa ein Dutzend der Airbus-Maschinen zu einem multinationalen Verband – einer „Multinational Air Transport Unit“ (MNAU) – zusammengefasst werden. So die Wunschvorstellung der damaligen Bundesministerin der Verteidigung Ursula von der Leyen. Die hatte am 2. Januar 2019 bei einem Besuch des Lufttransportgeschwaders 62 auf dem Fliegerhorst Wunstorf ihre Pläne mit Lechfeld als Standort der MNAU öffentlich bekanntgegeben. Mittlerweile aber scheint sich die Idee einer gemeinsamen A400M-Einheit mit NATO-Partnern zerschlagen zu haben. Dies teilte jetzt der CSU-Bundestagsabgeordnete Hansjörg Durz dem Bayerischen Rundfunk (BR) mit. Zuvor hatte er ein Gespräch mit Generalleutnant Ingo Gerhartz, dem Inspekteur der Deutschen Luftwaffe, geführt.
Ex-Verteidigungsministerin von der Leyen war im Januar 2019 nach Wunstorf gekommen, um dort die Auslieferung des 25. A400M anzukündigen. Zu einem möglichen zweiten Airbus-Standort, dem Fliegerhorst Lechfeld, sagte die CDU-Politikerin bei diesem Truppenbesuch: „Eine wachsende Bundeswehr […] braucht Platz. Wir haben im Jahr 2017 entschieden, dass wir die zusätzlich bestellten 13 A400M, die auf die Grundflotte von 40 A400M dazukommen, als Rahmennation betreiben und diese Maschinen dann multinational einzusetzen wollen.“
Dazu brauchen man – neben Wunstorf als Standort im Norden – einen zweiten Standort im Süden. Von der Leyen konkretisierte: „In Süddeutschland wird das der NATO-Flugplatz Lechfeld bei Augsburg sein, der dafür die besten Voraussetzungen bietet. […] Das ist ein besonderer Moment für das Lechfeld, denn es bedeutet Zukunft fürs Lechfeld, es bedeutet Perspektive. Es heißt in den nächsten Jahren für das Lechfeld einen Aufwuchs an 500 Dienstposten und Investitionen von 170 Millionen Euro, die dort getätigt werden, bis wir dann ab 2025 und den Folgejahren dort auch den Betrieb aufnehmen können.“
Zum Zukunftsprojekt „Multinational Air Transport Unit“ (wir haben über das geplante MNAU in der Vergangenheit bereits kurz berichtet – etwa hier oder hier) sagte von der Leyen in Wunstorf außerdem, der geplante multinationale Verband in Süddeutschland sei „für uns ein entscheidendes europäisches Großprojekt“. Sie begründete: „Gemeinsam als Europäer müssen wir die Kapazität im Lufttransport verbessern. Und wir sind entschlossen, dieses auch gemeinsam so auf die Beine zu stellen, dass es uns eine gewisse Unabhängigkeit gibt. Denn wir sehen in den sicherheitspolitischen Fragen, wie wichtig und unverzichtbar es für Europa ist, mehr Eigenständigkeit zu entwickeln, als Europäer geschlossen aufzutreten, Fähigkeiten zu haben, die im Notfall eingesetzt werden können. Dafür brauchen wir auch diese Investitionen in ein Europa, das schützt.“
Bis zum Wunstorf-Besuch der Ministerin hatte das Ressort bereits zahlreiche Gespräche mit möglichen an einer solchen multinationalen Transporteinheit interessierten Ländern geführt. Feste Zusagen jedoch blieben bis dahin aus.
Nach seinem Gespräch mit Luftwaffeninspekteur Gerhartz sagte Abgeordneter Durz nun dem BR, dass es seitens der NATO-Partner zu wenig Interesse an einer MNAU gegeben habe. Dies habe ihm Gerhartz so mitgeteilt. Die Bundeswehr wolle nun „im Alleingang, ohne internationale Partner“, A400M-Transportmaschinen auf dem Lechfeld stationieren. Die Pläne würden allerdings kleiner ausfallen, als Bundeswehr und Politik in Deutschland ursprünglich gehofft hatten.
Der Standort auf dem Lechfeld werde „gebraucht, nicht nur als Ausweichflugplatz“, sagte der Neusässer Abgeordnete, der unter anderem Obmann der Unionsfraktion im Wirtschaftsausschuss des Bundestages ist. Nach Angaben von Durz sollen es aber weniger A400M-Maschinen in Lechfeld werden, als noch 2019 angekündigt. Unverändert hingegen soll der personelle Umfang bleiben: 500 bis 600 Dienstposten will die Bundeswehr in Lagerlechfeld schaffen. Damit bleibe die Hoffnung auf eine große Zahl von zivilen Arbeitsplätzen und Aufträgen – etwa für Handwerksbetriebe rund um den Bundeswehrstandort – bestehen, so Durz gegenüber dem BR.
