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Koblenz/Linköping (Schweden). Die Fregatten der „Brandenburg“-Klasse (F123) werden modernisiert. Die vier Schiffe der Deutschen Marine erhalten unter anderem neue taktische Radar- und Feuerleitanlagen. Ein entsprechendes Vertragswerk unterzeichnete am gestrigen Freitag (30. Juli) das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) mit dem schwedischen Rüstungskonzern Saab AB.

Die Vereinbarungen mit dem Auftragnehmer Saab über das sogenannte „Basic-Paket“ beinhaltet den Ersatz der taktischen 3D- und 2D-Rundsuchradaranlagen der Fregatten F215 „Brandenburg“, F216 „Schleswig-Holstein“, F217 „Bayern“ und F218 „Mecklenburg-Vorpommern“. Das Koblenzer Beschaffungsamt weist in seiner Pressemitteilung darauf hin, dass diese Radaranlagen „als weltweites Alleinstellungsmerkmal“ zukünftig über eine aktive, nicht rotierende Antenne zur IFF-Abfrage über große Reichweiten verfügen werden (IFF = Identification Friend or Foe/Freund-Feind-Erkennung).

Parallel soll – so das BAAINBw – eine umfangreiche Modifizierung des Führungs- und Waffeneinsatzsystems (FüWES) zur Integration der neuen Systeme erfolgen. Die Modifizierung des FüWES werde die Resilienz gegenüber modernen Cyber-Bedrohungen erheblich stärken und die Grundlage für die Modernisierung weiterer Fähigkeiten der Fregatten F123 bilden, schreibt dazu das Amt. Weiter heißt es in der Pressemitteilung: „Wo immer möglich, wird von Hersteller-unabhängigen und offenen Standards Gebrauch gemacht.“

Die sukzessive Bereitstellung der vier modernisierten deutschen Fregatten ist laut BAAINBw für die Jahre 2024 bis 2027 geplant.

Deutsche Auftragspartner sind Abeking & Rasmussen sowie ESG

Nach Angaben des schwedischen Hauptauftragnehmers umfasst der Vertrag die Lieferung und den Einbau des Führungs- und Waffeneinsatzsystems 9LV von Saab, der Saab-Radare Sea Giraffe 4A und Sea Giraffe 1X, der Saab-Feuerleitanlage Ceros 200 sowie weiterer Systeme von Drittanbietern.

Saab will die deutsche Werft Abeking & Rasmussen (Lemwerder) mit den Schiffbauarbeiten betrauen, das deutsche Unternehmen ESG Elektroniksystem- und Logistik-GmbH (kurz ESG; Fürstenfeldbruck) soll die logistische Unterstützung übernehmen. Der Auftragswert beträgt Saab zufolge etwa 4,6 Milliarden Schwedische Kronen (rund 450 Millionen Euro; Stand Wechselkurs 31. Juli 2021).

Micael Johansson, Präsident und CEO von Saab, erklärte am gestrigen Freitag: „Wir sind stolz darauf, dass Deutschland unser Unternehmen als Anbieter und Integrator von Einsatzsystemen für die zu überholenden Fregatten ausgewählt hat. Dieser Vertrag wird unsere Beziehung zu Deutschland für viele weitere Jahre stärken.“

Erhalt der Einsatzreife über den gesamten Vertragszeitraum hinweg

Wie der Pressemitteilung des Koblenzer Behörde weiter zu entnehmen ist, wurde mit Saab auch ein Vertrag zu Leistungen des Komplexes „Performance Based Logistics“ (PBL) unterzeichnet, der die Einsatzreife in der Nutzungsphase garantieren soll. Das BAAINBw erklärt: „Die Bereitstellung von Ersatz- und Austauschteilen und einsatzbezogenen Teilepaketen sowie die Pflege der technischen Dokumentation und der logistischen Stammdaten einschließlich der vorausschauenden Wartung der Systeme und Anlagen sind Bestandteile des PBL-Vertrages. Dies sichert der Bundeswehr über den gesamten Vertragszeitraum den Erhalt der Einsatzreife bei minimalem eigenen Ressourcen-Aufwand und gleichsam der Industrie den planbaren Erhalt von Know-how und Fertigungskapazitäten.“

