menu +

Nachrichten


Brüssel/Ulm/Norfolk (Virginia, USA). Etwa 160 Vertreter verschiedener NATO-Bündnispartner nahmen im Zeitraum 8. bis 10. November in der baden-württembergischen Donaustadt Ulm an der Herbsttagung des Joint Support and Enabling Command (JSEC) teil. Auch das Oberste Hauptquartier der Alliierten Streitkräfte in Europa (Supreme Headquarters Allied Powers Europe/SHAPE) hatte Tagungsteilnehmer in die Ulmer Wilhelmsburgkaserne entsandt. Vertreten waren auch die NATO-Mitgliedskandidaten Finnland und Schweden. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand das „Reinforcement and Sustainment Network“ („Verstärkungs- und Unterstützungsnetzwerk“) des Kommandos, bekannt auch unter dem Kürzel „RSN“.

Das militärische Hauptquartier JSEC nannte in einer Pressemitteilung die thematischen Schwerpunkte der dreitägigen Tagung. Dies waren den Informationen des Kommandos zufolge „die aktuellen und zukünftigen Anforderungen [an das Joint Support and Enabling Command] sowie die Perspektiven und Erfahrungen [der Tagungsteilnehmer], auf denen die Entwicklung einer engen Zusammenarbeit und Partnerschaft zwischen dem JSEC und den alliierten Nationen und Hauptquartieren beruht“. Dies alles gehöre zu den Voraussetzungen, so der Pressetext weiter, damit das JSEC seinen Beitrag zur Befähigung und Koordinierung der Verstärkung von NATO-Streitkräften und deren Durchhaltefähigkeit leisten könne.

Diese Kernaufgaben erfülle das Kommando in Ulm „in einem 360-Grad-Ansatz im Verantwortungsbereich (Area of Responsibility/AOR) des Obersten Alliierten Befehlshaber Europas (Supreme Allied Commander Europe/SACEUR)“. Der Verantwortungsbereich des SACEUR reicht von der Ostküste Nordamerikas bis hin zu den baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen im Nordosten Europas sowie von Polen und Rumänien in Osteuropa bis hin zur Türkei und Griechenland im Süden.

Generalleutnant Alexander Sollfrank, JSEC-Befehlshaber und Gastgeber der Konferenz, erklärte in der Wilhelmsburgkaserne: „Nach der ersten ,RSN‘-Konferenz im Juni stellt diese Herbstkonferenz den zweiten Meilenstein auf dem Weg zur endgültigen Aufstellung unseres Netzwerks, des ,RSN‘, dar.“

Entwicklung eines Instrumentariums zur Nutzung wichtiger Informationen

Das Reinforcement and Sustainment Network ist Teil eines umfassenderen Projekts, an dem das JSEC arbeitet. Das Kommando erläuterte in seiner Pressemitteilung: „Ausgehend von den Überlegungen, die notwendigen Voraussetzungen im [Verantwortungsbereich des Alliierten Oberkommandierenden in Europa] zu schaffen, ist die Entwicklung einer ,Werkzeugkiste‘ für deren Umsetzung von wesentlicher Bedeutung. Dieses Instrumentarium ist das bereichsübergreifende ,RSN‘.“

Das „RSN“ umfasse Interessenvertreter aus dem zivilen und militärischen Umfeld. Dadurch werde ein ganzheitlicher Ansatz auf staatlicher Ebene gewährleistet, so das JSEC. Gemeinsam mit den Verbündeten und Partnernationen würden innerhalb und für das Netzwerk Daten über Infrastruktur, Anlagen und andere Elemente zusammengetragen. Auch Rechts-, Vertrags- und Verwaltungsvorschriften würden betrachtet und gesammelt, da all diese Informationen einmal für den Transport von Truppen, Material und Nachschub von Bedeutung sein könnten.

Das „RSN“ bringt Truppen zur richtigen Zeit an den richtigen Ort

Das Ulmer Kommando sammelt alle möglichen relevanten Angaben, bewertet diese und erstellt schließlich einen Überblick für NATO-Befehlshaber und verbündete Nationen. Der Überblick beinhaltet Ratschläge und Empfehlungen bezüglich möglicher Truppenbewegungen – immer mit dem Ziel, die benötigten Kräfte zur richtigen Zeit am richtigen Ort bereitzustellen.

