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Berlin. Das Beschaffungsprojekt „Eurodrohne“, eines der ambitioniertesten Vorhaben in der europäischen Rüstungskooperation, nimmt langsam Gestalt an. Beteiligte Nationen sind – neben Deutschland – Frankreich, Italien und Spanien. Der offizielle Projektname lautet „European MALE RPAS“ (MALE = Medium Altitude Long Endurance/RPAS = Remotely Piloted Aircraft System). Die Absicht, ein multinationales Drohnenprojekt zu realisieren, gibt es seit etlichen Jahren. Jetzt steht der deutsche Haushaltsbeschluss für die Finanzierung der Eurodrohne und ihre Entwicklung kurz bevor. Daraufhin sollen noch Mitte des Jahres die Verträge zwischen den vier Partnernationen unterzeichnet werden. Die Gesamtleitung des Projekts hat die in Bonn ansässige europäische Beschaffungsbehörde OCCAR (Organisation Conjointe de Coopération en matière d’Armement/Organisation for Joint Armament Co-operation/Gemeinsame Organisation für Rüstungskooperation).

Am 3. Februar haben sich die Regierungsparteien von CDU/CSU und SPD darauf geeinigt, die Entwicklung der Eurodrohne vertraglich zu unterstützen. „Der Industrievertrag umfasst keine Bewaffnung der Eurodrohne“, heißt es im Ergebnispapier des Koalitionsausschusses. Das Bundesministerium der Verteidigung teilte zeitgleich mit, dass die Entwicklung und Fertigung der Vier-Nationen-Drohne überwiegend in Deutschland stattfinden werde.

In einem Onlinebeitrag aus dem Ministerium hieß es außerdem: „Die Eurodrohne soll primär die Anforderungen der luftgestützten, abbildenden und signalerfassenden Aufklärung und Überwachung erfüllen. Sie wird sowohl über elektro-optische Sensoren als auch über Infrarot und Radar verfügen und hochpräzise und reaktionsschnell zur Unterstützung von Bodentruppen zum Einsatz kommen. Die Eurodrohne wird ein unbemanntes Luftfahrzeug, das in mittlerer Höhe für eine lange Zeit operieren kann.“

Airbus Defence & Space ist der künftige Generalunternehmer

Im November 2020 hatte die Rüstungsagentur OCCAR bereits den mit der Konzernsparte Airbus Defence & Space als künftigem Generalunternehmer endverhandelten Vertragsentwurf den beteiligten Nationen übermittelt, um die jeweiligen Entscheidungsprozesse anzuschieben.

2021 wird der Vertragsschluss angestrebt. Dann könnten die ersten Eurodrohnen voraussichtlich 2029 ausgeliefert werden. Die Bundeswehr nutzt derzeit mit dem Heron 1 (zukünftig Heron TP) ein israelisches System.

Vorhaben wird aus dem Haushalt der Europäischen Union gefördert

In einem weiteren Onlinebeitrag des Verteidigungsministeriums wird darauf hingewiesen, dass das Beschaffungsvorhaben „European MALE RPAS“ auch durch den Europäischen Verteidigungsfonds aus dem EU-Haushalt gefördert werden wird.

Weiter heißt es in dem Artikel zur Eurodrohne: „Im Rahmen eines späteren PESCO-Projekts wird darauf aufbauend und zukunftsgerichtet die multinationale Kooperation bei Betrieb und Nutzung angestrebt [PESCO = Permanent Structured Cooperation/Ständige Strukturierte Zusammenarbeit]. Ziel hierbei ist, Effizienzgewinne bei Kosten und Personal sowie eine Verbesserung der Interoperabilität zu erreichen. Deutschland hat bei dieser Initiative die Projektverantwortung. Mit der Einbindung des Projekts in die europäischen Strukturen über PESCO und den Europäischen Verteidigungsfonds wird die europäische Zusammenarbeit deutlich intensiviert.“

An anderer Stelle erinnert das Ministerium daran: „Gemeinsam mit der europäischen Luftfahrtindustrie werden [die vier beteiligten] Nationen durch das Projekt ,European MALE RPAS‘ in vielerlei Hinsicht technologisches Neuland betreten. Im Ergebnis wird Europa nicht nur entscheidende technologische Innovationen erhalten. Auch die Luftverkehrszulassung unbemannter Luftfahrzeuge und deren Integration in den Luftraum werden ganz neu konzipiert werden. Auf mehreren Ebenen ein Zugewinn.“

Redaktioneller NACHBRENNER

Am 14. April hat der Haushaltsausschuss des Bundestages die Entwicklung und Beschaffung der Eurodrohne gebilligt. Die Kosten für Deutschland liegen laut Verteidigungsministerium bei rund 3,1 Milliarden Euro. Deutschland ist mit geplanten 21 Exemplaren aktuell der größte Abnehmer der neuen Aufklärungsdrohne. Mit ersten Lieferungen sei ab 2029 zu rechnen, bekräftigte das Ministerium.


Zu unserem Bildmaterial: Designskizze der zukünftigen Eurodrohne der vier Nutzernationen Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien. Details zum künftigen European MALE RPAS listet ein Datenblatt aus einer Projektbroschüre von Airbus auf.
(Bildmaterial: Airbus Defence and Space)


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