Der nächste Schritt sei ein noch in diesem Jahr zu erwartender Vertragsschluss hinsichtlich der Modernisierung des Sensor-Pakets für die Fregatten, so das BAAINBw. Die bisher verwendeten Anlagen zur Elektronischen Kampfführung sollen dabei durch marktverfügbare Produkte ersetzt werden. Diese Maßnahme wird auch die Integration eines Laser-Warn-Systems sowie eine Fähigkeitserweiterung im Bereich der taktischen Datenlinks beinhalten.

Die vier Fregatte zielgerichtet an neue Bedrohungen anpassen

Jürgen Giefer, Projektleiter „Fregatten F123“ im Bundesamt in Koblenz, bewertete die Auftragsvergabe an Saab AB im Anschluss an die gestrige Unterzeichnung der Dokumente folgendermaßen: „Durch den Vertragsabschluss zur Modernisierung der taktischen Radar- und Feuerleitanlagen sowie der Überarbeitung des Segments ,Elektronischer Kampf‘ vereinbart das BAAINBw die ersten einer Reihe von Maßnahmen, um die Fregatten der Klasse 123 zielgerichtet an neue Bedrohungen anzupassen und deren Einsatzbereitschaft bis ins Jahr 2035 sicherzustellen.“

Weitere Pakete für den Bereich „Abwehrmaßnahmen gegen Bedrohungen aus der Luft und Über-/Unterwasser“ (AWW-Paket „Above Water Warfare“ und ASW-Paket „Anti Submarine Warfare“) sollen zeitnah folgen. Damit wird laut BAAINBw die operative Verfügbarkeit aller Einheiten der Klasse F123 – insbesondere im Bereich „Verbands-ASW“ – mindestens bis zum Fähigkeitsübergang auf die Klasse F126 mit geplanter Indienststellung der ersten Einheit dieser Klasse im Jahr 2028 garantiert.


Zu unserer Bildsequenz:
1. Die vier Fregatten der Klasse F123 werden modernisiert. Damit soll laut BAAINBw ihre operative Verfügbarkeit mindestens bis zum Jahr 2028 sichergestellt werden. Die Aufnahme zeigt die F216 „Schleswig-Holstein“ im September 2010.
(Foto: Eugenio Castillo Pert/Wikipedia/Wikimedia Commons/unter Lizenz CC BY-SA 3.0 –
vollständiger Lizenztext: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)

2. Soldat der schwedischen Marine am Führungs- und Waffeneinsatzsystem (Combat Management System) 9LV von Saab. 9LV wurde ursprünglich für den Marineeinsatz in der Ostsee entwickelt.
(Foto: Saab AB)

3. Saab-Schiffsradar Sea Giraffe 1X. Giraffe 1X ist ein im X-Band arbeitendes dreidimensionales Radar kurzer Reichweite für eine bodengestützte Luftverteidigung und eine Frühwarnung beispielsweise gegen Raketenbeschuss. Das ebenfalls im Vertrag mit Saab enthaltene Radar Sea Giraffe 4A ist ein Multifunktionsradar im S-Band mittlerer bis großer Reichweite.
(Bild: Saab AB)

4. Saab-Feuerleitanlage Ceros 200. Die Aufnahme wurde im Juli 2015 an Bord einer Fregatte des ANZAC-Bauprogramms (gemeinsames Fregattenprojekt der australischen und neuseeländischen Marine) gemacht. Ceros 200 ist ein im J-Band arbeitendes maritimes Feuerleitradar. Das System bietet zusätzlich zum Radar eine autonome elektro-optische Zielverfolgung mittels infrarotempfindlicher Kamera und einem Laser-Entfernungsmesser. Ceros 200 kam Anfang der 1990er-Jahre auf den Markt.
(Foto: Saab Australia)


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