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Leipzig/Koblenz. Depressionen gehören zu den häufigsten und hinsichtlich ihrer Schwere am meisten unterschätzten Leiden. In Deutschland erkranken jedes Jahr 5,3 Millionen Menschen an einer behandlungsbedürftigen Depression. Menschen aller Altersgruppen, Berufe und sozialer Lagen sind betroffen – auch Militärangehörige. Jetzt haben die deutschen Streitkräfte und die Stiftung Deutsche Depressionshilfe gemeinsam das Bündnis „Psychische Gesundheit in der Bundeswehr“ ins Leben gerufen. Ziel ist es, die Versorgung von psychischen und insbesondere depressiven Erkrankungen bei Bundeswehrsoldaten zu verbessern. Die Initiative will über Depression aufklären, Vorurteile abbauen und Betroffene schneller in Behandlung bringen.

Dazu erklärt Professor Ulrich Hegerl, Vorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe: „Depression ist eine echte Volkskrankheit. Doch obwohl es gute und wirksame Behandlungsmöglichkeiten gibt, erhält nur eine Minderheit der Betroffenen die optimale Unterstützung. Hier gibt es ein großes Verbesserungspotenzial. Organisationen und Unternehmen können viel dazu beitragen, dass depressiv erkrankte Mitarbeiter rascher in eine professionelle Behandlung kommen und neben großem Leid auch Kosten vermieden werden.“

Die Bundeswehr hat in den vergangenen Jahren viel bei der Behandlung von psychisch erkrankten Soldaten geleistet, speziell bei Posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS), die mittlerweile zuverlässig erkannt und hochwertig therapiert werden können. „Da Bundeswehrangehörige genauso wie die Bevölkerung in Deutschland von depressiven Erkrankungen betroffen sein können, wollen wir auch auf dieses Krankheitsbild unseren Fokus legen“, begründet Generaloberstabsarzt Dr. Ulrich Baumgärtner, Inspekteur des Sanitätsdienstes der Bundeswehr, die Zusammenarbeit mit der Stiftung. „Mit dem Bündnis ,Psychische Gesundheit in der Bundeswehr‘ haben wir die Möglichkeit, innerhalb der Streitkräfte mehr Wissen über die Erkrankung Depression zu sammeln und damit wissenschaftlich fundiert Früherkennung und Behandlung weiter zu verbessern.“

Aktionstage zunächst an acht Standorten der Bundeswehr

Im Rahmen des Projekts soll nun der sogenannte „Vier-Ebenen-Ansatz“ zur besseren Versorgung von Menschen mit Depressionen und der Prävention von Suiziden für die Bundeswehr adaptiert werden. Die Stiftung Deutsche Depressionshilfe setzt diesen Ansatz seit vielen Jahren erfolgreich ein. Geplant sind zudem an den acht Bundeswehrstandorten Berlin, Bonn, Leipzig, München, Münster, Rostock, Rotenburg (Wümme) und Stadtallendorf Aktionstage zum Thema „depressive Erkrankungen“. Das „Bündnis für psychische Gesundheit“ will dabei folgende Angebote machen:

Fortbildungen zu Depression für medizinisches und psychologisches Fachpersonal der Bundeswehr: Truppenärzte sowie Truppenpsychologen sollen in Schulungen der Stiftung Deutsche Depressionshilfe ihr Wissen zu depressiven Erkrankungen vertiefen. Zudem wird eine Vernetzung mit den regionalen Bündnissen gegen Depression angestrebt.

Schulungen von Multiplikatoren: Häufig besteht große Unsicherheit im Umgang mit Bundeswehrangehörigen, die psychisch belastet erscheinen und möglicherweise von Depression betroffen sind. Deshalb sollen weitere wichtige Berufsgruppen wie das Führungspersonal an den Standorten, Personalverantwortliche der Kompanien, Verbände und Kommandobehörden, Angehörige regionaler sozialer Dienste der Bundeswehr sowie Seelsorger zum Bereich „Depression und Suizidalität“ fortgebildet werden.

Online-Programm für Bundeswehrpersonal mit leichteren Depressionsformen: Das Online-Programm „iFightDepression“ der Stiftung Deutsche Depressionshilfe unterstützt Betroffene beim eigenständigen Umgang mit den Symptomen einer Depression und gibt praktische Hinweise für den Alltag. Durch Übungen lernen Nutzer beispielsweise, den Tag zu strukturieren und negative Gedankenkreise zu durchbrechen. Das Programm ist auf die besonderen Bedürfnisse der Bundeswehr angepasst worden.

Bundeswehrinterne Aufklärungs- und Informationskampagne: Mit einer Aufklärungskampagne soll der Wissensstand der Soldaten bezüglich Depression verbessert werden. Betroffenen will die Kampagne Mut machen, sich professionelle Hilfe zu suchen. Hierbei kommen unter anderem Plakate und Flyer über Depression an den beteiligten Standorten zum Einsatz. Zudem widmen sich die internen Bundeswehrmedien intensiv diesem Thema.

Das gemeinsame Projekt soll drei Jahre laufen. Bestandteil wird eine wissenschaftliche Evaluation der im Schwerpunkt im Jahr 2022 durchgeführten Interventionen durch das Forschungszentrum „Depression“ der Stiftung Deutsche Depressionshilfe sein.


Kompakt                                  

Ziel der 2008 gegründeten Stiftung Deutsche Depressionshilfe ist es, einen wesentlichen Beitrag zur besseren Versorgung depressiv erkrankter Menschen und zur Reduktion der Zahl der Suizide in Deutschland zu leisten. Vorstandsvorsitzender ist Prof. Dr. Ulrich Hegerl, der auch die Senckenberg-Professur an der Goethe Universität Frankfurt am Main innehat. Die Schirmherrschaft hat der Entertainer und Schauspieler Harald Schmidt übernommen.

Neben Forschungsaktivitäten bietet die Stiftung Betroffenen und Angehörigen vielfältige Informations- und Hilfsangebote wie das Diskussionsforum „Depression“ und das deutschlandweite Info-Telefon „Depression“ (0800 33 44 5 33).

Unter dem Dach der Stiftung koordiniert das Deutsche Bündnis gegen Depression zahlreiche lokale Maßnahmen: In rund 90 Städten und Kommunen haben sich Bündnisse gebildet, die auf lokaler Ebene Aufklärung über die Erkrankung leisten.


Unser Symbolbild „Depression“ stammt aus dem Bildangebot von Pixabay.
(Foto: photosforyou/unter Pixabay License = freie kommerzielle Nutzung, kein Bildnachweis erforderlich)


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