Mit welchem Tempo die militärischen Pläne nun umgesetzt werden würden, bliebe allerdings noch unklar. Die Planungen zum Ausbau der Startbahn und zu weiteren Infrastrukturprojekten seien derzeit „auf Halt“, erklärte der Bundestagsabgeordnete der CSU.
Gut einen Monat nach Veröffentlichung unseres Beitrages kommt für die Lechfelder schlechte Kunde aus Berlin! Am heutigen Montag (14. März) berichtete der NDR (NDR 1 Niedersachsen), dass die Transportflugzeuge A400M der Bundeswehr auch künftig ausschließlich in Wunstorf stationiert werden sollen. Pläne für einen zweiten A400M-Standort am Fliegerhorst Lechfeld werden demnach offenbar nicht weiterverfolgt.
Im NDR-Onlinebeitrag heißt es: „Der Flugplatz südlich von Augsburg soll nun doch nicht in den nächsten Jahren zur zweiten deutschen Basis des Transportflugzeugs werden, teilte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums am Montag in Berlin mit. Hintergrund der angepassten Planungen seien Rückmeldungen der internationalen Partner, die strukturellen Rahmenbedingungen sowie die zunehmenden Erfahrungen im Betrieb des A400M, hieß es vom Ministerium.“ Der NDR zitiert den Ministeriumssprecher weiter mit den Worten: „Im Ergebnis lassen sich die deutschen A400M durch eine Konzentration am Standort Wunstorf ressourcenschonender betreiben.“
Wie der Sender außerdem berichtete, wäre der Aufbau eines zweiten A400M-Standortes nach Auskunft des Verteidigungsministeriums „etwa 78 Millionen Euro teurer geworden als die Konzentration aller Maschinen in Wunstorf in der Region Hannover“.
Der Fliegerhorst Lechfeld, auch Lechfeld Mitte genannt, gilt immer noch als wichtiger NATO-Flugplatz und war von 1958 bis März 2013 Heimat des Jagdbombergeschwaders 32. Zuletzt hatte der Verband zwei Fliegerstaffeln und insgesamt 45 Tornados, davon 33 mit ECR-Ausstattung (ECR = Electronic Combat Reconnaissance/Elektronischer Kampf und Aufklärung). Die ECR-Tornados wurden erfolgreich in der Bekämpfung der Flugabwehr im Krieg im Kosovo eingesetzt, später dann in Afghanistan.
Nach Auflösung des Jagdbombergeschwaders 32 beherbergte Lechfeld Mitte keinen eigenen ständigen Luftwaffenverband mehr, sondern diente bislang als Ausweichflugplatz für die NATO und für das Taktische Luftwaffengeschwader 74 aus Neuburg an der Donau (den größten Teil des Jahres 2014 über und danach bis Herbst 2015 erfolgte der Flugbetrieb des Geschwaders 74 vom Lechfeld aus, da die Start- und Landebahn in Zell, einem Neuburger Stadtteil, grundsaniert wurde).
Der Fliegerhorst Lechfeld befindet sich in Lagerlechfeld. Der Nordteil von Lagerlechfeld gehört zur Gemeinde Graben, der Südteil zur Gemeinde Untermeitingen. Lagerlechfeld liegt 20 Kilometer südlich von Augsburg und nördlich von Klosterlechfeld auf dem historisch bedeutsamen Lechfeld und an der Via Claudia Augusta, der heutigen Bundesstraße 17. 15 Kilometer südlich befindet sich Landsberg am Lech, fünf Kilometer westlich Schwabmünchen.
Zu unserem Bildmaterial:
1. Luftaufnahme des Fliegerhorstes Lechfeld. Das Areal wird momentan von der NATO beziehungsweise der Bundeswehr als Ausweichplatz genutzt.
(Foto: nr)
2. Der Militärflugplatz auf dem Lechfeld soll einmal etliche Transportflugzeuge des Typs A400M der Deutschen Luftwaffe aufnehmen. Das Symbolbild „Airbus-Transporter“ entstand am 27. August 2021 auf dem Fliegerhorst Wunstorf nach der Rückkehr der deutschen A400M von der militärischen Evakuierungsoperation Afghanistan.
(Foto: Marco Dorow/Bundeswehr)
3. Der CSU-Politiker Hansjörg Durz, Bundestagsabgeordneter für die Wahlkreise Augsburg Land und Aichach Friedberg, kümmert sich auch intensiv um das Thema „Bundeswehrstandort Lechfeld“.
(Foto: Markus Merk)
Kleines Beitragsbild: Schriftzug am Lechfeld-Tower.
(Foto: nr)