Dazu Sollfrank: „Indem das ,RSN‘ bereits in Friedenszeiten in Zusammenarbeit mit den Alliierten und Partnern aufgebaut wird, ist es dem JSEC möglich, dieses Netzwerk bei Bedarf jederzeit zu aktivieren. Die Hauptaufgabe des ,RSN‘ wird darin bestehen, alle Operationen in der AOR des SACEUR zu unterstützen“. Dies trage zu einer glaubwürdigen Abschreckung und – im Ernstfall – „zu einer effektiven und effizienten Verteidigung jeden Zentimeters alliierten Territoriums bei“.

Eine ständige und wirksame Verwaltung des „RSN“ sei entscheidend, damit das JSEC seine Aufgaben erfüllen könne, führte der Generalleutnant weiter aus. Mit der Einrichtung des Verstärkungs- und Unterstützungsnetzes bereits in Friedenszeiten sei das JSEC vorbereitet und in der Lage, den SACEUR in Krisen und Konflikten in Europa zu unterstützen. Gleichzeitig nehme das militärische Hauptquartier in Ulm auch die Rolle des Beraters des SACEUR für den Bereich „Verstärkung und Durchhaltefähigkeit“ wahr. JSEC stelle dabei dem NATO-Befehlshaber alle relevanten Informationen zur Verfügung und helfe ihm, auf strategischer Ebene die richtigen Entscheidungen zu treffen. Sollfrank brachte es auf den Punkt: „Indem das JSEC seinen Auftrag effizient erfüllt, trägt es zur Einsatzbereitschaft und Glaubwürdigkeit des NATO-Bündnisses bei.“

Persönliche Konferenz-Begegnung „bietet einen großen Mehrwert“

Ein spanischer Teilnehmer äußerte sich am Ende der Tagung in der Wilhelmsburgkaserne über die Bedeutung des „militärischen Netzwerkens“. Er sagte: „Die Zusammenarbeit über digitale Kanäle funktioniert natürlich ebenfalls und bringt uns auch die Ergebnisse, die wir brauchen. Aber ein persönliches Treffen auf einer Konferenz wie dieser bietet einen großen Mehrwert, da die Diskussion mit den verschiedenen NATO-Kommandos und Bündnispartnern – von Angesicht zu Angesicht sowohl in Vorträgen als auch in Einzelgesprächen – den Austausch unterschiedlicher Ansichten und Fachwissen einfach intensiver gestalten kann.“

Er sei mit den letzten Tagen hier in Ulm und den Fortschritten, die man insgesamt gemacht habe, äußerst zufrieden, so das Fazit des Offiziers aus Spanien.


Kompakt                                  

Das Ulmer Joint Support and Enabling Command erreichte nach einer dreijährigen Aufbauphase im September 2021 seine volle Einsatzfähigkeit (siehe dazu auch unseren damaligen Beitrag). Vorausgegangen war die Überlegung innerhalb des Bündnisses, dass nach der Annexion der Halbinsel Krim durch Russland im Jahr 2014 plötzlich die Notwendigkeit entstanden war, angesichts der neuen Bedrohung künftig schneller Verlegungungen von Streitkräften durchführen zu müssen. Dies stand auch beim NATO-Gipfel am 4. und 5. September 2014 in Newport (Wales) im Mittelpunkt der künftigen Ausrichtung.

Der folgende NATO-Gipfel am 8. und 9. Juli 2016 in Polens Hauptstadt Warschau unterzog dann die Kommandostruktur – vor dem Hintergrund eines sich ständig verändernden Sicherheitsumfelds – einer weiteren Überprüfung. Zwei Jahre später, im Jahr 2018, brachte das Treffen der Verteidigungsminister des Bündnisses dann in Brüssel zwei neue Kommando-Dienststellen hervor: das JSEC mit Sitz in Ulm und das Joint Force Command der NATO in Norfolk im US-Bundesstaat Virginia.

Generalleutnant Alexander Sollfrank abschließend: „Mit heute knapp 300 Dienstposten und 25 vertretenen Nationen trägt das JSEC in Ulm zur neuen NATO-Strategie bei, die im September 2022 eingeführt worden ist und den Schwerpunkt nun auf ,Abschreckung und Verteidigung des euro-atlantischen Raums‘ legt. Darüber hinaus steht das JSEC auch für die enge Verbindung zwischen Nordamerika und Europa.“


Unser Bild zeigt das Hinweisschild vor dem NATO-Kommando in der Ulmer Wilhelmsburgkaserne.
(Foto: nr)

Kleines Beitragsbild: Eingangsbereich der Wilhelmsburgkaserne, Heimat des noch jungen JSEC.
(Foto: nr)


Kommentieren

Bitte beantworten Sie die Frage. Dies ist ein Schutz der Seite vor ungewollten Spam-Beiträgen. Vielen Dank *

OBEN